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Korankinder

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Korankinder: Dokumentarfilm über eine Koranschule in Bangladesh und deren gesellschaftliche Bedeutung.

Poster

Korankinder

Handlung und Hintergrund

Eine sogenannte Madrasa, eine Koranschule in Bangladesh, deren Bildungssystem von der religiösen Erziehung bestimmt wird: Inmitten der weit verbreiteten Armut lernen die Schüler schon in der frühen Kindheit zwölf Stunden täglich über zwei Jahre hinweg die mehr als 6.000 Verse des Koran auf Arabisch auswendig. Eine Sprache, die sie nicht verstehen und die ihnen teilweise im wahrsten Sinne des Wortes eingeprügelt wird. Ihre Kindheit opfern sie dem Ziel, „Hafiz“ zu werden, d. h. sich durch die Beherrschung aller Koranverse nach zwei Jahren einen Beruf und gleichzeitig einen Platz im Paradies zu sichern.

Darsteller und Crew

  • Shaheen Dill-Riaz
    Shaheen Dill-Riaz
  • Andreas Zitzmann
  • Eckart Gadow

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Menschenmassen schieben sich durch Dhaka, Männer mit weißen Käppchen auf dem Kopf so weit das Auge reicht - und immer mehr kommen hinzu, auf Zügen, Booten, zu Fuß. Bilder, die Shaheen Dill-Riaz so nicht kannte. Als er 1992 Dhaka verließ, um in Deutschland zu studieren, war der Islam in seinem Land zwar präsent, doch nur ein Moment unter vielen, die die Gesellschaft des Landes prägten. Seitdem hat die Religion an Einfluss gewonnen, vor allem die Tablighi Jemaat. Sie wurde 1926 gegründet, doch erst in den letzten Jahren hat sie in Bangladesh ihre heutige Bedeutung erlangt – durch die Koranschulen und durch die gesellschaftlichen Umstände. Denn staatliche Schulen sind teuer, doch in den Koranschulen gibt es einen Schlafplatz und etwas zu Essen zum Unterricht hinzu, oft kostenlos. Mit ein Grund, warum sie in Bangladesh so einen Erfolg feiern. Bis zu 70 Kinder sitzen da auf engstem Raum, versuchen mehr oder weniger erfolgreich, den Koran auswendig zu lernen – Worte, die sie nicht verstehen. Nur wenigen ist es gelungen, nach der Madrasa auf eine Universität zu gehen. Die, die es geschafft haben, sprechen voller Verachtung über das die Schulen, die ihnen jegliche Lust am Lernen genommen hätte. Doch nur wenige trauen sich überhaupt, sich öffentlich zu äußern.

      „Korankinder“ untersucht das System der „Madrasa“, der Koranschule, spricht mit Lehrern, Schülern und den Eltern – die meisten kommen aus armen Familien und hoffen, dass ihre Söhne nach der Ausbildung als Hafez ihr Einkommen verdienen können – als jemand, der alle 6234 Verse des Korans auswendig kann und zum Beispiel bei Beerdigungen rezitiert. Und sie hoffen, durch die Tätigkeit ihrer Söhne nach dem Tod von allen Leiden befreit zu sein.

      Der Film betrachtet die Madrasas hauptsächlich als sozio-ökonomisches Konstrukt, doch den Menschen dahinter bleibt er oft fremd. Eine Ausnahme bilden die Interviews des Regisseurs mit seinen Eltern, die zwar religiös sind, dem System der Koranschulen aber kritisch gegenüber stehen und einen willkommenen Gegenpol zur erzwungenen Spiritualität der Schulen bilden. Doch diese Interview-Auszüge stehen seltsam unverbunden dem Rest des Films gegenüber, der sich nicht recht entscheiden kann, ob er ein persönlicher Erfahrungsbericht oder eine wissenschaftlich-kritische Analyse des Systems der Koranschulen sein will. So changiert er unrhythmisch zwischen beiden Elementen und nimmt sich selbst viel von seiner Stärke.

      Fazit: Ein in weiten Teilen inhaltlich sehr interessanter Dokumentarfilm mit einigen Schwächen in der Umsetzung.
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    2. Korankinder: Dokumentarfilm über eine Koranschule in Bangladesh und deren gesellschaftliche Bedeutung.

      Hochinformativer Dokumentarfilm über Koranschulen als Glaubensschmiede, Bildungssystem und Wirtschaftsfaktor in Bangladesch.

      Für über eine Milliarde Menschen ist der Koran, das Heilige Buch des Islam, bindendes Bekenntnis. Die rund 6000 Verse auswendig zu lernen und diese Suren nicht zu vergessen, ist Ziel der Schüler von Koranschulen, sog. Madrasas. Sie legen auf die korrekte Wiedergabe der Laute soviel Wert wie auf die Ausbildung zum Hafiz (Koranlehrer), die später den Lebensunterhalt bei Hochzeiten und Todesfällen sichern helfen soll. Dem deutsch-bengalischen Filmemacher Shaheen Dill-Riaz („Eisenfresser“), liberal erzogener Sohn eines Architekten, der im seit 1971 unabhängigen Bangladesch Moscheen baut, gelang es durch Fürsprache eines Beraters von Koranschulen, in den Madrasas von Amirabad trotz prinzipiellen Bilderverbots zu filmen, Lehrer und Schüler zu interviewen und ehemalige Schüler und Eltern vor die Kamera zu holen.

      Aus den Äußerungen und Beobachtungen in den Schulen, wo die Oberkörper der Schüler rhythmisch schwingen, um Kontakt zum Jenseits zu halten, und in den Armenvierteln von Amirabad, ergibt sich ein komplexes Geflecht von Religion, Bildungssystem und Wirtschaftsfaktor. Wo liberale Mittelschichtler die Schulen wegen der Abstumpfung des Lernens ablehnen, bedeuten sie für Traditionalisten Erziehung zum gläubigen Menschen mit gutem Benehmen. Dem stellt der Film staatliche Schulen gegenüber, wegen deren Chaos viele ärmere Eltern ihre Kinder auf die durch Spenden finanzierten Koranschulen schicken. Viele wechseln später in staatliche Schulen und beklagen, dass sie in den strengen Madrasas die Lust am Lernen verloren hätten. In den Madrasas für Mädchen gilt es, 50 Euro im Monat aufzubringen.

      Der sehr persönliche Film, in den Produzent, Regisseur, Autor und Kameramann Dill-Riaz die eigene Familiengeschichte einbindet, bleibt konsequent beim Thema. Er lockert die Atmosphäre gelegentlich mit schönen Bildern von Wäldern im Morgennebel auf und zeigt Spotlights von Opferzeremonien und dem jährlichen Treffen der Missionsgemeinschaft Tabligi Jamaal, eine Erweckungsbewegung, die in Dhaka mehr Gläubige anlockt als Mekka. Der sehr ergiebige Dokumentarfilm trägt viel zum Verständnis des Islam bei. ger.
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