Smalltime / Where's the Money, Ronnie: Zwei Filme vom "TwentyFourSeven"-Regisseur Shane Meadows. Witziger und sozialkritischer Blich auf kleine Gauner.
Die Vitalität des englischen Kinos ist dem Fußball der Nation vergleichbar. Selbst die Zweitligen bieten dynamischere, angriffslustigere Szenen als bei uns die meisten Bundesligisten. Kein Wunder, daß in jedem britischen Spielfilm Fußball in irgendeiner Form auftaucht. Als Zweitligist des Films kann man dem 25jährigen Shane Meadows betrachten, der 1998 mit „Twenty-Four Seven“ auffiel, seiner zweiten Regiearbeit, und dessen Debütfilm, gekoppelt mit einem seiner 25 Kurzfilme, als Doppelprogramm nachgereicht wird.
Meadows‘ Heimat im Wortsinn sind die Industriereviere der Midlands, „dirty old towns“ wie Sneinton in der Nähe von Nottingham, wo sich das Leben zwischen Wohnküche, Pub, Imbißstand, Flohmarkt und Gymnastikkurs seit Generationen nicht geändert hat. Im Kurzfilm („Ronnie“) montiert Meadows Verhöraussagen mit dem realen Geschehen eines Überfalls und ironisiert das Ganze mit dem 60er Hit „Lazy Sunday Afternoon“. In „Small Time“ beobachtet er den Alltag einer Gruppe ziemlich debiler Kleinkrimineller, die als Robin Hoods für Arme klauen, saufen, streiten, tanzen und beim dämlichsten Überfall seit dem Postraub gefaßt werden, während sich einer von ihnen mit Frau, Kindern und Staubsauger im Hoover-Kleinbus absetzen kann.
Meadows, als Jumbo der größenwahnsinnige Anführer der Gurkentruppe, filmt das alles wie aus der Küchenspüle heraus, mit viel Sinn für den derben Humor seiner „fucking“-Arbeiterklasse, deren Wortwitz selbst in einer kleinen Produktion wie dieser vergleichbare deutsche Filme um Längen schlägt. Filmisch Fingerübungen Meadows‘, ist dieser Babybruder von „Bube, Dame, König, Gras“ der ideale Abendfüller für alle, die wissen wollen, woher Michael Owen, David Beckham oder Alan Shearer und Goalkeeper David Seaman stammen. Für Programmkinobesucher jenseits von Shakespeare und Oscar Wilde. ger.