Kongo: TV-Thriller vor dem Hintergrund eines fiktiven Auslandseinsatzes der Bundeswehr im Ostkongo.
Weit davon entfernt, Verbrechen von Soldaten zu beschönigen, sorgt „Kongo“ dafür, dass man entsprechende Meldungen zukünftig mit anderen Augen sehen wird.
In den letzten zwanzig Jahren sind deutsche Soldaten im Kongo, in Afghanistan, in Bosnien, im Kosovo, in Somalia, im Sudan oder in Kuwait eingesetzt worden, und die Bedingungen werden jedes Mal ähnlich gewesen sein: Freund und Feind sind kaum von einander zu unterscheiden, Ausrüstung, Unterbringung und Lebensmittel sind desolat, und der unvermeidliche Lagerkoller bekommt mit der allgegenwärtigen Angst alsbald einen finsteren Begleiter. Das ist der Hintergrund, vor dem man „Kongo“ betrachten muss; der Film ist ein grimmiger Kommentar zu den Kriegszuständen, die Politiker gern zur „asymmetrischen Bedrohung“ verniedlichen. Vordergründig erzählen Alexander Adolph (nach einer Idee von Stefan Dähnert), Regisseur Peter Keglevic und Produzent Christian Granderath jedoch einen Bundeswehr-Krimi. In Hollywood hat das Genre Tradition, hierzulande kann man Filme dieser Art an einer Hand abzählen. Wie klaffend die Leerstelle ist, wurde durch die „Polizeiruf 110“-Beiträge aus München mit Stefanie Stappenbeck erst so richtig deutlich. Mit Militärpolizistin Nicole Ziegler (Maria Simon) hat Adolph eine Figur geschaffen, die man sich auch gut als Sonntagsermittlerin vorstellen könnte. Sie ist jung, mutig, ehrgeizig und hat eine gesunde Abneigung dagegen, sich von Männern kommandieren zu lassen. Die Feldjägerin wird in den Ostkongo gerufen, nachdem sich ein Soldat eine Pistole in den Mund gesteckt hat. Die Stippvisite ist eine reine Formsache, eigentlich soll Frau Oberleutnant bloß ein Suizid-Protokoll abzeichnen, das Hauptmann Kosak (Jörg Schüttauf) schon fix und fertig vorbereitet hat. Sehr zu Kosaks Missfallen, der die junge Ermittlerin so schnell wie möglich wieder loswerden will, erwecken bestimmte Details Zieglers Misstrauen. Als sie im Müll das mobile Telefon des Toten findet und darauf einen Film entdeckt, der die Hinrichtung eines jungen Einheimischen dokumentiert, verbeißt sie sich in den Fall; und merkt viel zu spät, dass sie die ganze Zeit missbraucht worden ist. Keglevic lässt die bedrückende Atmosphäre zunächst gewissermaßen zwischen den Bildern entstehen. Eine spekulative Szene, in der die permanente Bedrohung handfest wird, wäre auf den ersten Blick gar nicht nötig gewesen. Gerade die Tatsache, dass sich das Ereignis als sinistrer Scherz entpuppt, trägt jedoch enorm dazu bei, dass man nachvollziehen kann, wie sich die Soldaten fühlen. Der Film trägt sein Anliegen dennoch nie vor sich her, und auch das macht „Kongo“ zu einem besonderen Werk, das sich zudem durch eine herausragende Ensemble-Leistung auszeichnet. tpg.