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Séraphine

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Séraphine: Künstlerporträt über die eigenwillige Vertreterin der naiven Malerei, Séraphine Louis.

Poster

Séraphine

Handlung und Hintergrund

Der deutsche Kunstsammler Wilhelm Uhde, der als Entdecker von Picasso und Rousseau gilt, zieht sich vom hektischen Alltag in Paris zurück in das unscheinbare Städtchen Senlis. Dort stellt er die eigenartige Haushälterin Séraphine Louis an und entdeckt schon bald ihr künstlerisches Talent. Uhde ist fasziniert von ihrem unkonventionellen, unprätentiösen Malstil und beginnt sie zu fördern. Dadurch verhilft er der zumeist belächelten schlichten Frau zu etwas mehr Bekanntheit. Heute wird sie als eine der wichtigsten Vertreterinnen der naiven Malerei anerkannt.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Martin Provost
Produzent
  • Milena Poylo,
  • Gilles Sacuto
Darsteller
  • Yolande Moreau,
  • Ulrich Tukur,
  • Anne Bennent,
  • Geneviève Mnich,
  • Nico Rogner,
  • Adélaïde Leroux,
  • Serge Larivière,
  • Françoise Lebrun
Drehbuch
  • Martin Provost
Musik
  • Michael Galasso
Kamera
  • Laurent Brunet
Schnitt
  • Ludo Troch
Casting
  • Brigitte Moidon

Bilder

Kritiken und Bewertungen

4,0
1 Bewertung
5Sterne
 
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4Sterne
 
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3Sterne
 
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2Sterne
 
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Kritikerrezensionen

    1. Der französische Film „Séraphine“ von Regisseur Martin Provost hat 2009 sieben Césars gewonnen. Mit der belgischen Schauspielerin Yolande Moreau in der Titelrolle ist ein wunderschönes Porträt einer Künstlerin entstanden, über deren Leben bislang wenig bekannt war. In diesem Biopic vereinen sich inszenatorisches Talent mit akribischer Sorgfalt und mutiger Subjektivität in der Annäherung an eine Persönlichkeit, die sich wie eine zarte und seltene Blüte entfaltet. Moreaus lebendige und vielseitige Darstellung, die die Künstlerin nicht verklärt, prägt sich ein.

      Beseelt von religiösem Glauben und tiefer Liebe zur Natur, schuf Séraphine Louis, auch Séraphine de Senlis genannt, in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ohne Ausbildung farbenfrohe Bilder mit Blättern und Blüten als Leitmotiv. Von ihrer Anerkennung als Künstlerin bekam sie zu Lebzeiten wenig mit, denn sie verbrachte die letzten elf Jahre ihres Lebens in einer psychiatrischen Anstalt. Dort starb sie 1942 im Alter von 78 Jahren.

      Im Film dauert es lange, bis die barfüßige Putzfrau, die Böden wischt, Laken wäscht und in einer Metzgerei hilft, in ihrem dunklen Zimmer ein kleines Holzbildchen malt. Zunächst eilt sie in leicht gebückter Haltung, ein dünnes Tuch über den Schultern, von Arbeit zu Arbeit. Die Eigentümerin eines großen Hauses weist sie an, künftig für ihren neuen Mieter zu putzen. Die scheue Séraphine beobachtet den Deutschen mit aufmerksamer Neugier und wachsender menschlicher Anteilnahme.

      Séraphine füllt in der Metzgerei ein wenig Blut in ein mitgebrachtes Fläschchen, aus der Kirche nimmt sie Kerzenwachs mit, auf den Wiesen pflückt sie Blumen und Kräuter, die sie im Mörser zerstampft, mit den anderen Zutaten und ein wenig weißer Farbe aus dem Krämerladen mischt. Dann malt sie Äpfel auf ein Holzbrettchen, indem sie die Farbe mit kreisendem Finger darauf verreibt. Es sind diese bedächtigen Beobachtungen, die so anregend auf die Sinne wirken, als sei man Teil des Geschehens.

      Yolande Moreau spielt die Putzfrau als schrullige, geduckte Person, die gleichwohl mit jugendlicher Kraft auf Bäume klettert oder mit kindlicher Verzückung ins Blätterdach schaut. Einmal liest sie einen Zettel laut vor, den Uhde ihr hinterlässt, um sich gestikulierend in seine Welt hineinzuversetzen. Der Kunstsammler und seine Schwester, die von Anne Bennent gespielt wird, sind die ersten Menschen, die sie mit Respekt behandeln. Die verletzliche Frau entwickelt hohe Ansprüche an ihr neues Leben. Ulrich Tukur spielt Uhde als spröden und ambivalenten Menschen, der Séraphine zwar sehr nahe kommt, sie aber doch in schwierigen Zeiten aus den Augen verliert.

      Fazit: In dem unscheinbaren Leben der Malerin Séraphine de Senlis entdeckt dieser Film einen blühenden Garten, der staunen lässt.
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    2. Séraphine: Künstlerporträt über die eigenwillige Vertreterin der naiven Malerei, Séraphine Louis.

      Der große César-Abräumer zeichnet das beeindruckende Porträt der französischen Putzfrau und Malerin Séraphine Louis, eine zentrale Vertreterin der naiven Kunst.

      Wie so vielen Franzosen war Séraphine Louis kein Begriff für Regisseur Martin Provost, der erst einmal Daten sammelte, um in die geheimnisvolle Welt der Künstlerin einzudringen. Ein Kinostoff par excellence, denn hier geht es nicht um den linearen Aufstieg eines Talents, sondern um den tragischen Werdegang eines Menschen in seiner Widersprüchlichkeit und seiner nur sehr schwer zugänglichen Welt, kein Leben als Abfolge starker Momente, sondern eine Aneinanderreihung von vordergründigen Nichtigkeiten des Alltags und Rätseln um eine Person, die nicht in das Image des visionären Künstlers passt. Dabei war Séraphine Louis eine Visionärin, für die das Malen so wichtig war wie Essen und Trinken.

      Eingeführt wird sie als Haushälterin des deutschen Kunstsammlers Wilhelm Uhde (Ulrich Tukur), der 1912 in das französische Städtchen Senlis zieht, um fernab vom Pariser Trubel sich dem Schreiben zu widmen. Die eigenwillige Séraphine wäscht und kocht bei ihm und anderen Familien. Jede freie Minute verbringt sie mit Malen, aus geklautem Blut beim Metzger und flüssigem Wachs aus der Kirche rührt sie nächtens ihre Farben an. Als Uhde eines ihrer Bilder sieht, fördert er ihre Arbeit und macht der von den Nachbarn belächelten Frau Hoffnung auf eine große Karriere. Der Entdecker von Picasso und Henri Rousseau plant eine Ausstellung in der Seine-Metropole und Séraphine genießt die finanzielle Fürsorglichkeit des Mentors. Ihre Flucht in die psychische Erkrankung und der Erste Weltkrieg, der Uhde zwingt, Frankreich zu verlassen, beenden die Hoffnung auf eine Weiterführung ihres Werks.

      Nüchtern und mit einer gewissen Zurückhaltung beobachtet Provost, wie die Autodidaktin die ihr verbleibende Zeit wie eine Wahnsinnige nutzt und zeigt sie als eine von mystischen Mächten Getriebene und Uhde als ambivalente Persönlichkeit, die trotz Integrität und moralischer Stärke menschlich versagt. Dabei arbeitet er mit relativ statischer Kamera und langen Einstellungen, es zählt die Stille, nicht der Dialog. Warme Farben dominieren nur in Séraphines Bildern, bei Ausstattung und Kostüm herrschen kühle Farbe wie blau, schwarz und grün vor, kein weiß. Dreh- und Angelpunkt dieses berührenden Biopics ist die in Brüssel geborene Yolande Moreau (César als Beste Schauspielerin und Nominierung für den Europäischen Filmpreis) in ihrer Unförmigkeit und stoischen Ruhe. Eine Frau ganz unten auf der sozialen Leiter, die aber in der Kunst ihrer Zeit voraus war. mk.
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