Sorted: In der Raveszene angesiedelter Independent-Thriller in originellem, schrillen Look.
Elektrisierender, nicht immer spaßiger Joyride durch die Londoner Rave-Szene eines Jungen vom Lande, der die Lebens- und Todesumstände seines Bruders erforscht. Das Spielfilmdebüt von Alex Jovy, selbst DJ und Anwalt, sollte der angepeilten, jugendlichen Zielgruppe durch seinen exzessiven, spielerischen Umgang mit filmischen Mitteln- von Zeitraffer über schräge Kamerawinkel und „gescratchte“ Schnitte bis hin zu digitalen Verformungseffekten a la „T2“ -, die vor allem, aber nicht nur, die Wirkung von Drogen illustriert, und seinen gut bestückten Soundtrack gefallen.
Als Eingangssong begleitet „2“ den staunenden Neuankömmling Carl (sehr sympathisch: Matthew Rhys) in der U-Bahn nach Green Park und durch die belebten Straßen zum ultramodernen Appartmentkomplex seines verstorbenen Bruders Justin, wo ihn dessen Freundin Sunny (noch ein wenig unsicher: das Schauspieldebüt für Model Sienna Guillory) überrascht. Für die Nacht steht ein Besuch des Clubs an, von dessen Dach Justin in den Tod gestürzt ist. Dort beginnt die Initiation von Carl in die Szene. Durch einen düsteren, ruhigen Gang öffnet sich die Tür zur von grellen Lichtern durchzuckten, lauten Rave-Party, wo die Anhänger des Guru-DJs ekstatisch tanzen. Den DJ, der nette Transvestit Martin, das drogensüchtig-tragische Partygirl Tiffany (Fay Masterson), den pudelbemützten „Chemiker“ und andere Freunde seines Bruders lernt er noch kennen bei der Rave-Totenfeier im Pub, genau wie den in Versen sprechenden, undurchsichtigen Damian („Rocky Horror Picture Show“-Legende Tim Curry in einer seiner überkandidelten Bösewicht-Performances). Nach einem von Martin verpassten Make-Over (über Carls Krawatte hatte sich ohnehin jeder lustig gemacht), weiteren Club- Besuchen und dem Test diverser zu schnüffelnden bzw. einzuwerfenden Substanzen, die ihm gute und böse Trips bescheren, ist er aufgenommen in der Szene, hat eine Menge über seinen Bruder herausgefunden und eine Menge Probleme am Hals: Sunny, in die er sich verliebt hat, hat ihn in flagranti mit Tiffany erwischt und Damian will ihn wegen einer Diskette mit seinen aufgezeichneten Drogendeals eine Überdosis verpassen.
Mag die Story nicht immer besonders stringent erzählt, Figuren und Situationen nicht eben klischeefrei und eindimensional sein - der sympathischen, frischen Darstellerriege zu- und die aufregende Optik anzusehen, macht Spaß. Durch geschicktes Marketing sollte Advanced den vor allem in den pulsierenden Clubszenen (ein sehr schönes Gemeinschaftswerk von Kamera, Produktionsdesign und Regie) gelungenen, zwischen dramatischen, witzigen, spannungs-, und sogar actionreichen Momenten oszillierenden Szenefilms mit zarter Lovestory und kriminalistischem Plot - eine Art umgedrehter „Jack rechnet ab“ - an die Zielgruppe bringen. Der Soundtrack ist nicht nur Beiwerk,sondern treibt die Tanzenden und auch die Geschichte und das Publikum voran. Neben diversen elektronischen Dancetiteln u. a. von Leftfield und Morcheeba finden sich auch Klassiker wie „Happy Together“ von den Turtles und Elvis‘ „Don’t Be Cruel“.
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