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Pazar - Der Markt

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The Market: Drama um einen kleinen Händler am Rande der Türkei, der in Zeiten der Globalisierung unter die Räder kommt.

Poster

Pazar - Der Markt

Handlung und Hintergrund

Anfang der 90er Jahre errichtet die Telefongesellschaft in der Osttürkei Funkmasten für das Mobilfunknetz. Händler Mihram (Tayanç Ayaydin) wittert das große Geschäft, hat aber kein Kapital für die nötigen Lizenzen. Da kommt ihm ein Auftrag des lokalen Krankenhauses recht - flugs veruntreut er das Geld für Impfstoffe, um damit abzusahnen. Leider hat er bei seiner genialen Idee den Markt unterschätzt und nicht bedacht, dass auch die Mafia ein Wörtchen mitzureden hat.

Witzig und dramatisch widmet sich Ben Hopkins nach seinen exzentrischen Werken „Die neun Leben des Tomas Katz“ und „37 Uses For a Dead Sheep“ einer berührend menschlichen Geschichte aus der jüngeren Vergangenheit, in der ein orientalischer Händler die Globalisierung kennen lernt.

Mihram lebt in einem rückständigen Eck der Türkei. Seine Geschäft gehen schlecht. Ein Handyladen soll Erfolg bringen. Vorher muss er aber bei der lokalen Telefongesellschaft eine Lizenz kaufen, die er sich nicht leisten kann. Da schlägt ihm die Ärztin vor, Impfstoff aus dem Nachbarland zu besorgen und sie gibt ihm Geld dafür. Doch seine Spielleidenschaft macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Am Ende muss er die benötigten Medikamente aus einer Krankenhausapotheke entwenden, um in seinem Dorf nicht das Gesicht zu verlieren.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Ben Hopkins
Produzent
  • Roshanak Behesht Nedjad
Darsteller
  • Tayanc Ayaydin,
  • Genco Erkal,
  • Senay Aydin,
  • Hakan Sahin
Drehbuch
  • Ben Hopkins
Musik
  • Cihan Sezer
Kamera
  • Konstantin Kröning
Schnitt
  • Alan Levy

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Regisseur Ben Hopkins verortet seine bitterkomische Geschichte über den gewitzten und gutmütigen kleinen Händler, der auch ein Stück vom großen Kuchen des neuen Marktes abhaben will in der kargen und kalten Landschaft Anatoliens. Hier findet gerade der Erstkontakt statt zwischen uralten Handelstraditionen und den Segnungen und Flüchen der modernen Wirtschaftswelt. Es ist eine Welt, in der alles seinen Preis hat und schon die Jüngsten wissen, mit welchen Tricks sie an ein kleines bisschen Geld kommen können.

      Doch das Leben der kleinen Händler ist gezählt. Die harmlosen Gaunertricks Mihrams, der auf Fragen, woher er die Sachen hat, die er verkauft stets die geheimnisvolle Gegenfrage stellt: „Woher nimmt der Mond sein Licht?“, sind nichts gegen die unmoralischen Strategien des Systems, gegen das er sich vergeblich stemmt. Um im Haifischbecken der Syndikate und Großindustriellen zu bestehen braucht man Ellenbogen und einen dehnbaren Moralbegriff. Beides hat Mihram nicht.

      „Pazar“ ist weit mehr als sein Untertitel verrät. Denn neben einer „kleinen Geschichte des Handels“ ist der Film auch eine kaum verbrämte Globalisierungskritik. Die Welt des Handels wird gezeigt als ein Ort, an dem man mit ehrlicher Arbeit nicht weit kommt. Das zeigt das Beispiel des alten, gebildeten Onkels, der nach 25 Jahren harter Arbeit in Armut leben muss, weil er von der nachkommenden Generation nicht mehr gebraucht wird. Denn die Gesetze des Marktes sind brutal und auf der Strecke bleiben die, die zu gutmütig sind und sich den neuen Geschäftsregeln nicht beugen wollen oder mangels Kapital nicht beugen können.

      Im Falle von „Pazar“ ist es auch eine Welt, in der Frauen scheinbar keinen Zutritt haben. Sie kommen hier nur am Rande vor. Es sind Männer, die kaufen und verkaufen und den Gewinn im Wirtshaus rauchend, trinkend und spielend wieder loswerden. Den Frauen bleibt derweil die Hoffnung, dass genug für sie übrig bleibt, dass die Kinder nicht verhungern. Und so geht der liebenswerte und naive Mihram von seiner Frau ganz unbemerkt langsam zu Grunde. Einen so stillen tragischen Helden hat man lange nicht mehr so überzeugend auf der Leinwand gesehen. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Tayanc Ayaydin für seine Rolle des Händlers Mihram dieses Jahr in Locarno den Darstellerpreis erhielt.

      Fazit: Ein ruhiger und überzeugender Film über einen kleinen Händler, der sich plötzlich mitten im Haifischbecken des neuen Marktes wiederfindet und langsam darin untergeht.
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    2. Pazar - Der Markt: Drama um einen kleinen Händler am Rande der Türkei, der in Zeiten der Globalisierung unter die Räder kommt.

      Im Osten der Türkei in den neunziger Jahren versucht ein kleiner Händler zwischen Tradition und Moderne mit nicht ganz erfolgreichen Tricks Geschäfte zu machen.

      Die Welt ist ungerecht für den Händler Mihram. Während er sich abstrampelt und immer neue Geschäfte wittert, die dann doch nicht funktionieren, halten sich die „Großen“ mit nicht ganz koscheren Methoden über Wasser. Sein geplanter Deal, einem arrivierten Geschäftsmann die Kabel zu verkaufen, die ihm kurz zuvor gestohlen wurden, platzt. Zu Hause warten Frau und Kind auf den Ernährer, der nicht weiß, wie er sie durchbringen soll. Sein neuer Plan ist, einen Handyladen zu eröffnen. Vorher muss er aber bei der lokalen Telefongesellschaft eine Lizenz kaufen, und die kann er sich nicht leisten. Als ihm die Ärztin vorschlägt, Impfstoff aus dem Nachbarland zu besorgen und ihm blauäugig das Geld dafür gibt, eröffnen sich neue finanzielle Perspektiven, glaubt er wenigstens. So verschiebt er Eisenerz über die Grenze und verhökert es für einen Batzen Geld, doch seine Spielleidenschaft macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Am Ende muss er die benötigten Medikamente aus einer Krankenhausapotheke entwenden, um in seinem Dorf nicht das Gesicht zu verlieren.

      Den Engländer Ben Hopkins zieht es nach seiner Dokumentation „37 Uses for a Dead Sheep“ erneut in eine karge Gegend, wo die Tradition wackelt, die Moderne aber noch nicht angekommen ist. Mihram hat noch nichts von Globalisierung gehört und steht für diejenigen, die den alten Regeln folgen, von der Entwicklung überrollt werden. So versteht er in einer exemplarischen Szene nicht, dass man mit der Telekommunikationsgesellschaft nicht handeln kann, sondern Fixpreise bestehen. Auf der anderen Seite scheint es dagegen ganz normal, dass ihm der Grenzbeamte die Zigaretten wegnimmt, um sie selbst zu rauchen. Am Ende seiner langen Reise hat er seine Unabhängigkeit verloren und seine Selbstachtung. Eine bittere Erkenntnis. mk.
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