Der 10jährige Sascha ist ein sehr aufgeweckter Junge, der manchmal nicht so recht weiß, wohin mit seiner Energie - Probleme sind da vorprogrammiert. Immer verlassen kann er sich eigentlich nur auf seine beste Freundin Elli, mit der er gemeinsam Abenteuer erlebt. Langsames Vertrauen entwickelt er auch zu Frank, seinem Erziehungsberater. Als auf dessen Initiative hin bei Sascha ADHS diagnostiziert wird ändert sich Sascha von heute auf morgen, was vor allem Elli gar nicht gefällt. Die Erzählung aus Saschas Perspektive überzeugt durch die bis ins Detail recherchierte Darstellung der Lebenswelt eines an ADHS erkrankten Jungen, der von Marcel Hoffmann wunderbar verkörpert wird. Die Krankheit und der Umgang damit stehen im Mittelpunkt des Films. Einen wichtigen Stellenwert räumt der Film vor allen Dingen der Freundschaft zwischen Elli und Sascha ein. Durch sein außergewöhnliches und hochaktuelles Thema und seine sensible Erzählhaltung lädt der Film sowohl Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene zum Nachdenken ein.
Jurybegründung:
Eine alleinerziehende Mutter dreier Kinder zwischen 10 und 18 Jahren, eine deutsche Kleinstadt und eine Vielzahl von Problemen kommen in diesem Film von Bernd Sahling der Realität filmisch sehr nahe. Manche Szene (z. B. im Jugendamt) wirkt sogar fast dokumentarisch.
Im Zentrum steht der 10jährige Sascha, überzeugend dargestellt durch den gleichaltrigen Marcel Hoffmann aus Berlin. Auch die anderen Figuren - Kinder, Jugendliche, Erwachsene - sind gut geführt. Sie alle sind um Sascha gruppiert, unterstützen ihn, helfen, versagen oder verführen, haben eigene Schwierigkeiten.
Sascha selbst ist ungestüm, impulsiv, richtet Schäden an, hat Schwierigkeiten in der Schule und kommt daher in der 5. Klasse in eine Förderschule, erhält zudem einen Betreuer, einen „Bodyguard“, wie er ihn nennt.
Größte Schwierigkeiten bereiten dem 10jährigen Lesen und Schreiben. Doch wenn es um die gemeinsamen Interessen mit seiner Freundin Elli und um sein Fahrrad geht, dann ist Sascha erfinderisch und konzentriert. Als die Ärztin bei ihm ADHS diagnostiziert und eine Therapie mit Medikamenten und psychologischer Begleitung beginnt, ist Sascha nicht mehr der Junge, der er vorher war. Er kann nicht einmal mehr lachen.
Die Filmhandlung zieht sich über ein ganzes Jahr, der Blick der Kamera auf die Stadt in ihren Jahreszeiten macht dies zusätzlich sichtbar. Sascha begegnet in dieser Zeit den verschiedensten Erwachsenen. Doch die Frage, wer ihn letzten Endes wirklich versteht und Zeit für ihn hat, bleibt offen. Denn selbst die Aufmerksamkeit des Betreuers ist bürokratisch begrenzt.
Der Film entlässt den Betrachter mit vielen Fragen, zweifelt gängige Lösungen an. An manchen Stellen jedoch - und dies war für die Jury entscheidend - wirkt der Film didaktisch und trägt so Züge eines Lehrfilms.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)