Ins Blaue: Eine Art Roadmovie von Rudolf Thome über eine junge Frau, die durch Italien reist, um dort ihren Debütfilm zu drehen.
Rudolf Thomes sommerliches Film-im-Film-Drama fabuliert an Italiens Küsten entspannt von der Liebe, Träumen und Frauen.
Die letzte Kinorolle des im Januar verstorbenen Vadim Glowna ist eine tragische, an deren Ende er einfach verschwindet: Als alternder Produzent und Lüstling, der den Traum seiner Filmtochter Alice Dwyer („Was du nicht siehst“) ermöglicht, einen ambitionierten Kunstfilm in Italien zu realisieren. Die Dreharbeiten dazu beobachtet Autorenfilmer Rudolf Thome auf gewohnt zurückgelehnte Art und spinnt eine Geschichte von erotischer Verführung, Vater-Tochter-Dramatik und Elementen des Road Movie über Träume und vor allem zwischenmenschliche Beziehungen.
Aufgeregt kommt das kleine deutsche Filmteam in ihrem italienischen Hotel an, es ist das Spielfilmdebüt von Nike (Dwyer), deren professioneller Eifer auch dann nicht stockt, als ihr Vater und Produzent Abraham Rabenthal (Glowna) mit der Projektfinanzierung scheitert und vor dem Ruin steht. Also wird strikt gespart und improvisiert, das naiv-allegorische Liebeslustspiel von drei Frauen, die sich je in einen Mönch, stummen Fischer und weisen Strandphilosophen (für diese Rolle muss Abraham einspringen) verlieben, wird aus der Hüfte geschossen.
Diesen Arbeitsalltag beobachtet Thome, der wie immer produzierte, das Drehbuch schrieb und inszenierte, ganz ungezwungen aus einiger Distanz in statischen Totalen. Schelmisch vermischt er, oft unerkennbar, die beiden Realitätsebenen, schmuggelt fertige Filmszenen unter und genießt es offenbar, damit zu irritieren. Mag der Film-im-Film auch im besten Fall prätentiös philosophische und religiöse Fragen behandeln, amüsant ist er allemal und aus der entspannten, nie narrativ forcierten Aneinanderreihung des Geschehens, entwickelt sich ein leichter, sommerlicher Drive, zu dem auch die sparsamen, mediterranen Siesta-Klänge wunderbar passen.
An malerischen Plätzen zwischen Macchie und Küstenlandschaft interessiert sich Thome wieder für Männer und Frauen und das, was sich zwischen ihnen abspielt. Was zusammen mit der zweiten Filmebene, die von Glaube, Gott, Lebenssinn und Sex handelt, schillernde Überschneidungen ergibt. Dass sich unerkannt Konflikte anschleichen, die das Projekt ernsthaft zum Scheitern bringen können - Abraham hat mit der Hauptdarstellerin geschlafen, die das nicht verwinden kann; Nike verleitet in verantwortungsloser Manier den Tonmann zu einem Alkoholrückfall - birgt dramatisches Potential. Aber auch hier bleibt Thome seinem legeren Stil treu: Die Handlung treibt angenehm vorbei und manche Träume dürfen sich gar erfüllen. tk.