Karlsson vom Dach: Humorvolles Remake des schwedischen Klassikers nach dem legendären Kinderbuch von Astrid Lindgren.
Nach „Pippi Langstrumpf“ zählt der dicke, kleine Karlsson, der dank eines putzigen Propellers am Rücken des Fliegens mächtig ist, zu den populärsten Figuren aus dem Oeuvre Astrid Lindgrens. Nun hat sich die norwegische Filmemacherin Vibeke Idsoe an einer Zeichentrick-Version um die Abenteuer des rotzfrechen, dennoch sympathischen Lausbuben versucht. „Karlsson vom Dach“ kann zwar weder auf dramaturgischer Ebene an die Realverfilmung aus dem Jahre 1975 noch in technischer Hinsicht an aktuelle Disney-Produktionen heranreichen. Dennoch wird dieser liebenswerte Animations-Spaß, für den passender Weise Jürgen Vogel für Karlssons Stimme gewonnen werden konnte, sowohl bei den jungen Kino-Fans als auch den zahlreichen Lindgren-Anhängern sämtlicher Altersgruppen hervorragend ankommen.
Charmante Charaktere statt sterile Figuren vom Reißbrett, einfache, einprägsame Bildkompositionen statt aufwändig am Computer entworfene Gebilde - nach diesen Prinzipien scheint Vibeke Idsoe, Filmschulabsolventin der New York University, gehandelt zu haben. Dabei konnte sich die Autorin und Regisseurin, die 1996 mit dem Kinder-Trickfilm „
Auf der Jagd nach dem Nierenstein“ ihr Debüt gab, auf renommierte Hilfe verlassen. Stammen die Illustrationen zu „Karlsson vom Dach“ doch von keiner Geringeren als Ilon Wikland, jener Künstlerin, die seit Mitte der fünfziger Jahre fast alle Bücher Astrid Lindgrens illustriert hat. Dem Geist der Vorlage wurde aber nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich Rechnung getragen, das heißt: an der ursprünglichen Geschichte änderte Idsoe kaum etwas. Und darin flattert dem siebenjährigen, etwas schüchternen Außenseiter Lillebror eines Tages der „weltbeste“ Karlsson direkt in sein Kinderzimmer. Karlsson kann fliegen, isst für sein Leben gern, ist manchmal auch ein bisschen unverschämt und hat immer einen lustigen Streich auf Lager. Dumm nur, dass Lillebrors Eltern und Geschwister einfach nicht glauben wollen, dass es diesen geheimnisvollen neuen Freund, der hoch oben auf dem Dach wohnt, auch wirklich gibt.
Da die in Stockholms schöner heiler Welt angesiedelten Geschichten verhältnismäßig unspektakulär daherkommen - selbst die beiden Diebe wirken irgendwie zum Knuddeln -, konnten die Schauspieler in Olle Hellboms längst zum Klassiker gewordenen Realverfilmung „
Karlsson auf dem Dach“ ihren Charakteren entsprechend Tiefe verleihen und sie dadurch interessant machen. In der aktuellen Zeichentrick-Version wirken die Figuren nun zwangsläufig eindimensionaler. Lediglich Jürgen Vogel, seit seinem Auftritt als fieser Max Grundeis in „Emil und die Detektive“ auch Kinderfilm-erprobt, kann mit seiner blechernen, kantigen Stimme, die einen für diese Rolle durchaus erwünschten nervtötenden Effekt erzielt, seinem weltbesten Karlsson Konturen verpassen. Nichtsdestotrotz funktioniert „Karlsson vom Dach“ als wohltuendes Gegenstück zu den lauten, hektischen US-Animationsspektakeln hervorragend, was diese schwedisch-norwegische Gemeinschaftsproduktion ideal fürs ganz junge Publikum macht, das sich obendrein über eine leicht zu „durchsitzende“ Länge von 76 Minuten freuen kann. lasso.