Anzeige
Anzeige
Für Links auf dieser Seite erhält kino.de ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder blauer Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.
  1. Kino.de
  2. Filme
  3. O Ano em que Meus Pais Saíram de Férias

O Ano em que Meus Pais Saíram de Férias


Anzeige

O Ano em que Meus Pais Saíram de Férias: Brasilianisches Drama über einen Zwölfjährigen, dessen Eltern während der Militärdiktatur 1970 spurlos verschwinden.

O Ano em que Meus Pais Saíram de Férias

Handlung und Hintergrund

Der zwölfjährige Mauro fiebert der Fußballweltmeisterschaft in Mexiko entgegen: Sein Heimatteam aus Brasilien ist haushoher Favorit. Völlig überraschend verlassen seine Eltern ohne weitere Erklärungen das Zuhause und bringen ihren Sohn zu einem älteren Mann in einem jüdischen Viertel. Dort schließt Mauro neue Bekanntschaften, vergisst aber nie, auf die Rückkehr seiner Eltern zu hoffen, mit denen er die WM verfolgen will.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Cao Hamburger
Produzent
  • Caio Gullane,
  • Fabiano Gullane
Darsteller
  • Michel Joelsas,
  • Germano Haiut,
  • Paulo Autran,
  • Daniela Piepszyk,
  • Simone Spoladore,
  • Caio Blat,
  • Liliana Castro
Kamera
  • Adriano Goldman
Schnitt
  • Daniel Rezende

Kritiken und Bewertungen

0 Bewertung
5Sterne
 
()
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
(0)
1Stern
 
(0)

Kritikerrezensionen

    1. In entsättigten Bildern zeigt uns der brasilianische Regisseur Cao Hamburger in seinem Wettbewerbsbeitrag der 57. Berlinale sein Heimatland in den 70er Jahren. Seit 1964 ist die Militärdiktatur an der Macht, doch auf den ersten Blick scheint dies die Bewohner des Landes nur am Rande zu berühren. Der Fußball ist immer noch wichtiger, vor allem, da bald Weltmeisterschaft ist. Doch als eines Tages die kommunistischen Eltern von Mauro mitten im Schuljahr beschließen, in Ferien zu fahren, merkt auch der kleine Junge, das etwas nicht stimmt. Als Mauro beim Großvater, einem orthodoxen Juden, ankommt, ist dieser schon tot. Die Nachbarn kümmern sich zunächst nur widerwillig um den Jungen. Schnell stellt sich heraus, dass dieser eigentlich ein „Goy“ ist, unbeschnitten und ohne Kentniss der jüdischen Sitten und Gebräuche.

      Präzise und humorvoll inszeniert Hamburger, wie Mauro lernt, sich in dieser ihm fremden Welt zurechtzufinden. Am Anfang versteht er weder das Jiddisch, das der Nachbar Shlomo mit ihm spricht, noch den Sinn darin, zum Frühstück Fisch und gesäuertes Brot zu essen. Erst durch den Kontakt zur Nachbarstochter Hanna findet er im orthodoxen Quartier Sao Paulos ein Zuhause.

      Moishele, eine Verniedlichungsform von Moses, nennen die Bewohner den Jungen schnell – wie das ausgesetzte Kind, das schließlich vom Pharao aufgenommen wurde. Dieses Gefühl, ausgesetzt und verlassen worden zu sein, zieht sich als roter Faden durch den Film, denn „Das Jahr, in dem meine Eltern in Urlaub gefahren sind“, scheint kein Ende zu nehmen. Brasiliens Nationalmannschaft um Superstar Pelé steht im Finale gegen Mexiko, doch Vater und Mutter sind immer noch nicht zurückgekehrt. Und die Repressalien gegen die Kommunisten verschärfen sich täglich.

      Über weite Strecken gelingt es Hamburger, in dieser Tragikomödie die Balance zu halten zwischen den großen Gefühlen, den tragischen Momenten, und dem Humor, der in vielen Szenen ganz unerwartet aufblitzt. Vor allem Germano Haiut als Shlomo gelingt es durch seine trockene, fast unterspielte Art, den Film nicht ins Melodramatische abgleiten zu lassen. Vor dem Hintergrund politischer Repressalien feiert der Regisseur das Zusammenleben von Menschen, die aus allen Ecken und Enden der Welt gekommen in Sao Paulo ihre Heimat gefunden haben. Die Musik, eine fröhliche Mischung aus Klezmer- und Samba-Rhythmen, tut ihr übriges dazu, dass die positive Grundstimmung des Films über die tragischen Momente überwiegt.

      Fazit: Stimmig inszenierter Wohlfühlfilm, der die Fußballweltmeisterschaft 1970 und die Zeit der Militärdiktatur in Brasilien aus der Sicht eines 12-jährigen Jungen zeigt.
      Mehr anzeigen
    2. O Ano em que Meus Pais Saíram de Férias: Brasilianisches Drama über einen Zwölfjährigen, dessen Eltern während der Militärdiktatur 1970 spurlos verschwinden.

      Fußball, Politik und Erwachsenwerden - Cao Hamburger gelingt eine wunderbare Momentaufnahme aus der Zeit von Brasiliens Medici-Diktatur.

      „Das Jahr als meine Eltern im Urlaub waren“, Cao Hamburgers Berlinale-Beitrag 2007, schien zunächst im Wettbewerb irgendwie fehl am Platz. Mit einem fußballverrückten Zwölfjährigen als Helden hätte man sich das Werk eher in der Sektion „Generation 14plus“ vorstellen können. Aber nur kurz. Denn schnell wird klar, dass hier, wie einst bei Emir Kusturicas „Papa ist auf Dienstreise“, eine Polit-Parabel erzählt wird, Land und Leute in einer Art Momentaufnahme aus der Sicht eines Heranwachsenden beschrieben werden. Mauros Eltern, die katholische Mutter und der jüdische Vater, müssen im Jahr 1970 als „Kommunisten“ untertauchen. Seit 1964 regiert General Emílio Medici mit eiserner Faust Brasilien, Leib und Leben von Oppositionellen sind gefährdet. Also wird der Sohn im klapprigen Käfer vom verschlafenen Provinzstädtchen Minas Gerais nach Sao Paulo gebracht, ins pulsierende Born-Ritro-Viertel, Schmelztiegel für Einwanderer aus aller Welt.

      Zügig, effizient entwickelt Hamburger seinen Plot, skizziert kurz die Lebensumstände seines kleinen Helden, der behütet aufwächst und dessen Herz für Pelé, Jairzinho und Co. schlägt. Die Weltmeisterschaft in Mexiko steht vor dem Anpfiff und die Brasilianer könnten zum dritten Mal Meister werden. Auf die TV-Übertragung der Spiele freut sich Mauro, die er zusammen mit seinem Papa ansehen möchte. Doch der ist nun weg, untergetaucht, und der Großvater, bei dem er abgegeben werden soll, zwischenzeitlich gestorben. Also kümmert sich Nachbar Shlomo widerwillig um den Jungen, der sich allein in einer ihm fremden Welt wiederfindet. So setzt eine berührende, hintersinnige Fish-out-of-water-Story ein, eine Initiationsgeschichte in deren Verlauf Mauro - Michel Joelsas glänzt als emotionaler Mittelpunkt des Films - lernt, dass es auf der Welt mehr gibt als nur das runde Leder - unter anderem fremde (jüdische) Riten, neugierige Jungs, nette Mädchen, skurrile alte Tanten und aufkeimende Sexualität. Aber so ganz kann, will er sich zunächst nicht auf all das einlassen und bleibt in Opas Wohnung - die Eltern haben ja versprochen, ihn nach ihren „Ferien“ abzuholen.

      Mit viel Liebe, Einfühlungsvermögen (und vielleicht manchmal etwas nostalgisch verklärtem Blick) erweckt der für seine Fernsehserie „City of Men“ vielfach ausgezeichnete Regisseur die (brasilianische) Vergangenheit zum Leben. Räumt auf mit dem Vorurteil, dass das südamerikanische Land außer der Copacabana, Kriminalität und Favelas nichts zu bieten hat. Handwerklich sauber und mit gutem Spannungsaufbau zeigt Hamburger unter vollkommener Aussparung von Bildern der Gewalt wie Diktatur in den persönlichen Alltag eingreift - und wie sich die Betroffenen dagegen zur Wehr setzen. In der vielleicht schönsten Szene bejubeln Studenten das Führungstor der CSSR gegen Brasilien als Triumph des Sozialismus - nur um dann beim 4:1-Sieg der Brasilianer vollkommen aus dem Häuschen zu geraten. geh.
      Mehr anzeigen
    Anzeige