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Live aus Peepli - Irgendwo in Indien

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Peepli Live: Tragikomische Ballade die sich, fernab der Bollywood-Glamourwelt, den Problemen des ländlichen Indiens widmet.

Poster

Live aus Peepli - Irgendwo in Indien

  • Kinostart: 11.11.2010
  • Dauer: 108 Min
  • Genre: Drama
  • FSK: ab 12
  • Produktionsland: Indien
  • Filmverleih: Rapid Eye Movies

Handlung und Hintergrund

Der introvertierte Bauer Nathan sieht keinen Ausweg mehr: Aufgrund seiner Schulden, bei denen er keine Möglichkeit sieht, sie zurückzuzahlen, ist nicht nur sein Hof in Gefahr, sondern die Zukunft seiner ganzen Familie. Um der Not zu entgehen, kündigt Nathan seinem Bruder an, Selbstmord begehen zu wollen. Denn in Indien entschädigt die Regierung Angehörige von Selbstmördern. Doch sein Vorhaben wird publik und löst ein riesiges Medienecho aus.

Darsteller und Crew

  • Aamir Khan
    Aamir Khan
  • Omkar Das Manikpuri
  • Raghuvir Yadav
  • Malaika Shenoy
  • Shalini Vatsa
  • Nowaz
  • Farrukh Jaffar
  • Vishal Sharma
  • Sitaram Panchal
  • Anusha Rizvi
  • Kiran Rao
  • B. Shrinivas Rao
  • Shanker Raman
  • Hemanti Sarkar
  • Mathias Duplessy
  • Mahmood Farooqui

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Indiens diesjähriger Vorschlag für den Auslandsoscar wirkt wie eine moderne Variante der kritischen Journalismus-Klassiker „Reporter des Satans“ und „Network“. Ausgehend von einer gigantischen Welle realer Bauern-Selbstmorde vor zehn Jahren schildert Ex-Dokumentarfilmerin und –TV-Journalistin Anusha Rizvi das absurde Schicksal des verarmten Natha, der von seinem Bruder zwecks Einstreichung der Hinterbliebenensumme zum Suizid gedrängt wird. Die damit losgetretene Medienlawine nutzt die Debütregisseurin zum satirischen Rundumschlag auf geltungssüchtige, eitle Pressevertreter, deren einziges Streben ihr eigener Ruhm darstellt. Das tragische Schicksal der Betroffenen interessiert über die Sensationsstory hinaus niemanden wirklich.

      Das Gegenstück zum von Kirk Douglas verkörperten „Reporter des Satans“ stellt der hoffnungsvolle Provinzreporter Rakesh dar, der im angekündigten Selbstmord ein Mittel zur Profilierung sieht und erstmals mit der von ihm verehrten Starmoderatorin Nandita Mallik zusammen arbeiten darf, passend verkörpert von TV-Moderatorin und Model Malaika Shenoy. Im Gegensatz zu seinen Kollegen bekommt Rakesh allerdings mit Fortschreiten des Trubels allmählich Zweifel an seinem Tun. Ihr „Ace in the Hole“ stellt der mittellose, gutgläubige Bauer Natha als Spielball von Familie, Parteien, Sender und Organisationen dar, der bald keine Rückzugsmöglichkeit mehr sieht.

      Hellhörig werden Politiker, Staat und Sektenführer nur, weil Wahlen vor der Tür stehen und sie ihr Image aufpolieren müssen. Neben der sarkastischen Beschreibung des Medien- und Politzirkus um das Bauernopfer, den Seitenhieben auf Korruption und Bürokratie dürfen aber ebenso wenig Bollywood-Songs (aus dem Off) sowie klamaukhafte Einlagen fehlen. Ganz will sich Rizvis Independentproduktion nicht von den Publikumserwartungen lösen. Nathas zeternde Großmutter, die endlos auf ihn und seine Frau schimpft, wirkt wie eine Figur aus dem Boulevardtheater.

      Mitunter wirkt die Inszenierung uneinheitlich und mit einer Vielzahl an Charakteren überfrachtet. Nach dem großen chaotischen Finale mündet die unrühmliche Affäre in einem etwas abrupten, offenen Schluss, mit dem Rivzi wieder an den sozialkritischen Impetus des Beginns anknüpft. Allerdings erfahren westliche Zuschauer dann doch zu wenig über die komplexen Hintergründe, welche die Landbevölkerung in die Armut trieb. Dennoch ist es Anusha Rizvi und ihrem produzierendem Mann, Bollywoodstar Aamir Khan, zu verdanken, den Finger auf eine wichtige soziale Wunde gelegt zu haben - dies in durchaus unterhaltsamer Form.

      Fazit: Bissige, aber überladene Anklage von Medienzynismus, indischer Korruption und Klassengegensätzen.
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    2. Live aus Peepli - Irgendwo in Indien: Tragikomische Ballade die sich, fernab der Bollywood-Glamourwelt, den Problemen des ländlichen Indiens widmet.

      Sozialdrama und Satire vermengen sich zu einem bitteren Blick auf Indiens arme Agrarregionen, wo sich eine menschliche Tragödie abspielt.

      Was tun, wenn man tot mehr wert ist als lebend? Man kündigt seinen Selbstmord an, worauf das Vorhaben zu einem gigantischen Medienspektakel gerät und eine Eigendynamik entwickelt, aus der kein Ausweg führt. So geschieht es zumindest in dem von Bollywood-Ikone Aamir Khan („Lagaan“) produzierten Spielfilmdebüt der ehemaligen Journalistin Anusha Rizvi, die mit satirischer Schärfe bloßlegt, was in ihrem Land so alles schiefläuft. Und das ist einiges. Jenseits vom zuckersüßen Bollywood-Glanz und -Glamour zeigt sie ohne einen einzigen Star verarmte ländlichen Gebiete im ungeschminkten dokumentarischen Handkamerastil und hält sensationsgeilen Medien, korrupten Behörden und menschenverachtenden Politikern knallhart den Spiegel vor.

      Sozialrealistisch breitet sich das Elend von dem glücklosen, introvertierten Bauern Natha (Omkar Das Manikpuri, wie die anderen Darsteller einheimischer Newcomer) aus. Weil er Schulden nicht abstottern kann, plant ein zynischer Raubtierkapitalist bereits seine Enteignung, was den Ruin für seine ewig streitende Familie nach sich zöge. Deshalb bietet Natha seinem älteren Bruder an, sich für die finanzielle Rettung der Familie zu opfern - denn die Regierung entschädigt Angehörige für Suizide. Leider verbreitet sich die Kunde der geplanten Verzweiflungstat erst im Dorf, dann bis zur Karriere-Reporterin Nandita (Malaika Shenoy) und schon überfällt eine Hundertschaft aus Medien und Politik den Ort, um einen Almauftrieb mit Volksfestcharakter um das Menschenopfer zu veranstalten. Da gerade Wahlkampf ist, beschenken und/oder bedrohen halbseidene Volksvertreter den geistig plumpen Tölpel, dessen Schicksal unausweichlich scheint. Ein Ereignis am Rande der Zivilisation wird zur nationalen Affäre, allein an Problemlösungen ist niemand interessiert. Selten waren 15 Minuten Ruhm so bitter.

      Dabei fußt die tragikomische Ballade auf erschreckenden Zahlen - 200.000 Bauernselbstmorde binnen der vergangen zehn Jahre zählten indische Behörden. Rizvi fokussiert in ihrer Farce auf eine mittellose, ausgebeutete Kaste, die zum Spielball ehrloser Mächtiger wird, deren unbeschreibliche Verlogenheit systematisch auf dem Rücken von Menschenleben gedeiht. Frank und frei prangert sie damit in akkurater Manier dieses Leid an. Sie widersteht der Versuchung, das Szenario ins Unglaubwürdige zu überzeichnen, wodurch ein trauriger, wenngleich trefflicher Eindruck all jener Mechanismen entsteht: Nämlich wie Willkür, Korruption und Verantwortungslosigkeit den gesamten Verwaltungsapparat sowie die Zivilgesellschaft vergiftet haben. Ganz nebenbei erinnert der Sundance-Beitrag daran, dass schmalzige Happy-Endings für Bollywood reserviert sind. tk.
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