Lucky Break: Knapp zehn Monate nach der Teilnahme am Filmfestival in Toronto erlebte die mit „Leidenschaft in Gips“ etwas unglücklich betitelte australische Komödie „Lucky Break“ beim Münchner Filmfest ihre deutsche Erstaufführung. Der starke, von Höflichkeitsfloskeln weit entfernte Finalapplaus des aufgekratzten Publikums stellt nach „Nachtwache“ einen weiteren potentiellen Zuschauerhit für den Verleiher Atlas in Aussicht,...
Als sich die junge Autorin Sophie ihre eigenen amourösen Geschichten vorliest, hat sie einen zufälligen Zuhörer. Eddie, ein Casanova aus Leidenschaft, ist von ihr fasziniert. Sophie geht es nicht anders, doch wegen ihres gelähmten Beines, von dem Eddie nichts weiß, ist sie gehemmt. Als sie sich bei einem Unfall eben jenes Bein bricht, bietet sich eine Chance.
Knapp zehn Monate nach der Teilnahme am Filmfestival in Toronto erlebte die mit „Leidenschaft in Gips“ etwas unglücklich betitelte australische Komödie „Lucky Break“ beim Münchner Filmfest ihre deutsche Erstaufführung. Der starke, von Höflichkeitsfloskeln weit entfernte Finalapplaus des aufgekratzten Publikums stellt nach „Nachtwache“ einen weiteren potentiellen Zuschauerhit für den Verleiher Atlas in Aussicht, wenngleich der Starttermin, eingekeilt zwischen „Nine Months“ und „Ace Ventura - Jetzt wird’s wild“, dies sabotieren könnte. Bedauerlich, denn „Leidenschaft in Gips“ ist der Glücksfall einer Komödie, die kommerzielle Zugänglichkeit, Dialogwitz, physical comedy und Sensibilität auf harmonische Weise verbindet. Die von Ben Lewin („Der Gefallen, die Uhr und der sehr große Fisch“) inszenierte und vergnüglich konstruierte Handlung erinnert in ihrer Ausgangssituation an Edouard Molinaros Film „Ein Klassemädchen“. Kristy McNichols damaliges körperliches Handicap, ein durch Kinderlähmung versteiftes Bein belastet auch Sophie (Gia Carides), eine attraktive Autorin, die ihre sexuellen Phantasien in vor Leidenschaft und Kitsch triefenden Trivialstorys gewinnbringend zu Papier bringt. In einer Bibliothek wird der smarte, nicht immer ganz legal handelnde Juwelier Eddie (Anthony LaPaglia) Zeuge von Sophies laut kommentiertem Schreibrausch. Sofort steht Eddie, dessen Heirat mit seiner zickigen Verlobten unmittelbar bevorsteht, unter Feuer, doch Sophie kühlt den Frauenhelden, der ihre Beinschiene nicht wahrgenommen hat, schnell ab. Bald darauf denkt sie um, erleidet aber einen Unfall, der ihr steifes Bein mit einem Gips für Wochen tarnt. Sophies Ängste vor Mitleid und Ablehnung und ihre folgende emotionale Befreiung macht Carides mit einer Glanzleistung greifbar. „Leidenschaft in Gips“ hat berührende Momente, ist aber nie sentimental, sondern erzählt eine märchenhafte, charmante romantische Liebesgeschichte, deren gut getimete und choreographierte Slapstick-Momente funktionieren und die in der Illustrierung von Sophies steinerweichenden literarischen Produkten ihren eigenen Gegenstand ironisiert. Ein unprätentiöser, liebenswerter Geheimtip, dessen Qualitäten sich herumsprechen sollten. kob.