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Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit

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Still Life: Als "Funeral Officer" von London sucht Mr. May die Angehörigen unbekannter Verstorbener - zur Not trauert er selbst mit. Bewegender Film!

Poster

Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit

Handlung und Hintergrund

Während manche Menschen in ihrem Leben einem Abenteuer nach dem anderen nachjagen und täglich auf der Suche nach dem nächsten Kick sind, geht es John May (Eddie Marsan) eher ruhig an, um nicht zu sagen: sterbenslangweilig. Mr. May arbeitet beim Bestattungsamt und ist dafür zuständig, bei Personen, die in Einsamkeit gestorben sind, die nächsten Verwandten ausfindig zu machen. Sorgfalt hat dabei oberste Priorität und so passiert es schon mal, dass er die Beerdigung komplett alleine auf die Beine stellt. Doch Sparmaßnahmen des Amtes führen schließlich dazu, dass Mr. May seinen Job und damit die Ordnung in seinem geregelten Leben verliert. So gilt es, seinen letzten Fall zu bearbeiten und dieser involviert ausgerechnet seinen unlängst verstorbenen Nachbar William Stoke. Mr. May begibt sich also auf die Suche nach möglichen Verwandten, lernt dabei neue Menschen kennen und trifft schließlich auf Kelly Stoke (Joanne Froggatt), die sein Leben für immer verändern soll…

Ein Zeitungsinterview mit einem „Funeral Officer“, so die offizielle Berufsbezeichnung, brachte den Stein für „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ ins Rollen. Uberto Pasolini, der zwar nicht mit dem berühmten Regisseur Pier Paolo Pasolini, dafür aber mit Luchino Visconti („Tod in Venedig“) verwandt ist, zeigte sich fasziniert von der Job-Beschreibung und entschied, daraus einen Film anzufertigen. Dazu traf er sich extra mit jenem Funeral Officer, um mehr über dessen Arbeit zu lernen. Mit Eddie Marsan, vor allem bekannt als Inspektor Lestrade aus den „Sherlock Holmes“-Filmen von Guy Ritchie, konnte er auch schnell einen Darsteller verpflichten, der solche stillen Charaktere wunderbar darstellen kann. In der weiblichen Hauptrolle ist Joanne Froggatt zu sehen, die der ein oder andere sicherlich aus „Downton Abbey“ kennen dürfte.

Darsteller und Crew

  • Eddie Marsan
    Eddie Marsan
  • Joanne Froggatt
    Joanne Froggatt
  • Andrew Buchan
    Andrew Buchan
  • Paul Anderson
    Paul Anderson
  • Uberto Pasolini
    Uberto Pasolini
  • Rachel Portman
    Rachel Portman
  • Karen Drury
  • Neil D'Souza
  • Michael Elkin
  • David Shaw Parker
  • Ciaran McIntyre
  • Tim Potter
  • Bronson Webb
  • Leon Silver
  • Christopher Simon
  • Felix Vossen
  • Stefano Falivene
  • Tracy S. Granger
  • Gavin Buckley
  • Susie Figgis

Bilder

Kritiken und Bewertungen

4,9
27 Bewertungen
5Sterne
 
(25)
4Sterne
 
(2)
3Sterne
 
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2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. Als “Kundenberater“ kümmert sich Mr. May bei der Londoner Stadtverwaltung um Verstorbene, die keine Verwandten haben und deren Bestattung in die Verantwortung der Stadt fällt. Doch für den zurückhaltenden und unauffällig wirkenden Mann ist dieser Job mehr als nur tägliche Pflicht. Und so versucht er immer wieder, doch noch Hinterbliebene aufzuspüren, bewahrt persönliche Habseligkeiten auf und schreibt sogar Trauerreden für Beerdigungen, bei denen er oft der einzige Trauernde ist. Als er erfährt, dass sein Job wegrationalisiert werden soll, beschließt er, seinen letzten “Fall“ unbedingt erfolgreich zu Ende zu bringen. Und je eifriger er sich auf Spurensuche in der Vergangenheit des Verstorbenen begibt, desto mehr beginnt Mr. May zu begreifen, dass das Leben auch für ihn kleine Überraschungen bereit hält. Der Held in Uberto Pasolinis Film könnte nicht unauffälliger sein. Und doch ist das, was er leistet, etwas ganz Großes. Noch in den kleinsten Details, Blicken und Handlungen zeigt sich sein Respekt gegenüber allen Menschen, ob tot oder lebendig, auch wenn er damit ziemlich alleine dasteht. Und so ist der Film auch eine Zustandsbeschreibung unserer Gesellschaft, die in ihrer kalten Anonymität keinen Blick mehr für die Menschen in unserer nächsten Umgebung zulässt. In seiner Bildsprache und den Szenen, die oft mit wenig Dialog auskommen entwickelt der Film seinen ganz eigenen langsamen Erzählrhythmus, zeigt Mr. Mays Alltag als etwas klar Durchstrukturiertes. Nur in kleinen Schritten erfolgt die Verwandlung, als Mr. May seine “Wohlfühlzone“ verlässt und auf ungewohnten Pfaden wandert, den Kontakt mit anderen Menschen sucht. Da leuchtet sein Gesicht plötzlich und es wirkt, als würde das Leben in ihn eindringen. Dies glaubhaft und anrührend zu verkörpern, ist die großartige Leistung von Hauptdarsteller Eddie Marsan. Sein Mr. May ist ein tragischer Held, in dessen Gesicht so viel Güte und zurückgenommene Traurigkeit zu spüren ist, dass der Zuschauer ihn sofort ins Herz schließt. Rachel Portmans Musik spiegelt die Sanftheit des Charakters, dazu liefert die Kamera Bilder, die in ihrer klaren Struktur auch immer ein Stück Sehnsucht zeigen, aus dieser Struktur ausbrechen zu wollen. Uberto Pasolini ist ein wunderbar zarter Film gelungen über die Traurigkeit des Todes und die Schönheit des Lebens. Ein Filmjuwel!

      Jurybegründung:

      Als Angestellter der Londoner Stadtverwaltung muss sich John May um die Beisetzung einsam verstorbener Menschen kümmern. Mit großem Mitgefühl und überzeugender Menschlichkeit nimmt er seine Aufgabe wahr. Dazu gehört auch, noch mögliche Verwandte und Freunde des Toten aufzuspüren, um diese zu informieren und auch zum Begräbnis einzuladen. So sucht er in den Wohnungen der Toten nach Hinweisen und nutzt seine Kontakte zu Sozialstellen und anderen Einrichtungen. Würdevoll sind die von ihm arrangierten Trauerfeiern, dessen einziger Begleiter meistens er selbst nur ist, wobei er dem Geistlichen auch noch den Text der Trauerrede verfasst.

      Die akribische, ja penible Art, wie er seinen Beruf ausübt, findet sich auch im eigenbrötlerischen Privatleben des einsamen Junggesellen wieder. Fast hat man den Eindruck, dass er “seine Toten“ auch in seine Freizeit mitnimmt. In ein großes Album klebt er täglich Fotos von ihnen ein, die er dadurch in eine Art von Familie der besonderen Art verwandelt.

      In der von Wirtschaftlichkeit geprägten Welt des Vorgesetzten von Mr. May haben Sentimentalitäten und Menschlichkeit nichts zu suchen: tot ist tot und großer zeitlicher Aufwand für einsam Verstorbene ist nicht angebracht. So wird John May’s Stelle von einem Tag auf den anderen gestrichen und er selbst entlassen, versorgt mit der freundlichen Empfehlung, sich doch einen neuen Job bei den Lebenden zu suchen. Sein letzter Fall ging Mr. May jedoch auf besondere Weise nahe und so wird seine unermüdliche Suche nach Freunden oder Hinterbliebenen von Billy Stoke auch zu seiner ganz persönlichen Reise in eine Freiheit der besonderen Art.

      Ein wunderbares Drehbuch war Grundlage für die Gestaltung eindrucksvoller Szenen, welche mit sparsamen, aber zugleich stimmigen Dialogen auskommen und dem Grundtenor der Inszenierungskunst von Uberto Pasolini entsprechen. Die Wahl von Eddie Marsan für die Titelfigur ist ein absoluter Glücksgriff. Auf höchst eindrucksvolle Weise verkörpert er den leisen, bescheidenen, korrekten Menschenfreund, dem man glaubhaft sein soziales Engagement und seinen Einsatz für die Bewahrung der Würde “seiner“ Toten abnimmt. Eine sehr subtile Kamera beobachtet liebevoll viele Details, besonders auch beim Blick in die verlassenen Wohnungen der Verstorbenen, ohne voyeuristisch zu sein. Ein Lob gilt dabei auch dem Szenenbild, der Ausstattung und den Kostümbildnern. Das schöne Musikkonzept unterstreicht noch die liebevolle Grundstimmung dieses Filmjuwels, dessen berührende Geschichte dem Zuschauer auch emotionalen Zugang gewährt.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit: Als "Funeral Officer" von London sucht Mr. May die Angehörigen unbekannter Verstorbener - zur Not trauert er selbst mit. Bewegender Film!

      Bewegende Betrachtung des Todes als poetische Ode an die Zerbrechlichkeit des Lebens und den Triumph der Menschlichkeit.

      Er ist ein Nobody und sieht auch so aus in seinem schlecht sitzenden Mantel, Strickpullunder, Krawatte auf Halbmast und der abgewetzten Aktentasche. Ein Mann, der auf den ersten Blick nicht im Leben steht, sondern mit Tod beschäftigt ist. Im Auftrag der Londoner Stadtverwaltung arbeitet er als „Funeral Officer“, sucht akribisch Hinterbliebene der Verschiedenen und wenn sich niemand findet, sorgt er für eine würdevolle Beerdigung, bei der er oft als einziger „Trauernder“ eine persönlich gehaltene Abschiedsrede hält. Wenn der unauffällige Mr. May die Fragmente eines fremden Lebens sorgfältig wieder zu einer Einheit zusammensetzt, wird er in seiner Skurrilität eine Figur, wie sie nur England hervorbringen kann.

      Uberto Pasolini, Produzent von Filmen wie „Ganz oder gar nicht“, der 2008 seine erste Regiearbeit „Machan“ präsentierte, trifft mit seinem zweiten Werk, das bei der Mostra 2013 als Geheimtipp galt und von starker Mundpropaganda profitierte, mitten ins Herz. Die anrührende Geschichte geht über das Individuelle hinaus und behandelt universelle Themen, weist auf die Leerstellen der modernen Gesellschaft hin - auf mangelnde Empathie, Einsamkeit und Egoismus in der Großstadt, Arbeitslosigkeit, die Folgen eines kalten Neoliberalismus.

      Als sein Job dem Rotstift zum Opfer fällt, will der Gekündigte noch den letzten „Fall“ richtig zu Ende bringen, herausfinden wer der Tote war, wie er gelebt und vielleicht auch geliebt hat. Der Einzelgänger ohne Freunde und Familie, der eine geordnete Existenz führt mit den immer gleichen Ritualen, entdeckt unbekannte Gefühlsregungen, geht sogar mal ein Pint kippen. Die Suche nach der Vergangenheit des anderen entwickelt sich zur Suche nach der eigenen Identität, nach dem, was vom Alltag übrig ist.

      Dieser leise Film ist mehr als ein ermunterndes Fanal für Menschlichkeit, er ist ein grandioser Glücksfall fürs Kino, ein delikates und großes Geschenk. Der britische Charakterdarsteller Eddie Marsan, der schon für Martin Scorsese, Steven Spielberg und Mike Leigh vor der Kamera stand, spielt diesen Verlorenen in großer Zurückhaltung mit einer rückhaltlosen Hingabe, beim überraschenden und gefühlvollen Ende sollten die Tränen rollen. Nicht weil es so traurig ist, sondern so wunderschön. mk.
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