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Solo für Sanije - Die wahre Geschichte der "Solo Sunny"

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Solo für Sanije - Die wahre Geschichte der "Solo Sunny": Doku über das aufregende deutsch-deutsche Leben der Sängerin Sanije Torka, die Vorbild für Konrad Wolfs legendären Defa-Film "Solo Sunny" wurde.

Poster

Solo für Sanije - Die wahre Geschichte der "Solo Sunny"

Handlung und Hintergrund

Alexandra Czok legt ein Dokuporträt der Sängerin Sanije Torka vor, die Vorbild für Konrad Wolfs legendären Defa-Film „Solo Sunny“ wurde, der 1980 bei der Berlinale ausgezeichnet wurde. Ausschnitte aus „Solo Sunny“, Aufnahmen aus Sanijes Wohnung und Berliner Schauplätzen und Sanijes Kommentare, stellen direkte Verbindungen zwischen Kultfilm und ihrem wildem Leben her. Czok hält mit flüssiger Erzählweise, schönen Berlin-Bildern, Studien aus dem Frauenknast und Details am Rande (Gartenzwerg im Regen), einen spannenden Dokumentarfilm in Gang.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Alexandra Czok
Darsteller
  • Sanije Torka
Drehbuch
  • Alexandra Czok
Kamera
  • Jakobine Motz
Schnitt
  • Gudrun Steinbrück

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Ja tatsächlich: „Solo Sunny“, Konrad Wolfs Erfolgsfilm des Defa-Kinos von 1980 aus der Feder von Wolfgang Kohlhaase, basiert auf einer realen Person: Sannije Torka war unangepasst, widerspenstig, eine Künstlerin, die ihr ganz eigenes Leben leben wollte in der DDR. Sie, das Rollenvorbild der Sunny, wird porträtiert in diesem Dokumentarfilm von Alexandra Czok; aber nicht etwa umfassend und facettenreich, sondern ganz subjektiv: indem einfach Sannije ihre Lebensgeschichte erzählen darf.

      Die mäandert wahrhaft kurvenreich durch die Zeiten: strenges Kinderheim, dann irgendwann Schlagersängerin; dann nach der Wende arbeitslos, dann Ladendiebin, jetzt inhaftiert. Ein faszinierendes Leben, von dem man aber das Gefühl hat, dass der Film es nur unzureichend aufbereitet. Die Fiktionalisierung von Sannije durch den Film „Solo Sunny“ etwa wird nur kurz erwähnt, es gibt ein paar Filmausschnitte, die aber kaum auf Parallelen hinweisen. Wie hat Kohlhaase ihr Leben für den Film umgeschrieben? Wie weit gehen die biographischen Momente? Hat sich Renate Krössner, die für ihre Sunny-Rolle den Silbernen Berlinale-Bären gewonnen hat, von der wahren Sannije beeinflussen lassen? Auf solche Fragen geht der Film nicht ein – obwohl der Filmtitel eigentlich anderes verspricht. Was andererseits den Vorteil hat, dass man „Solo Sunny“ nicht kennen muss…

      Auch andere hochinteressante Aspekte in Sannijes Leben hätten als dramaturgischer Aufhänger dienen können: Ihre größte Schuld etwa, dass sie nämlich mit 20 Jahren ihren Sohn weggegeben hat, weil sie sich zu unreif für die Mutterschaft gefühlt hat: das wird in drei Sätzen abgehandelt, Sannije zeigt zwei Fotos von Mike als Baby, und weiter geht’s. Nach versuchter Republikflucht wurde sie verhaftet und als IM angeworben: Jahrelang, bis 1985, stand sie im Dienst der Stasi – nein, sie habe die Leute ja gemocht, da habe sie keinen verraten. Und die, die sie nicht gemocht hat?

      Nach der Wende, Anfang der 90er, war sie arbeitslos. Und begann, als Ladendiebin zu arbeiten, das sah sie als ihren Job an, dem sie akribisch nachging – schon zu DDR-Zeiten war sie wohl kleptomanisch veranlagt. Wie ernst sie aber diese Arbeit nahm, erläutert erst das Presseheft, nicht der Film: dass sie Ladendiebstahl richtiggehend studierte, in der Staatsbibliothek alle einschlägige Literatur las… Dafür bekam sie dann zwei Jahre Haft aufgebrummt.

      So ist dieses Porträt einer Widerspenstigen, die sich nicht hat zähmen lassen, ein Film der verpassten Chancen. Über weite Strecken ist es schlicht eine Frauenknacki-Dokumentation mit kommentarlos betrachtenden Bildern aus dem Knastalltag. Hier im Gefängnis gefalle es ihr gut, sagt Sannije, sie habe eine frühzeitige Entlassung abgelehnt, weil sie sich für die anschließende Bewährungszeit ihrer eigenen Person nicht sicher genug sei. Und als Freigängerin habe sie mehr Freiheiten als in der DDR. Doch auch ein solches Bekenntnis ist fast ohne wirklichen Erkenntniswert: denn auch über diese ganz eigentümliche Lebenseinstellung erfährt man nichts weiteres.

      Sannije erzählt von sich selbst, ganz subjektiv, und Czok will damit wohl eine besondere Nähe zu ihrer Protagonistin herstellen. Doch der Preis für diese Inszenierungsstrategie ist eine gefühlte Unvollständigkeit, das Gefühl, lange nicht genug zu erfahren über diese launische, hysterische, depressive, lebenslustige, faszinierende, freiheitsliebende Person. Ein Blick aus größerem Abstand hätte ein umfassenderes Bild ergeben.

      Fazit: Dokumentarfilm über eine vielschichtige, vielseitige, faszinierende Frau – der aber die falschen Schwerpunkte setzt und dessen Subjektivität zu Eindimensionalität wird.
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    2. Solo für Sanije - Die wahre Geschichte der "Solo Sunny": Doku über das aufregende deutsch-deutsche Leben der Sängerin Sanije Torka, die Vorbild für Konrad Wolfs legendären Defa-Film "Solo Sunny" wurde.

      Das aufregende deutsch-deutsche Leben der Sängerin Sanije Torka, die Vorbild für Konrad Wolfs legendären Defa-Film „Solo Sunny“ wurde.

      Eine attraktive Frau im Rentenalter im offenen Strafvollzug im Frauenknast Tegel, die sich als „studierte“ Ladendiebin bezeichnet, ist ein Phänomen, dem man nicht alle Tage begegnet. Die Frau, die sich in Alexandra Czoks aufregendem Dokuporträt „Solo für Sanije“ so unangepasst wie umtriebig bewegt und aus ihrem Leben erzählt, ist die 1944 geborene Sanije Torka, die sich in der ersten und letzten Szene des Films hingebungsvoll wie ein Teenager schminkt und deren Maxime lautet: „Regeln übertreten macht Spaß.“

      Findelkind Sanije wuchs in einem Heim in Potsdam auf, das sie mit 17 Jahren verließ, war verheiratet mit einem Mann, der in den Westen floh, gab ihren Sohn, den sie bis heute nicht wiedergesehen hat, „leichtfertig“ weg und schlug sich in den 60er- und 70er-Jahren als Sängerin und Entertainerin durch. Eine echte Bohémienne, genoss sie relativ liberale Zeiten in Ostsee-Hotels in Rostock, auf der Leipziger Messe und auf einer Russland-Tournee und fand in der DDR „alles zu schwach für mich“. Sanije war eine rebellische Frau im Geist der Autorin Brigitte Reimann („Franziska Linderhand“). Die Wende brachte die Leere, gegen die Sanije, die sich an kein bürgerliches Leben anpassen wollte und konnte, anging: als Ladendiebin, die die Beute großzügig verteilt.

      Was der Film an kulturhistorischem Mehrwert bietet, ist Konrad Wolfs „Solo Sunny“, der Renate Krössner 1980 den Silbernen Bären der Berlinale einbrachte. Sanije hatte Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase (der heute mit Andreas Dresen arbeitet) 1969 kennengelernt, sie diente ihm als Vorbild für Sunny, die allem widersprach, was in der DDR auf Linie gelebt werden sollte. Erwähnt werden durfte Sanije nur als Beraterin. Ausschnitte aus „Solo Sunny“, Aufnahmen aus Sanijes Wohnung und Berliner Schauplätzen und Sanijes Kommentare, stellen direkte Verbindungen zwischen Kultfilm und wildem Leben her. Alexandra Czok hält mit flüssiger Erzählweise, schönen Berlin-Bildern, Studien aus dem Frauenknast und Details am Rande (Gartenzwerg im Regen), einen spannenden Dokumentarfilm in Gang. Wie ihre Heldin, die sich erinnert: „Das war’s, was ich eigentlich wollte - du bist der Mittelpunkt.“ Sehenswert. ger.
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