Mein Vater. Mein Onkel.: Dokumentation über die Zusammenführung des in Deutschland aufgewachsenen Sinan Al Kuri mit seiner irakischen Familie.
Der Schauspieler Sinan Al Kuri („Tatort“, „Soko Leipzig“) trifft seine leiblichen Eltern in Dubai in diesem sehr bewegenden Doku-Debüt von Christoph Heller.
Eine Familie, zwei grundverschiedene Kulturkreise: Es ist eine friedliche, emotionale Geschichte vom verlorenen Sohn, der seine Eltern und Geschwister wieder trifft, von der Christoph Hellers Abschlussfilm für die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin handelt. Er begleitet seinen Freund Sinan bei der Suche nach dessen Wurzeln in einem rührenden Wiedersehen mit vertrauten Fremden, die ihn sofort liebevoll in ihr Herz schließen. Sinan wuchs bei seiner Adoptivmutter in Hessen auf, zog nach Berlin, wo er Theaterschauspieler wurde. Die flehentlichen Briefe seiner leiblichen Angehörigen hat er nicht erhalten oder gelesen, zu belastet war die eigene Jugend. Bis sich der sympathische Mann, ein lockerer Typ mit Kiffervergangenheit, entscheidet, Kontakt aufzunehmen. Ganz ungezwungen folgt ihm Heller dabei, verbindet Beobachtungen mit Interviews und besinnlichen Momenten, ohne irgend etwas zu forcieren - er lässt seinen Film wirklich atmen.
Sinan lernt seine abenteuerliche Familiengeschichte kennen, die für ihn, als jüngsten von vier Geschwistern aus dem nordirakischen Mosul, durch eine regelrechte Entführung in Deutschland endete. Seine wohlhabende Verwandtschaft, die so lang auf diesen Tag gewartet hat, lebt im Dubaier Exil und empfängt ihn mit offenen Armen. Für arabische Verhältnisse sind sie modern, intellektuell und aufgeschlossen, im Vergleich zu der liberalen Lässigkeit Sinans westlicher Werte freilich furchtbar konservativ und von islamischer Tradition besessen. Wie Sinan zerrissen ist zwischen diesen beiden Welten, das kann ihn nur überfordern. Zumal seine Angehörigen Pläne hegen, sein Leben zu ändern - Konvertierung zum Islam, endlich eine Ehefrau und vor allem einen anständigen Beruf! Dies alles mit Anteilnahme und Respekt zu beobachten, in sauber kadrierten Bildern und dabei selbst unsichtbar zu bleiben, gelingt Heller und seinem Kameramann Manuel Kinzer bravourös. Erst der ruhig komponierte Stil ermöglicht das authentische Verhalten der Familie, die ganz vergisst, dass sie vor der Kamera steht. So sind die Begegnungen aufrichtig und einfühlsam, ohne sentimental zu wirken, unterlegt mit entspannten Klängen. Heller registriert unaufdringlich, aber aufmerksam, wie sich zwei Kulturen - nicht ohne Unbehagen - annähern. tk.