Mad Love: Wunderbares Roadmovie von Antonia Bird über die tragische erste Liebe zweier Teenager.
Nach dem von der Kritik hochgelobten, im Milieu erstickender kirchlicher Konventionen angesiedelten „
Der Priester“ verfolgt Antonia Bird in ihrem dritten Spielfilm „Mad Love“ nun die kurze, konfliktbeladene Beziehung zweier Jugendlicher im Westen der USA. Was anfangs aussieht wie eine vorhersagbare Teenage-Amour-fou, in etwa „Bonnie und Clyde“ meets „Singles“, entwickelt sich zu einem überraschend ernsthaften Abstieg in menschliche Abgründe. Die Geschichte nimmt ihren Anfang in der hippen Szenestadt Seattle, wo der Highschool-Senior Matt (Chris O’Donnell) sich Hals über Kopf in die ausgeflippte Casey (Drew Barrymore) verliebt. Für den verantwortungsbewußten Matt wirkt Casey, die schon mal den Feueralarm auslöst, um Matt während einer Prüfung aus dem Klassenzimmer zu locken, wie eine Adrenalininjektion ins Herz. Doch hinter Caseys Lebhaftigkeit lauert manische Depression. Als ihre Eltern sie nach einem Selbstmordversuch in eine geschlossene Anstalt einweisen wollen, wird sie von Matt befreit. Gemeinsam fliehen die beiden in Richtung Süden. Nach der beschwingten, Sympathie für die Protagonisten weckenden ersten halben Stunde, macht sich Beklemmung breit. Denn die von den beiden Jungstars Chris O’Donnell und Drew Barrymore (demnächst zusammen in „
Batman Forever“ zu sehen) mit Intensität und überraschender Subtilität dargestellten Jugendlichen sind sehr viel realere Charaktere als es die Ausgangssituation vermuten lassen würde. Während Casey immer tiefer in ihre depressive Phase fällt, was Kameramann Fred Tammes in verstörenden Szenen sehr nachvollziehbar sichtbar macht, erkennt Matt, daß sie es ist, die ihn braucht, nicht umgekehrt. Er steht der Situation jedoch vollkommen hilflos gegenüber, seine Liebe kann ihre psychische Krankheit nicht heilen. Nach dieser realistischen aber dramatisch nicht unbedingt ergiebigen Wendung des Drehbuchs von Paula Mine sind es vor allem die makellosen, überzeugenden Leistungen der beiden Hauptdarsteller, die den Film glaubwürdig zum nur bedingt glücklichen Ende führen. Auf technischer Seite läßt „Mad Love“ nichts zu wünschen übrig. Antonia Birds Regie ist präzise und einfühlsam. Und wenn der Film im letzten Drittel manchmal ins Stocken zu geraten scheint, so steht dies in Einklang mit Matts Ohnmacht und Verzweiflung. Ebenfalls auf der Haben-Seite zu verbuchen ist der grungige Rock-Soundtrack, der dem Film Schub verleiht. „Mad Love“ ist ein kleiner, sehr ehrlicher Film, der nicht nur aufgrund seiner Stars Barrymore und O’Donnell beim jugendlichen Publikum auf offene Augen und Ohren stoßen sollte. sas.