Ronin: Thriller in siebziger Jahre-Optik, in dem John Frankenheimer mit Versatzstücken des Genres spielt.
Stets ein Garant für ebenso solide wie spannende Kinounterhaltung ist John Frankenheimer in den letzten Jahren zu seinen Wurzeln zurückgekehrt und hat vornehmlich fürs Fernsehen gearbeitet. Mit „Ronin“ begibt er sich jetzt wieder auf ihm bestens vertrautes Terrain. Ähnlich wie schon bei „
Schwarzer Sonntag“ (1978), „Powerplay“ (1990) oder „
Verliebt in die Gefahr“ (1991) dreht sich hier alles um politische Machenschaften, wobei diese im Prinzip nur als Mantel für einen spannenden Thriller herhalten müssen. Mit Robert De Niro, Jean Reno und Jonathan Pryce hochkarätig besetzt, dürfte diese packende Reminiszenz an alte Spy-Movie-Tage auf entsprechendes Interesse beim breiten Publikum stoßen.
Im Zentrum der Geschichte stehen fünf hochspezialisierte Männer, darunter der amerikanische Stratege Sam, der deutsche Überwachungsspezialist Gregor und der britische Militärberater Spence, die im Auftrag der mysteriösen Irin Deirdre in Frankreich einer Verbrecherorganisation einen geheimnisvollen Koffer entwenden sollen.Wer diese Verbrecher sind, wer an dem Inhalt des Koffers interessiert ist und was dieser eigentlich beinhaltet, wird im Verlauf des Films nie geklärt. Der ganze Plot ist somit nichts anderes als ein klassischer McGuffin in der Tradition Alfred Hitchcocks, der zu nichts anderem dient, als Frankenheimer die Gelegenheit zu geben, höchst virtuos mit den Versatzstücken des Genres zu spielen. Obwohl „Ronin“ - der Titel bezieht sich auf die japanische Legende jener 47 Samurai, die es nicht geschafft hatten, ihre Herren zu beschützen und so als Ausgestoßene ihrer Kaste zu einem Leben als Gesetzlose verurteilt waren - eindeutig im hier und heute angesiedelt ist, sieht der von Robert Fraisse vorzüglich schmutzig fotografierte Film wie ein klassischer Kalter-Krieg-Thriller der siebziger Jahre aus. Schon die erste Szene, in der sich die müden, stets qualmenden, welterfahrenen hired guns in einer verruchten Spelunke am Pariser Montmartre treffen, erinnert eher an Frankenheimers „
French Connection II“ aus dem Jahr 1975 als an glattes, zeitgenössisches High-Tech-Kino.
Genau diese Wiederbelebung alter Stilmittel gepaart mit modernstem Kino-Know-How macht den Reiz von „Ronin“ aus. Unter Ausnützung seiner wunderbaren Schauplätze zieht John Frankenheimer alle Register seines Könnens. Ob die wüste Schießerei an der nächtlichen Seine, die Beschattungsaktion im Majestic Hotel von Cannes, die Autoverfolgungsjagden in Nizza und Paris, der Hinterhalt im Kolosseum von Arles oder das furiose Finale bei einer Eisrevue, Katarina Witt inklusive - hier kommt einem Frankenheimers „Botschafter der Angst“ (1962) in den Sinn -, alles ist perfekt getimt, geschnitten und inszeniert. Gibt es bei diesem im besten Sinne des Wortes altmodischen Werk eine Schwachstelle, so ist dies das Fehlen von tiefergehenden Charakterzeichnungen. Robert De Niro und Jean Reno, Stellan Skarsgard und Sean Bean, Jonathan Pryce oder Natascha McElhone, alle Beteiligten meistern ihre Parts vorzüglich, sind im Prinzip jedoch nichts anderes als eindimensionale Typen, deren Motivation - außer, daß die Gangster schnell zu Geld kommen wollen - im Unklaren bleibt. Dieses Manko muß auch für die Produzenten offensichtlich gewesen sein, verpflichteten sie doch David Mamet, unter dem Pseudonym Richard Weisz, das Drehbuch von J.D. Zeik zu überarbeiten. Dennoch kann die UIP, dank der prominenten Besetzung, des verzwickten Plots, in dem sich die Fronten laufend ändern, und der handfesten Action im Januar 1999 mit einem soliden Einspiel rechnen. geh.