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Ich war eine glückliche Frau


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Ich war eine glückliche Frau: Ein Film wie ein Vexierbild: Auf den ersten Blick ist die Geschichte leicht zu durchschauen. Aber dann wechselt die Perspektive, und es zeigt sich: In Wirklichkeit war alles ganz anders. So erklärt sich auch im Nachhinein, warum die Kamera bei den Aufnahmen zu Beginn auf dem Kopf steht: weil den Bildern nicht zu trauen ist. Die Handlung beginnt mit einem dringenden Anliegen: Der kürzlich verwitwete Herr Blok (Rainer...

Ich war eine glückliche Frau

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Martin Enlen
Darsteller
  • Petra Schmidt-Schaller,
  • Rainer Bock,
  • Marc Hosemann,
  • Imogen Kogge
Drehbuch
  • Edda Leesch
Musik
  • Dieter Schleip
Kamera
  • Philipp Timme

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

  • Ein Film wie ein Vexierbild: Auf den ersten Blick ist die Geschichte leicht zu durchschauen. Aber dann wechselt die Perspektive, und es zeigt sich: In Wirklichkeit war alles ganz anders.

    So erklärt sich auch im Nachhinein, warum die Kamera bei den Aufnahmen zu Beginn auf dem Kopf steht: weil den Bildern nicht zu trauen ist. Die Handlung beginnt mit einem dringenden Anliegen: Der kürzlich verwitwete Herr Blok (Rainer Bock) muss dringend mit seiner früheren Nachbarin Eva Sanders (Petra Schmidt-Schaller) sprechen, über sie und über seine kürzlich verstorbene Frau, die beiden hätten sich doch sehr nahe gestanden. Eva ist überrascht, eigentlich kannte sie Frau Blok kaum, aber sie lässt sich überreden. Hermann Blok wirkt mit seinen altmodischen Manieren ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Die Geschichte, die er erzählt, entpuppt sich als ähnlich unwirklich: Just zu Hermanns Pensionierung wurde Gattin Sylvia (Imogen Kogge) von einer rätselhaften Lethargie ergriffen. Ihre Antriebslosigkeit verflog erst, als Familie Sanders einen Baum verpflanzen ließ, der den Bloks bislang den Blick aufs Nachbarhaus verwehrt hatte. Fortan verbrachte Sylvia ihre Tage damit, aus der Distanz an der familiären Idylle von Eva, Jan (Marc Hosemann) und ihren beiden Kindern teilzunehmen. Aus Evas Perspektive klingt die Geschichte allerdings ganz anders: Die Verpflanzung der Buche war der Anfang vom Ende der Ehe.

    Beinahe unmerklich streut Martin Enlen von Beginn an Details ein, deren Bedeutung sich zwar erst später erschließt, die aber schon früh erahnen lassen, dass irgendwas nicht stimmt. Dank der vielen kunstvoll miteinander verknüpften Rückblenden treibt der Regisseur ein ausgesprochen cleveres Spiel mit dem Publikum: weil sich bedrohliche Aufnahmen als völlig harmlos entpuppen, während die Idylle pure Fantasie ist. Enlens größte Leistung besteht jedoch darin, dass dieses bühnenhafte Drama, in dem die ganze Zeit geredet wird, dennoch vor allem über die optische Ebene funktioniert. Das gilt nicht nur für die schönen kurzen Einstellungen, die beim Blick aus dem Fenster den Wechsel der Jahreszeiten zeigen, sondern vor allem für das Spiel von Petra Schmidt-Schaller, die gewissermaßen eine Doppelrolle verkörpert: In Sylvias Erzählungen ist sie eine offene, lebensbejahende und in der Tat strahlende junge Frau und Mutter; zeigt Enlen ihre Sicht der Dinge, schleichen sich zunehmend Trauer und Wut in die Idylle. Viele Szenen funktionieren zudem auch ohne Worte. Als selbst Sylvia nicht länger verborgen bleibt, dass das harmonische Dasein nebenan Risse bekommen hat, tut Hermann alles, um die Illusion aufrechtzuerhalten. Schließlich muss seine Frau ins Krankenhaus. Die Kamera bleibt auf Distanz, als der Arzt den Gatten informiert, aber Rainer Bocks Körpersprache lässt keinen Zweifel an der Diagnose. Kurz drauf steht Hermann draußen, der Wind reißt ihm den Hut vom Kopf, er reagiert überhaupt nicht; so einfach kann es sein, seelischen Schmerz zu vermitteln. Die letzten Szenen zeigen seine ebenso hilflosen wie vergeblichen Versuche, das Paar dazu zu bewegen, sich wieder zu versöhnen; umso grimmiger ist die Schlusspointe.

    Das Drehbuch ist von der Schauspielerin Edda Leesch, die sich seit einigen Jahren fast nur noch aufs Schreiben beschränkt. Ihre Geschichten, zuletzt zum Beispiel „Zwei verlorene Schafe“ über einen zweifelnden Priester, kommen gern komisch daher, behandeln aber fast immer ernste Themen. Von Komödie kann in diesem Fall zwar keine Rede sein, aber dafür ist das Vier-Personen-Stück eine vorzüglich gespielte Parabel über Schein und Sein. tpg.
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