„Southland Tales“ und „Iklimler“ sind zwei Festivalbeiträge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In dem türkischen Liebesdrama treiben zwei einsame Herzen durch den Wechsel der Jahreszeiten, in der Zukunftssatire geht es um das Ende der Welt.

Fast hätte es Richard Kelly nicht zur Premiere von „Southland Tales“ geschafft. Weil der Regisseur den gleichen Namen hat, wie ein gesuchter Terrorist, wollten die amerikanischen Behörden seinen verlorenen Pass nicht ersetzen. Erst nachdem er in letzter Sekunde mit Zeugnissen aus der Grundschulzeit und einer Bestätigung der damaligen Bibliothekarin seine Identität bewiesen hatte, durfte Kelly nach Cannes fliegen.
Paradoxerweise spielt das Thema auch in „Southland Tales“ eine Rolle. Die Firma US-Ident ist nach einem nuklearen Angriff auf die Vereinigten Staaten allgegenwärtig, ihr neuster Coup ist eine alternative Energiequelle. Wie das allerdings zusammenpasst, bleibt bis zum Ende des Films ein Rätsel.

Zu viel des Guten
Das von „Donnie Darko„-Fans heiß ersehnte zweite Werk ist eine große Enttäuschung. Richard Kelly hat vier Jahre lang an dem USA-kritischen Drama gearbeitet und immer wieder neue Aspekte hinzugefügt, bis es einfach zu viele waren.
Neben US-Ident geht es um einen Schauspieler, der an Amnesie leidet, einen Pornostar mit eigener Talkshow sowie um einen Soldaten, dessen Doppelgänger und neo-marxistische Rebellen. „Southland Tales“ ist voller Andeutungen und Zitate, doch Kellys Gedankengänge zu verfolgen, fällt schwer. „Die aktuelle Situation in den USA ist eben komplex, es gibt keine einfache Lösung“, so der Regisseur. „Wer den Film verstehen will, muss ihn sich mehrmals ansehen.“
Kein Ausweg

Politische Pop-Art nennt Kelly sein Potpurri und will mit der Mischung aus Satire, Science-Fiction, Drama und Musical Hoffnung machen. Im Film befindet sich diese Botschaft in einem der Tatoos auf The Rock: „Es gibt einen Ausweg aus dem Leid.“ Und für die Cannes-Jury heißt er bestimmt nicht „Southland Tales“.
Um Leid geht es auch in „Iklimler„, dem zweiten Beitrag des Tages. Obwohl sie ein Paar sind, sind Isa und Bahar schrecklich einsam. Die beiden trennen sich und jeder versucht, alleine klar zukommen. Bahar stützt sich im verschneiten Osten der Türkei in die Arbeit, Isa wärmt in Istanbul seine Affäre mit der Famme Fatale Serap auf. Doch sie kann ihn nicht glücklich machen und so reist er Baher hinterher.

Schade eigentlich
Form ist dem „Uzak„-Regisseur Nuri Bilge Ceylan in diesem langatmigen Drama leider wichtiger als der Inhalt. Schön ist, dass er sich auf Kleinigkeiten konzentriert und seine Figuren mit alltäglichen Auseinandersetzungen glaubhaft in Szene setzt.
„Isa ist nur auf sich selbst fixiert“, beschreibt Ceylan die Hauptfigur, die er auch selbst spielt. „Er fühlt nichts, nimmt seine Umgebung so wahr, als ob er sie im Fernseher sehen würde.“ Doch der egozentrische Isa und die verschlossene Bahar berühren den Zuschauer nicht. Zum Schluss hin ist es auch schon belanglos, ob sie ihr Glück finden.