Polizeiruf 110: Silikon Walli: Ein totes Busenwunder stellt das Münchner Polizistenduo vor die Frage nach der Todesursache, vor allem Tauber ist bei diesem Fall ein eifriger Ermittler...
Polizeiruf 110: Silikon Walli: Ein totes Busenwunder stellt das Münchner Polizistenduo vor die Frage nach der Todesursache, vor allem Tauber ist bei diesem Fall ein eifriger Ermittler...
Münchens „Mega-Möpse“ sind tot. Mitten im Hofgarten sind sie ausgestellt; samt ihrer Besitzerin Lo. Sie war für den Busen das, was Moshammer für’s Toupet war. Eigentlich ist Lo kein Fall für die Mordkommission, denn das Busenwunder scheint eines natürlichen Todes gestorben zu sein. Trotzdem geht der Fall Kommissar Tauber (Edgar Selge) näher, als ihm lieb ist: Die Visitenkarte von Los designierter Nachfolgerin ist zwar nicht ganz so voluminös, verbirgt dafür aber ein zartes Pflänzchen, dass in Tauber heftige Beschützerinstinkte weckt. Deshalb ist „Silikon Walli“ aus der ARD-Reihe „Polizeiruf 110“ auch ein eher ungewöhnlicher Krimi, zumal Taubers gleichberechtigte Kollegin Obermaier (Michaela May) hier nur am Rande vorkommt.
Mit einer Menge Ironie und viel Gespür für Zwischentöne schildert Regisseur Manfred Stelzer (nach einem Drehbuch von Wolfgang Limmer), wie Tauber dem zerbrechlichen Zauber von Walli erliegt. Obwohl der notorische Grantler also ganz neue Seiten zeigen darf, sorgt Nadeshda Brennickes Wandlungsfähigkeit für die Überraschung des Films. Ausgestattet mit Atombusen und überzeugendem bayerischem Akzent, ist die junge Schauspielerin, die zuletzt an der Seite Jürgen Vogels in dem Thriller „Das Phantom“ auf ähnliche Weise imponierte, in jeder Hinsicht ein Blickfang.
Allerdings gilt ihrem künstlichen Vorbau auch die Botschaft der Geschichte. Die „Polizeiruf“-Beiträge aus München sind ja stets mehr als bloß Krimis; hier hält Autor Limmer ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Brustvergrößerungen. Er trägt es allerdings vor allem mit Sarkasmus vor, wie schon der Filmtitel nahelegt. Wallis Busen zum Beispiel bedeutet eine derartige Verlagerung des körperlichen Schwerpunkts, dass Treppen eine enorme Herausforderung darstellen. Entsprechende Slapstick-Einlagen sind jedoch die Ausnahme; ansonsten ist der Humor eher von der bissigen Sorte. Die Seitenhiebe gelten aber nicht nur Wallis gierigem Manager (wieder mal eine halbseidene Rolle für Michael Brandner) und der Schönheits-Chirurgie, sondern auch der Klatschpresse. Doch die schönsten Dialoge hat Brennicke als blondblödes Hascherl, das zwar asketisch mit aztekisch verwechselt, aber sonst ein herzensgutes Geschöpf ist. tpg.