Anzeige
Anzeige
Für Links auf dieser Seite erhält kino.de ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder blauer Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.
  1. Kino.de
  2. Filme
  3. In Wahrheit: In einem anderen Leben

In Wahrheit: In einem anderen Leben


Anzeige

In Wahrheit: In einem anderen Leben: Ein übermüdeter Lkw-Fahrer überfährt einen Mann, der plötzlich auf die nächtliche Landstraße stolpert: Das ist der Auftakt zum fünften Fall für Hauptkommissarin Judith Mohn (Christina Hecke) aus Saarlouis. Dieser Prolog wird jedoch derart lang keine Rolle mehr spielen, dass sich viele Zuschauer womöglich erst siebzig Minuten später sagen werden: Stimmt, da war ja noch was. Aber selbstredend hat der Unfall mit...

In Wahrheit: In einem anderen Leben

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Jens Wischnewski
Darsteller
  • Christina Hecke,
  • Rudolf Kowalski,
  • Jeanne Goursaud,
  • Anja Kling,
  • Martin Lindow,
  • Robin Sondermann
Drehbuch
  • Zora Holt

Kritiken und Bewertungen

0 Bewertung
5Sterne
 
()
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
(0)
1Stern
 
(0)

Kritikerrezensionen

  • Ein übermüdeter Lkw-Fahrer überfährt einen Mann, der plötzlich auf die nächtliche Landstraße stolpert: Das ist der Auftakt zum fünften Fall für Hauptkommissarin Judith Mohn (Christina Hecke) aus Saarlouis. Dieser Prolog wird jedoch derart lang keine Rolle mehr spielen, dass sich viele Zuschauer womöglich erst siebzig Minuten später sagen werden: Stimmt, da war ja noch was. Aber selbstredend hat der Unfall mit Fahrerflucht nur scheinbar keinen Bezug zur eigentlichen Handlung; das ist die clevere Seite von Zora Holts erstem Drehbuch für die ZDF/Arte-Reihe „In Wahrheit“. Leider enthält ihre Geschichte auch eine Ungereimtheit, die viele Fans der Saarland-Krimis erheblich irritieren wird.

    „In einem anderen Leben“ beginnt mit einer ärztlichen Untersuchung: Barbara Falk (Anja Kling) ist im eigenen Schlafzimmer überfallen und vergewaltigt worden. Offenbar sind ihr K.-o.-Tropfen verabreicht worden; entsprechend getrübt ist ihre Erinnerung. Weil Mohn zu spät kommt, haben zwei männliche Kollegen bereits mit der Befragung begonnen. Die Fragen entsprechen dem in solchen Fällen vermutlich üblichen Standard, aber die Situation wirkt herzlos. Das Stammpublikum wird sich ohnehin über die Szene wundern: Im ersten Film der Reihe, „Mord am Engelsgraben“ (2017), hat Mohn den pensionierten Kollegen Zerner (Rudolf Kowalski) kennengelernt. Ab dem zweiten Film („Jette ist tot“) wurde der Polizist zu einer Art väterlichem Freund der Kommissarin. Nun ist dieser Mann plötzlich Mohns Vorgesetzter. Gegen Ende verrät ein Insert zwar, dass die Handlung in der Vergangenheit angesiedelt und eine Rückblende ist („Fünf Jahre später“), aber das ändert natürlich nichts daran, dass Zerner bereits in Rente war, als die beiden sich das erste Mal begegnet sind.

    Die Befragung von Barbara Falk ist zudem ein bestürzendes Beispiel für ein gänzlich unempathisches Verhalten. Da die Frau wegen einer Depression in psychiatrischer Behandlung war und immer noch entsprechende Medikamente nimmt, bezweifelt der Kommissar sogar, dass sie tatsächlich vergewaltigt worden ist. Der Täter, offenbar ein Phantom, hat keinerlei Spuren hinterlassen. Dass Mohn in die Landeshauptstadt fährt, weil es dort vor einigen Monaten eine Anzeige wegen eines ganz ähnlichen Delikts gegeben hat, hilft den Ermittlungen zwar nicht weiter, bereichert aber den Film: Sie trifft auf einen Kollegen, der sie quasi mit einer sexistischen Bemerkung begrüßt. Immerhin arbeiten die beiden bei der Suche nach dem mutmaßlichen Vergewaltiger produktiv zusammen. Leider ist Hendrik Duryns Mitwirkung ein einmaliges Gastspiel. Immerhin sorgt er dafür, dass „In einem anderen Leben“ trotz einiger Schwächen sehenswert ist: Holts Drehbuch schlägt immer wieder unerwartete Haken. Und abgesehen von der taktlosen Befragung durch Zerner, die ohnehin Teil der Dramaturgie ist, wird das zentrale Thema Vergewaltigung angemessen seriös und sensibel behandelt.

    Die Inszenierung durch Jens Wischnewski entspricht über weite Strecken dem üblichen Krimistandard, setzt jedoch mehrfach optische Akzente, um den Zustand von Barbara Falk zu illustrieren (Bildgestaltung: Frank Küpper). Dass Anja Kling die fundamentale Erschütterung dieser Frau berührend verkörpert, bedarf im Grunde keiner Erwähnung, zumal Holt - die gelernte Schauspielerin hat zuvor die Drehbücher für zwei sehenswerte Episoden der ZDF-Reihe „Unter anderen Umständen“ geschrieben - viele Aspekte findet, um das Schicksal der Frau zu verdeutlichen. Bester Clou des Drehbuchs ist jedoch der Prolog: Als sich der Kreis schließt, zeigt sich, dass Holt und Wischnewski ein raffiniertes Verwirrspiel mit dem Publikum getrieben haben.

    Tilmann P. Gangloff.
    Mehr anzeigen
Anzeige