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Kranke Geschäfte

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Kranke Geschäfte: Urs Eggers letzter Film handelt von einem weiteren düsteren Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte.

Poster

Kranke Geschäfte

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

  • Florian Stetter
    Florian Stetter
  • Felicitas Woll
    Felicitas Woll
  • Corinna Harfouch
    Corinna Harfouch
  • Jörg Schüttauf
    Jörg Schüttauf
  • Lena Urzendowsky
    Lena Urzendowsky
  • Alexander Beyer
    Alexander Beyer
  • Matthias Matschke
    Matthias Matschke
  • Udo Samel
    Udo Samel
  • Stephan Grossmann
    Stephan Grossmann
  • Urs Egger
    Urs Egger
  • Franziska An der Gassen
    Franziska An der Gassen
  • Christian Becker
    Christian Becker
  • Johannes W. Betz
  • Lukas Strebel

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

  • Kranke Geschäfte: Urs Eggers letzter Film handelt von einem weiteren düsteren Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte.

    Es finden sich tatsächlich immer wieder neue düstere Kapitel der vierzigjährigen deutsch-deutschen Geschichte. „Kranke Geschäfte“ erzählt von einer Kooperation, die besonders zynisch wirkt: Weil sich in der Bundesrepublik kaum noch Probanden für freiwillige Medikamententests zur Verfügung stellten, suchten sich die Pharmakonzerne ihre Versuchskaninchen im Osten. Da bei Tests dieser Art immer auch Placebos eingesetzt werden, um die Wirksamkeit der Medikamente überprüfen zu können, hoffte die Hälfte der Betroffenen vergeblich auf Heilung; sie spielten Russisches Roulette, ohne es zu ahnen.

    Autor Johannes Betz („Die Spiegel-Affäre„) gibt der Geschichte eine zusätzliche Fallhöhe: 1988 wird bei der 14jährigen Kati (Lena Urzendowsky) die Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose diagnostiziert. Weil die junge Frau die Tochter von Oberleutnant Armin Glaser (Florian Stetter) aus dem Ministerium für Staatssicherheit ist, wird sie bevorzugt behandelt. Kati kommt also in den Genuss eines neuen Medikaments, auf das die Neurologin Dr. Sigurd (Corinna Harfouch) große Hoffnungen setzt. Aber während es Bettnachbarin Nikola (Amber Bongard) zunehmend besser geht, verschlechtert sich Katis Zustand zusehends. Da der Test als sogenannte Doppelblindstudie durchgeführt wird, hat die Ärztin keine Ahnung, welche Patienten das Medikament und welche bloß das Placebo bekommen. Als Glaser den schmutzigen Geschäften auf die Spur kommt, wird er umgehend kaltgestellt: Die DDR ist dringend auf die Devisen angewiesen, um die maroden Kliniken mit modernen Geräten auszustatten.

    Der Schweizer Urs Egger, Regisseur vieler großer Fernsehfilme („Opernball“, „Die Rückkehr des Tanzlehrers„, „Gotthard“), hat das auf jahrelangen Recherchen von Produzentin Franziska An der Gassen basierende Drehbuch sehr sachlich und beinahe dokumentarisch umgesetzt. Damit die Empathie des Publikums nicht allein aus dem Schicksal von Kati resultiert, muss der Protagonist eine Läuterung durchlaufen. Nun wird auch klar, warum der im Januar verstorbene zweifache Grimme-Preisträger („An die Grenze“, 2008, und „Der Fall Bruckner“, 2015) die Hauptrolle seines letzten Films mit Florian Stetter besetzt hat: Anfangs wirkt Glaser fast zu nett für seinen Job als Stasi-Offizier. Andererseits zeigt der Film auf diese Weise, dass sich sehr wohl ein richtiges Leben im falschen führen lässt, wenn man bloß blind genug an ein System glaubt. Das ändert sich, als Glaser rausfindet, wie skrupellos sich dieses System gegenüber den Patienten verhält. Seine Läuterung offenbart, wie sehr er sich jahrelang selbst belogen hat.

    Eggers Stil distanzierter und zuweilen fast statischer Stil hat zunächst allerdings zur Folge, dass das Geschehen ebenfalls auf Distanz bleibt. Daran ändert auch das vortrefflich zusammengestellte Ensemble nichts. Gerade die Männer, bei denen die Fäden zusammenlaufen, sind mit Udo Samel, Matthias Matschke, Stephan Grossmann und Jörg Schüttauf sehr markant besetzt. Wo Politdramen ihr Personal und damit die Welt sonst gern fein säuberlich in Gut und Böse und somit in Schwarz und Weiß aufteilen, bevorzugen Betz und Egger Grautöne. Glaser hat keine Skrupel, die Stasi-Methoden für seine eigenen Interessen zu missbrauchen. Sein Freund und Nachbar Elmar (Alexander Beyer) wiederum lässt sich willig als Spitzel auf den Kollegen ansetzen. Die einzige Hauptfigur, die sich treu bleibt, ist Katis Mutter (Felicitas Woll).

    Tonfall und Stil wandeln sich zwar parallel zu Glasers Läuterung, aber richtig Pep bekommt der Film erst durch den Pop im letzten Akt: Nikola überlässt Kati ihre Eintrittskarte zu einem Ost-Berliner Konzert der Britpopband Depeche Mode, deren Hits nun auch die Filmmusik (Ina Siefert) beeinflussen. Bis dahin hat Glaser alles, was aus dem Westen kam, abgelehnt, nun fährt er Kati in die Hauptstadt. Sein Wandel ist abgeschlossen; kurz drauf findet er sich im Gefängnis wieder, Aug‘ in Aug‘ mit den Regimekritikern, die er bis vor Kurzem noch selbst verhört hat. tpg.
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