Nicht noch ein Teenie-Film!: Genrespoof auf Teeniefilme im Stil von "High School High" und "Scary Movie".
…möchte man aufschreien, Gnade wird aber nicht gewährt. Ob „Knallharte Jungs“ oder „Freche Biester“, Produktionen von diesseits oder jenseits des Atlantiks, die Zutaten zum Teenfilm-Klamauk bleiben unverändert: Kalauer und Gags liegen unter der Gürtellinie, die Mädels sind proportional zur Oberweite unterbelichtet und die Jungs ausschließlich triebgesteuert. Aber: so einfach das Rezept, so gut stehen im Augenblick die Aussichten an der Kinokasse.
„Nicht noch ein Teenie Film“ jedoch gleich in der Schublade recyclter Altmüll abzulegen, wäre zu einfach. Trotz Cheerleader und Prom Queens, pubertierender Jungs, dem hässlichen Entlein, das eigentlich ein Schwan ist, und dem Schul-Adonis, der ganz plötzlich die inneren Werte des vermeintlich schwachen Geschlechts entdeckt, hat Kino-Debütant Joel Gallen mehr im Sinn als eine weitere Teen-Klamotte. Als erklärter Fan von John Hughes‘ achtzigeger-Jahre-Teen-Turbulenzen („L.I.S.A. - Der helle Wahnsinn“, „Ferris macht blau“) erweist er dem Pausenhof-Pionier einerseits seine Referenz, liefert anderseits eine gnadenlos gallige Genre-Parodie ab, in deren Verlauf er (fast) alle sattsam bekannten Klischees durch den Kakao zieht.
Seine Heldin heißt Janey Briggs und ist das geborene Opfer stutenbissiger Kommentare, wie sie von vollbusigen Campus-Cleopatras und anderen in der Hackordnung der US-Highschools höherstehenden Ladies gerne verteilt werden. Sie trägt ein antiquiertes Brillenmodell, einen Pferdeschwanz, farbverschmierte Latzhosen und beschäftigt sich lieber mit Kunst als den neuesten Make-Up-Kreationen - ganz im Gegensatz etwa zur wohlproportionierten Austauschschülerin (Cerina Vincent), die bevorzugt oben ohne herumläuft. Ideales Kanonenfutter also für eine Wette zwischen den Testosteron-Torpedos Jake und Austin, beide Quarterbacks rivalisierender Footballteams. Jake besteht darauf, dass er es bis zum Ende des Schuljahres schafft, aus dem ungeschickten Trampel, der in der Eingangsszene (un)passenderweise mit einem überdimensionierten Dildo hantiert, die begehrenswerte, umschwärmte Ballkönigin zu machen. Was dem Macho mit weichem Kern freilich letztendlich auch gelingt - und Janey so beim Abschlussball ihren ersten „Zeitlupenauftritt“ zu „Kiss Me“ der Gruppe Sixpence None the Richer absolvieren darf.
Bei Regisseur Gallen steht die John-Hughes-Highschool (!) für den Ort, an dem amerikanische Teenager(alp)träume wahr werden. Der Filmemacher, der bislang als Produzent von MTV-Award-Shows in Erscheinung getreten ist, und sein Produzent Neal H. Moritz („Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, „Eiskalte Engel“) rechnen in ihrer haarsträubenden Hormonstau-Farce mit allem ab, was in den vergangenen Jahren das Gros junger Zuschauer erwartungsfroh in die Lichtspielhäuser lockte. Mit dem Ergebnis, dass ihr Gag-Feuerwerk stellenweise geschmackloser als „American Pie“, gemeiner als „Zehn Dinge, die ich an dir hasse“ und planloser als „Clueless - Was sonst?“ erscheint. Gleichzeitig wird heftig „zitiert“, zum Beispiel aus „Varsity Blues“, „Eine wie keine“ und sogar aus „American Beauty“, dessen Kunst-Freak Wes Bentley hier seine Breitseite Spott abbekommt. Und als besondere Dreingabe absolvieren „A-Team“-Anabolika-Klotz Mr. T als weiser Hausmeister, „Pretty in Pink“-Babe Molly Ringwald als Stewardess und Knautschgesicht Randy Quaid („Independence Day“) als arbeitsloser Vater witzige Kurzauftritte ab. Sollte der Geschmack der Teenager sich nicht über Nacht ändern, steht der Columbia hier wieder ein solides Geschäft ins Haus. geh.