J'ai pas sommeil: Eine Kriminalgeschichte bildet den äußeren Erzählrahmen für den dritten Spielfilm von Claire Denis („Chocolat“, „Scheiß auf den Tod“), den die Redakteure der französischen Filmzeitschrift „Cahiers du Cinema“ zum zweitbesten Film des Jahres 1994 wählten. Die wahre Geschichte eines Serienmords an alten Damen, begangen von einem Schwulenpaar Ende der Achtziger, lieferte der Regisseurin die Vorlage zu ihrem Film. Genauer...
Die russische Schauspielerin Daiga schlägt sich in Paris durchs Leben. Der Musiker Theo hält sich mit Malerjobs über Wasser, um seine Familie durchzubringen. Es kommt zum Eklat, als Theo ankündigt, sein Kind zurück in die Karibik zu nehmen. Niemand ahnt, daß Theo auch drogenabhängig, aidskrank und der Mörder alter Damen ist. Nur Daiga entdeckt eines Tages sein dunkles Geheimnis.
Die litauische Schauspielerin Daiga hat genug von der tristen Armut ihres Heimatlandes und geht nach Paris. Dort lernt sie Camille, einen jungen Einwanderer aus Martinique, und dessen Liebhaber Raphael kennen. Die beiden sowie Camilles jüngerer Bruder Theo träumen vom großen Geld, kommen über Gelegenheitsjobs aber nicht hinaus. Da werden Camille und Raphael zu Raubmördern. Ihre Opfer: wehrlose alte Frauen.
Die schöne Litauerin Daiga kommt mit einem klapprigen Auto und der Hoffnung auf Arbeit nach Paris. In einem Hotel mit sehr merkwürdiger Kundschaft steigt sie ab. In der Gegend treibt auch ein Serienkiller sein Unwesen. Düster-faszinierendes Großstadt-Mosaik.
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Darsteller und Crew
Regisseur
Claire Denis
Produzent
Fabienne Vonier,
Ruth Waldburger
Darsteller
Alex Descas,
Béatrice Dalle,
Line Renaud,
Yekaterina Golubewa,
Richard Courcet,
Sophie Simon,
Vincent Dupont,
Patrick Grandperret
Drehbuch
Claire Denis,
Jean-Pol Fargeau
Musik
John Pattison
Kamera
Agnès Godard
Bilder
Kritiken und Bewertungen
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Kritikerrezensionen
Ich kann nicht schlafen Kritik
Eine Kriminalgeschichte bildet den äußeren Erzählrahmen für den dritten Spielfilm von Claire Denis („Chocolat“, „Scheiß auf den Tod“), den die Redakteure der französischen Filmzeitschrift „Cahiers du Cinema“ zum zweitbesten Film des Jahres 1994 wählten. Die wahre Geschichte eines Serienmords an alten Damen, begangen von einem Schwulenpaar Ende der Achtziger, lieferte der Regisseurin die Vorlage zu ihrem Film. Genauer betrachtet ist „Ich kann nicht schlafen“ aber vielmehr eine detailgenaue Milieustudie der Megastadt Paris, ein Blick in das Viertel zwischen Pigalle und Montmartre, wo das dichte Nebeneinander von bürgerlich-französischen und kolonial-ethnischen Gruppen zu einem bunten, bewegten und spannungsvollen Großstadtleben führt. An psychologischen Erklärungen ist Denis jedoch ebensowenig interessiert wie an der Dekonstruktion eines spannenden Kriminalfalls. Stattdessen entwirft sie beeindruckend authentische Biographien. Da ist die hübsche Schauspielerin Daiga (Katerina Golubeva), die nach ihrer Ankunft aus Litauen dank der Hilfe ihrer Großtante und deren Freundin, der Hotelbesitzerin Ninon, einen Job als Zimmermädchen bekommt. In dem Hotel wohnen auch Camille, ein junger Einwanderer aus Martinique (Richard Courcet) und sein Liebhaber Raphael. Camille ist der jüngere Bruder von Theo, der als Gelegenheitsmusiker seinem kleinen Sohn kein würdevolles Leben bieten kann und deshalb auf seine Heimatinsel zurückkehren will - wenn es sein muß, auch ohne seine Pariser Lebensgefährtin (Beatrice Dalle). Denis zeichnet die jungen Menschen haltlos, ohne Heimat, ohne Perspektive, ihren Familien entfremdet. Vor diesem Hintergrund erreichen die Raubmorde, die Camille zusammen mit seinem Freund an den alten Frauen begeht, sogar eine gewisse Plausibilität. Insgesamt verzichtet Denis aber weitgehend auf eine moralische Position. Nüchtern, im Stil einer Dokumentation filmt sie die Gewalttaten, Camilles abschließendes Geständnis und den Diebstahl der Beute durch Daiga. Doch gerade dieser Verzicht auf Voyeurismus und Psychologisierung, das Weglassen äußerer Dramatik und der ruhige Blick auf die Figuren verleiht „Ich kann nicht schlafen“ seine eindringlich realistische Qualität. mmc.