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Mein halbes Leben

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Mein halbes Leben: Dokumentarfilm über den 30. Geburtstag, der wie kein anderes Alter mit großen Erwartungen und Enttäuschungen behaftet ist.

Poster Mein halbes Leben

Mein halbes Leben

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Handlung und Hintergrund

Marko Doringer ist 30 Jahre alt. Doch er hat noch nichts erreicht, kein Studium beendet, keine Berufsausbildung, kein Haus gebaut, keine Familie gegründet. So macht er sich auf und besucht - mit der Kamera im Anschlag - seine (früheren) Freunde, die Verflossene, Eltern und Großeltern, schaut sich deren Leben ganz genau an und fragt ungezwungen, aber ernsthaft nach dem Sinn - im Großen wie im Kleinen.

Darsteller und Crew

  • Nikolaus Geyrhalter
    Nikolaus Geyrhalter
  • Katharina Harrer
  • Martin Obermayr
  • Thomas Berger
  • Marko Doringer
  • Markus Glaser
  • Michael Kitzberger
  • Wolfgang Widerhofer
  • Martin Hoffmann
  • Kristof Hahn

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Der Sportredakteur Martin, die Modedesignerin Katha, der Manager Thomas: sie alle haben doch was erreicht, sie sind erfolgreich, sie wissen, was sie tun und warum sie es tun – warum nicht er, Marko Doringer, der in Berlin sitzt und in Selbstmitleid vergeht?

      Marko steckt mitten in der Quarterlife-Crisis, als Studienabbrecher und Dokumentarfilmer hat er bisher nichts erreicht in seinem Leben, keine Freundin, wenig Geld, keine berufliche, gesellschaftliche, persönliche Anerkennung: also macht er aus seiner Situation das, was er kann, einen Film nämlich.

      Und begibt sich auf Studienreise in die österreichische Heimat, zu seinen alten Freunden. Um mal zu sehen, wie das geht: Erfolgreich sein. Glücklich sein. Doch nach ein wenig Nachfragen ergibt sich ein anderes Bild: Martin, der für eine Zeitschrift über sein Hobby Sport schreibt, will endlich etwas Wertvolles, Relevantes tun. Katha hat größte Angst davor, gerade in diesem Moment ihres Lebens schwanger zu werden, wenn sie auf dem Sprung ist in die internationale Modeszene – obwohl andererseits wiederum eine Familie der Traum ihres Lebensgefährten wäre. Für Thomas allerdings steht seine Familie hintan: zuallererst kommt seine Karriere als Manager, für die er wöchentlich nach Bulgarien pendelt, dann kommt seine Heavy-Metal-Band, dann erst Frau und Kind, die er am Wochenende besucht. Im schönen Häuschen mit Garten, dem er aber sein bulgarisches Hotelzimmer und sein Weißbier vorzieht. Sagt er.

      Was hab ich eigentlich bisher erreicht? Hält’s keine Frau bei mir aus? Wie will ich weiterleben, wie sieht es in fünf Jahren mit mir aus? Und überhaupt: wo ist das vielgerühmte Glück in meinem Leben? Diese Fragen stellt sich Marko Doringer; und er muss feststellen: denen geht es auch nicht besser, die scheinbar so viel besser leben. Kann es also sein, dass es keinem gut geht? Dass keiner seinen Ansprüchen genügen kann? Oder ist es einfach nur eine Einstellungssache, wie man mit seinem Leben umgeht – was freilich keinem so recht gelingt?

      Doringer stellt Fragen und bohrt tief in seinem Leben, im Leben seiner Freunde, seiner Eltern – die sein Glück vor allem in einer gesicherten Altersvorsorge sehen –, und er betrachtet sich selbst dabei. Das ist das Schöne dabei: dass der Dokumentarfilmer Doringer so gar nicht identisch ist mit dem Protagonisten Marko, dass er sich selbst, sein eigenes Leben, mit weitem ironischem Abstand betrachtet, der schon mal ins Sarkastische, gar Zynische kippt – sich selbst betreffend. Treffende Fragen und eine entwaffnende Montage tun das übrige für das Vergnügen des Filmzuschauers – der sich zugleich selbst ertappt bei denselben Fragen und Zweifeln, die den Protagonisten quälen.

      Dabei dreht sich Doringers Film gar nicht nur um Marko; nein: er gibt seinen mitwirkenden Freunden und Verwandten Raum für ganz eigene Geschichten, verfolgt ihre Lebenswege genauso wie seinen eigenen und schafft dabei dramaturgische Figurenentwicklungen, die so gar nicht zu einem Dokumentarfilm passen wollen, eher im Fiktionalen beheimatet sind; und die dennoch vom ganz normalen Leben erzählen.

      Überhaupt hat diese Dokumentation ein ganz vertracktes, geradezu inniges Verhältnis zur Realität. Nicht nur, dass dies eine Dokumentation ist über dasselbe Thema, das Woody Allen in seinem Meisterwerk „Der Stadtneurotiker“ behandelt (wenn auch dort über die Krise eines 40jährigen) – dessen Arbeitstitel „Anhedonia“, also die Unfähigkeit, glücklich zu sein, ziemlich genau Doringers eigene Befindlichkeit trifft. Auch überwindet Doringer genau durch diesen Film über die Lethargie seines Lebens die Krise, in der er steckt, die er thematisiert: weil er hiermit ja doch etwas erreicht hat. Und: Vielleicht wurde Katha gerade durch die Mitarbeit an diesem Film am Ende eben doch schwanger – das aber bleibt im Film offen, und bei der Filmpremiere auf den Hofer Filmtagen 2008 mochte Doringer diese Frage auch nicht beantworten.

      Fazit: Höchst vergnüglicher Dokumentarfilm, in dem Doringer sein eigenes Unglück und das (vermeintliche) Glück anderer erforscht.
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    2. Mein halbes Leben: Dokumentarfilm über den 30. Geburtstag, der wie kein anderes Alter mit großen Erwartungen und Enttäuschungen behaftet ist.

      Marko Doringer räumte mit seiner so ehrlichen wie komischen Doku-Forschungsreise zum Lebensgefühl einer ganzen Generation zahlreiche Preise ab.

      Vor zehn Jahren zog Doringer von Österreich nach Berlin und hatte große Pläne. Es änderte sich - nichts. Er wurde lediglich älter und am 30. Geburtstag fiel seine Bilanz ohne Habenseite aus: Kein Studium, keine Berufsausbildung, kein Haus, kein Geld, keine Familie oder Freundin. Die Jugend war zu Ende, das Leben des Zukunftsverweigerers mit Existenzängsten aber wollte einfach nicht anfangen. Nun sucht er Antworten auf seine Probleme - oder zumindest Leidensgenossen. Also zieht dieser Herr Lehmann los, besucht seine (früheren) Freunde, die Verflossene, Eltern und Großeltern, schaut sich das Leben der anderen ganz genau an und fragt ungezwungen, aber ernsthaft nach dem Sinn - im Großen wie im Kleinen.

      Die Kamera hat er dabei immer geschultert, weshalb er nicht nur als Off-Erzähler räsonniert, sondern die Doku quasi aus der Ich-Perspektive entsteht: Alle Leute reagieren, als seien die Zuschauer mit ihnen in einer direkten Gesprächssituation - ein erstaunlicher Effekt. Einzige Ausnahme sind seine Psychotherapiesitzungen, hier filmt sich Marko Doringer mit sichtlichem Unbehagen selbst. So liefert er das (Selbst)Porträt seiner Generation ab, nachdenklich und selbstironisch. Er folgt den Biografien von Modedesignerin Katha, Sportjournalist Martin und Manager Tom geraume Zeit, so entfalten sich deren Lebensgeschichten wie in einem Entwicklungsroman. Alle Menschen begegnen ihm mit Sympathie und Offenheit. Seine gleichaltrigen Freunde, die Selbstverwirklicher, kämpfen täglich um ihr Glück, machen Karriere, werden schwanger, bringen Opfer, orientieren sich beruflich neu - doch Zweifel bleiben. Auch ihre Sinnsuche läuft auf Hochtouren und zeitigt keine großen Antworten, sondern nur die nahe liegenden Alternativen. So muss sich am Ende selbst der Regisseur eingestehen, irgendwie glücklich zu sein - nachdem er anmaßende Versuche mancher, ihm sein Leben vorzuschreiben, überstanden und durch die Erlebnisse anderer erfahren hat, dass er mit seinen Fragen in dieser therapeutischen und zurecht mehrfach ausgezeichneten Dokumentation nicht allein ist.

      tk.
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