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Nestwochen


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Nestwochen: Trennungen nach vielen Jahren sind nicht lustig. Dass sie trotzdem gern als Komödie verpackt werden, funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie einst die Impfung gegen Kinderlähmung, als der bittere Impfstoff auf ein Stück Zucker geträufelt wurde: Der heitere Rahmen soll für „comic relief“ sorgen, für eine befreiende komische Auflösung der Spannung. Davon kann bei „Nestwochen“ allerdings keine Rede sein, denn das...

Nestwochen

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

  • Bettina Lamprecht
    Bettina Lamprecht
  • Matthias Koeberlin
    Matthias Koeberlin
  • Jasmin Schwiers
    Jasmin Schwiers
  • Denis Moschitto
    Denis Moschitto
  • Tom Beck
    Tom Beck
  • Hedi Kriegeskotte
    Hedi Kriegeskotte
  • Therese Hämer
    Therese Hämer
  • Tobi Baumann
    Tobi Baumann
  • Maren Knieling
    Maren Knieling
  • Marc Conrad
    Marc Conrad
  • Karen Dahmen
  • Stefan Betz

Kritiken und Bewertungen

4,0
1 Bewertung
5Sterne
 
(0)
4Sterne
 
(1)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

  • Trennungen nach vielen Jahren sind nicht lustig. Dass sie trotzdem gern als Komödie verpackt werden, funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie einst die Impfung gegen Kinderlähmung, als der bittere Impfstoff auf ein Stück Zucker geträufelt wurde: Der heitere Rahmen soll für „comic relief“ sorgen, für eine befreiende komische Auflösung der Spannung. Davon kann bei „Nestwochen“ allerdings keine Rede sein, denn das Drehbuch von Stefan Betz und die Umsetzung durch den Komödienspezialisten Tobi Baumann sorgen keineswegs für heitere Erleichterung. Originell an der Geschichte ist letztlich nur die Titelidee: Julia und Robert Wegmann (Bettina Lamprecht, Matthias Koeberlin) haben sich nach 16 Ehejahren nichts mehr zu sagen. Weil das gemeinsame Eigenheim noch nicht abbezahlt ist und sich das Paar keine zusätzliche Wohnung leisten kann, einigen sie sich auf das „Nesting“-Prinzip: Beide kümmern sich jeweils sieben Tage lang abwechselnd um die Kinder. Die andere Woche verbringt Julia bei ihrer Freundin Flo (Jasmin Schwiers) und Robert im Wohnmobil.

    Das klingt nach einer vernünftigen Lösung, die zunächst tatsächlich auch funktioniert, aber für einen abendfüllenden Film ist das natürlich zu wenig, weshalb Betz einige Schikanen eingebaut hat. Weil Julia und Robert in ihren jeweiligen Elternwochen nach Belieben schalten und walten können, sehen sich die Kinder einem ständigen Wechselbad ausgesetzt: Julia, die neben ihrem Beruf als Krankenschwester ein Fernstudium in Psychologie absolviert, hat keine Zeit für den Haushalt; zur Freude des Nachwuchses wird das Essen daher meist vom Pizzaboten gebracht. Wenn Roberts Woche beginnt, räumt er erst mal auf. Dass sich die Begeisterung der Kinder über seine biologisch-dynamische Grünzeugernährung nach einer Woche mit Pizza und Cola in Grenzen hält, versteht sich von selbst. Auch diese Schwierigkeit reicht jedoch noch nicht, um neunzig Minuten zu füllen, also bringt Betz mit zusätzlichem Personal Schwung in die Sache: Flo sorgt dafür, dass sich Julia und der schmucke Arzt Sascha (Tom Beck) näherkommen; Robert wiederum lernt eine Polizistin (Karen Dahmen) kennen, die nicht lange fackelt.

    Wirklich interessant wird die Geschichte trotzdem erst, als die Kinder ihre Eltern aussperren, weil die sich nur mit sich selbst beschäftigen. Mit dieser Zuspitzung beginnt „Nestwochen“ auch, der Rest wird als lange Rückblende erzählt. Als der Film den Auftakt wieder einholt, ist er jedoch fast schon zu Ende. Auch sonst bleiben Baumann („Der Wixxer„, 2004) und Betz, der an den meisten Drehbücher der „Eberhofer-Krimis“ mit Sebastian Bezzel beteiligt war, Einiges schuldig. Das gilt vor allem für die Chemie zwischen Bettina Lamprecht und Matthias Koeberlin: Dass es zwischen den beiden nicht funkt, entspricht zwar der Distanz zwischen Julia und Robert, aber ihr Spiel vermittelt auch nicht, wie tief die gegenseitigen Gefühle einst gewesen sind. Zweites Manko ist das Etikett: „Nestwochen“ ist viel zu wenig Komödie. Die wenigen komischen Momente, für die ohnehin ausschließlich die Nebenfiguren zuständig sind, wirken wie ein misslungener Versuch, wenigstens ein paar heitere Akzente zu setzen.

    Fast schon ärgerlich ist schließlich der Entwurf der Großeltern. Hedi Kriegeskotte entspricht bis hin zu Sponti-Sprüchen wie „Keine Macht für Niemand“ der Karikatur einer Hippie-Mutter; dass Sohn Robert ein Spießer in Reinkultur geworden ist, gehört gleichfalls zu diesem Filmklischee. Ähnlich schlicht ist Julias dünkelhafte Mutter (Therese Hämer) geraten. Eher enttäuschend ist auch die Umsetzung. Vor Beginn des letzten Akts stellt Julia fest, Robert sei doch eigentlich „nicht unokay“. Das Prädikat gilt auch für den Film, ist aber natürlich für den Anspruch von Grimme-Preisträger Baumann („Add a Friend„, 2012) viel zu wenig. Da hat der Regisseur schon deutlich bessere Komödien gedreht.

    Tilmann P. Gangloff.
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