Mörderische Stille - Jan Josef Liefers ermittelt als Kommissar für das ZDF in einem Fall von Premiumregisseur Friedemann Fromm
Wenn Friedemann Fromm, höchst profilierter und vielfach ausgezeichneter Regisseur von Fernsehsternstunden wie „Die Wölfe“, „Weissensee“ oder „
Die Stadt und die Macht“ eine neue Arbeit vorlegt, darf man etwas Besonderes erwarten. Diesmal ist es ihm gelungen, Jan Josef Liefers, beim breiten TV-Publikum beliebt als Pathologe aus dem Münsteraner Erfolgs-„Tatort“, als Kommissar für das ZDF zu gewinnen. Das Buch für diesen atmosphärisch dicht und mit souveränem Blick für glaubhafte Charaktere inszenierten, politischen Thriller hat Fromm sich selbst geschrieben. Ein Angler fördert im Meer vor Wilhelmshaven eine sorgfältig verschnürte Leiche zu Tage und mit ihr eine verdrängte Geschichte und offene Rechnungen aus dem Kosovo-Krieg, an dem beachtlich viele Protagonisten in unterschiedlichen Rollen teilgenommen haben. Die Leiche war holländischer KFOR-Soldat, der Skipper, der sie schließlich an Land bringt, Scharfschütze beim KSK, seine Frau und Tochter hat dieser dort kennengelernt. Peter Lohmeyer spielt den desillusionierten Ex-Soldaten, der seinen Frieden jetzt auf offener See sucht. Die wunderbare Silvie Testud gibt seine gehörlose Gattin und damit fast eine Reprise ihrer Rolle in Caroline Links „
Jenseits der Stille„. Damals war die Stille noch musikalisch. Das Meer spielt eine tragende Rolle in diesem Montagskrimi, der mit viel Gespür für Land und Leute inszeniert ist. Hauptkommissar Liefers hat Fromm als gebrochene Figur angelegt, die an einer vergangenen Schuld laboriert. An seiner Seite ermittelt als impulsive, sehr zupackend und modern gesinnte Deutschtürkin Ivan Anderson („
Dreiviertelmond„). Es gibt den ewig polternden Dienststellenleiter genauso wie die Verstärkung durch örtliche Polizeikräfte, die nicht immer auf der Höhe der Ermittlungen sind, aber für willkommenes Lokalkolorit sorgen. Die zu Tage geförderten dunklen Geheimnisse sorgen obendrein noch für etwas politische Relevanz und zunehmende Fassungslosigkeit des Zuschauers über weit zurückliegende Verbrechen. Eigentlich wäre alles bereitet, um mit diesem Arsenal an überzeugenden Figuren am immer mehr zum Krimisendeplatz mutierenden Montagabend eine stimmungsvolle, spannende und emotional glaubwürdige neue Reihe mit Hauptkommissar Liefers loszutreten, die die „
Bella Block„-erfahrene Produzentin Cornelia Wecker professionell und zuverlässig für das ZDF versehen könnte. Wir lassen uns überraschen. uh.