Ruhe! Hier stirbt Lothar: Heiter-skurrile Tragikomödie um einen Kauz, der aus dem Sterbehospiz fliegt.
Nach ihrem großen Erfolg im Kino mit dem Biopic „Lindenberg! Mach dein Ding“ liefert Regisseurin Hermine Huntgeburt hier eine kleinere, einfallsreich und souverän inszenierte Arbeit fürs Fernsehen, wie so oft mit einem leicht skurrilen Spin. Die Hauptfigur des einsamen Misanthropen ist ein neuer, freundlicher Kauz in der großen Sammlung, die die Regisseurin über die Jahre in ihren Filmen angelegt hat. Ladenbetreiber Lothar interessiert sich nicht für seine Mitmenschen oder Mitarbeiter sondern nur für die Muster und Farben der marokkanischen Fließen, die er vertreibt, und für seinen Hund Bosco, mit dem er in herzlicher Innigkeit lebt. Als ihm aus heiterem Himmel ein tödlicher Lymphdrüsenkrebs attestiert wird, verkauft er Haus und Geschäft, bringt Bosco ins Tierheim, dem er sein ganzes Geld spendet, und zieht ins Sterbehospiz, in dem er die patente, todkranke Rosa kennenlernt, die die bei ihm verschüttete Empathie freilegt. Bald stellt sich heraus, dass Lothar einer Fehldiagnose aufgesessen ist. Er fliegt aus dem Sterbehospiz und muss nun mittellos, eigensinnig, aber emotional geschult durch die sterbende, schroff liebenswerte Rosa in seine bürgerliche Existenz zurückfinden. Große Schauspieler haben sich vor Sebastian Edschmids eindrucksvoller Kamera eingefunden, um dem liebenswert skurrilen Figurenarsenal aus Ruth Tomas an verblüffenden Einfällen reichen Drehbuch Leben einzuhauchen. Theaterstar und Träger des Ifflandrings Jens Harzer verleiht seinem Lothar mit verhalten stoischer Komik Tiefe. Corinna Harfouch spielt längst in einer Klasse für sich. Mit ihren perfekt gesetzten Szenen kehrt sofort Wahrhaftigkeit und Drama in die betont leichtfüßig erzählte Tragikomödie. Vielleicht ist Lothars Lernkurve zum Ende hin zu groß geraten, aber immerhin wird auch in diesem Film von Hermine Huntgeburth gesungen. Jens Harzer empfiehlt sich für mehr mit seinen Karaoke-Künsten. uh.