Pretty Persuasion ist mal wieder ein Film, der von innen heraus versucht, die amerikanischen Abgründe zu erforschen, zwischen Highschool, Beverly Hills und Gunshootings an Schulen. Doch die Analyse geht nicht besonders tief.
Die Figuren, aber auch die Geschehnisse sind comikhaft überzeichnet. Keine der Figuren weckt Sympathien, alle sind sie auf der Suche nach Vorteilen. Vielleicht sollten sie einem Leid tun in ihrer Einsamkeit, aber nicht einmal das tun sie. Der Film schafft es aber auch nicht, die stereotypen over-the-top Charaktere interessant zu machen oder im besten Falle lustig.
Es herrscht keine Homogenität, keine Aussage vor. Genauso wie man zu Beginn des Films lange gar nicht weiß, wer die Protagonistin ist, werden doch mehrere Stränge gleichdominant nebeneinander her geleitet, so widersprüchlich sind auch die verschiedenen Grundaussagen.
Kimberley wird nicht eindeutig als der Highschoolstar eingeführt, man ist sich anfangs nicht sicher, ob sie die Außenseiterin ist oder doch Mittelpunkt des Geschehens. Sie kümmert sich um eine neue palästinensische Mitschülerin, erklärt dieser aber zunächst, dass sie als letztes als Araberin geboren werden will.
Diese beeindruckt oder auch befremdet von der nicht schweigend wollenden Amerikanerin bleibt bei ihr. Kimberley führt sie in alle Geheimnisse und Offenheiten einer freien Gesellschaft ein. Zunächst geschockt, brechen am Ende auch ihre hohen moralischen Grundsätze.
Der Film biedert sich mit billigen Softpornoeinlagen an. Er schließt sich so in die Kette der Highschool/College-Filme ein, die durch entschiedene Sujetreinheit damit (teilweise) allerdings wesentlich witziger umgehen. Trotzdem unterscheidet sich der Film von diesen perfekt geleckten Filmen. Dem Film sind Ecken und Kanten anzumerken. Ungeschickte Montage und unentschiedene Regie lassen darauf schließen, dass es sich nicht um alte Hasen im Geschäft handelt.
Die Spannungsbögen sind weitläufig ausgebreitet, so dass von Spannung eigentlich nicht mehr die Rede sein kann. Die Auflösung am Schluss, kommt so ungewollt und unverhofft wie der Besuch einer ungeliebten Großtante. Gut, der Schlussmoment, der hier nicht verraten werden soll, hat etwas kraftvolles, doch er hängt sich auch nur an die sinnlose Aneinanderkettung merkwürdiger Vorfälle.
Die Darstellerin der Kimberly ist sehr jung und beeindruckt mit ihrer freimütigen und ungenierten Art. Auch ihre Kolleginnen sind in einigen Momenten überzeugend, doch besonders die erstgenannte, scheitert, wenn es um wahrhaftige Momente geht, außerhalb der übertriebenen zur Schaustellung von Egozentrik.
Der Regisseur versucht mit Pretty Persuasion einen sozialkritischen Film über die Oberflächlichkeit und den Verfall der Familie in Amerika zu machen.
Kimberleys Familie besteht aus einer Mutter am Telefon und einem Vater der kokst, flucht, Pornohotlines anruft und rassistisch ist. Die Stiefmutter versucht nicht sehr engagiert das alles noch irgendwie zusammenzuhalten. Sie ist allerdings nicht viel älter als Kimberley selbst und die ist fünfzehn.
Verzweiflung, die unter der glatten und perfekten Oberfläche wohnt, soll gezeigt werden. Erklärungsversuche sollen gesetzt werden, warum die amerikanische Gesellschaft so ist, wie sie ist. Ein Shooting an einer Schule für Reiche- Amerikas Kinder am Durchdrehen. Die zerrüttete Familie wird angeklagt. Die verzweifelten, egozentrischen Eltern als Ursache und Wirkung.
Die Erwachsenen sind emotional gescheiterte Gestalten und sie bringen Kinder hervor, die seelenwund an nichts anderes glauben können als sich selbst und dabei ihre eigenen Abgründe erforschen müssen.
Trotzdem bleibt der Film nichts sagend und platt.
Fazit: Highschool-lntrigen Film mit dem Versuch nicht nur komödiantische Elemente unterzubringen, sondern auch eine Prise Wahrhaftigkeit. Beides scheitert an schlechter Regie und an dem Glauben, mit äußeren Reizen punkten zu können.