Schnee in der Neujahrsnacht: Poetisches Großstadtmärchen zur Sylvesternacht im Jahr 2000.
Das Millenniumsfieber macht auch nicht vorm Kino Halt. Am 31. Dezember 1999 fordert ein Berliner DJ seine Höhrer auf, die letzte Nacht des Jahrhunderts zu einer Nacht der Wunder zu machen. Das blaue Wunder in diesem poetischen Großstadtmärchen erlebt Ex-Knacki Jürgen Tarrach, der auf seiner ersten Tour als Busfahrer plötzlich eine schwangere Russin und einen toten Koks-Dealer am Hals hat.
„Ein romantischer Film über eine romantische Nacht in einer unromantischen Stadt“ beschreibt Thorsten Schmidt sein Erstlingswerk, das sich wohltuend von üblichen Krach-Komödien deutscher Provenienz abhebt. In diesem magischen Beziehungsreigen mit episodenhaftem Charakter, Action und Humor geht es um diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, um Verlierer in der Liebe, die irgendwann ihre Ängste über Bord werfen, um das Prinzip Hoffnung und jede Menge Zufälle. Die Fäden in der Nacht der Nächte, die als Katalysator dient, laufen bei DJ Zippo zusammen, der- ganz altmodisch - nur Vinyl-Platten spielt. Während seiner Sendung verknüpfen sich die Schicksale verschiedener Menschen. Da ist Ex-Knacki Toto, der in der Sylvesternacht als Busfahrer beginnt und sich mit der schwangeren Russin Natalia auf der Suche nach dem Vater ihres Kindes und einem toten Drogenkurier mit einem Koffer voller Koks Ärger einhandelt; Ex-Pilot Rory, der eifersüchtig im selbst gebastelten Heißluftballon über Berlin treibt und seine ungetreue Frau erschießen will; die einsame Nora, die drei Jahre auf ihren inhaftierten Freund (Knast-Kumpel von Toto), wartete und jetzt eine herbe Enttäuschung erlebt, Zippo, der nicht weiß, wie er ihr seine lang gehegten Gefühle offenbaren soll.
Der Gewinner des Studentenoscars 1998 („Rochade“) baut den Film wie einen Countdown auf. Zu Beginn ist es genau 12 Uhr „in der alten neuen Hauptstadt - der Stadt der Verrückten, der Träumer, der Verliebten“ und „on air“ erleben Zippos Zuhörer das Treiben auf den Straßen. Die 719 Minuten bis zum Jahrtausendwechsel sind angefüllt mit skurrilen Typen, Herzschmerz, guten Vorsätzen, heißen Verfolgungsjagden und - nicht zu vergessen - einem aus dem Zoo ausgebüchsten Bären, der eine Vorliebe für Likör entdeckt. Jungregisseur Schmidt zur Seite stand Producer Christian Granderath („
Der Totmacher„), Produzent Norbert Sauer, der die UFA-Filmproduktion für den Kinofilmbereich neu aufbaut und Altprofi Kameramann Klaus Eichhammer („23“, „Die Apothekerin“). Bei den Schauspielern verzichtete man weise auf einen Superstar, setzte auf das Ensemble-Spiel zwischen Jürgen Tarrach und der Russin Tamara Simunovic, dem Rock-Sänger Eric Burden und Barbara Rudnik als Gattin und auf Hannes Jaenicke mit verführerischer DJ-Stimme. „Schnee in der Neujahrsnacht“ ist eine poetische Hommage an Berlin, die aber nicht nur in der Hauptstadt den Nerv und das Herz des Publikums treffen sollte. mk.