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Herzjagen

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Herzjagen: Sehr behutsam inszeniertes Drama, das sich den typischen Seherwartungen widersetzt.

Poster

Herzjagen

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Elisabeth Scharang
Produzent
  • Thomas Pridnig,
  • Peter Wirthensohn
Darsteller
  • Martina Gedeck,
  • Rainer Wöss,
  • Anton Noori,
  • Ruth Brauer,
  • Alexander E. Fennon,
  • Inge Maux
Drehbuch
  • Elisabeth Scharang

Bilder

Kritiken und Bewertungen

3,0
1 Bewertung
5Sterne
 
(0)
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
(1)
2Sterne
 
(0)
1Stern
 
(0)

Kritikerrezensionen

  • Herzjagen: Sehr behutsam inszeniertes Drama, das sich den typischen Seherwartungen widersetzt.

    Sehr behutsam inszeniertes Drama, das sich den typischen Seherwartungen widersetzt.

    Die meisten Menschen würden das Ereignis wie einen zweiten Geburtstag feiern, aber Caroline verfällt in eine Art geistige Schockstarre: Zwanzig Jahre hat die Wiener Architektin Rücksicht auf ihr schwaches Herz genommen und jede Aufregung vermieden; in ihrem Beruf ist sie schon lange nicht mehr tätig. Nach einer erfolgreichen Operation könnte sie nun das Leben in vollen Zügen genießen, doch sie traut sich nicht aus ihrer Komfortzone.

    Das TV-Drama „Herzjagen“, eine Koproduktion zwischen dem ORF und dem Bayerischen Rundfunk, basiert auf dem Roman „Herznovelle“ der österreichischen Schriftstellerin Julya Rabinowich. Lebensbejahende Menschen müssen allerdings weit über ihren Horizont schauen, um die Lethargie der Hauptfigur nachzuvollziehen. Seit der Operation beginnt Caroline (Martina Gedeck), sich von ihrem Mann (Rainer Wöss) zu entfremden. Außerdem wird sie von Alpträumen und Panikattacken geplagt. Als sie nach einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert wird, setzt sie ihre Hoffnungen erneut auf den Herzchirurgen Hoffmann (Anton Noori), der sie operiert hat. Sie beginnt, den Mann zu verfolgen. Schließlich ist es ausgerechnet der Tod, der sie aus ihrer Erstarrung befreit.

    Elisabeth Scharang (Buch und Regie) hat die Vorlage von viel Ballast befreit. Trotzdem wirkt ihr Film immer noch sehr literarisch. Großen Anteil an einer gewissen Weltfremdheit hat auch das entrückte Spiel von Martina Gedeck, deren Darbietungen mitunter recht bühnenhaft anmuten, was wiederum zur Konstruiertheit der Handlung passt. Deshalb wirken die Figuren auch wie in ihrer jeweiligen Rolle erstarrt: Der Arzt ist melancholisch, die Schwiegermutter eine Nervensäge, der Ehemann versteht das Verhalten seiner Gattin nicht, bleibt aber rührend besorgt. Wirklich überraschend ist allein die Entwicklung jener Ärztin, die schließlich für Carolines Erlösung sorgt, zumal die Beziehung geschickt eingefädelt ist. Die beiden Frauen begegnen sich zunächst bloß akustisch: Auf dem Klinikklo hört Caroline, wie sich eine Frau die Seele aus dem Leib hustet. Später trifft sie sie „in zivil“ am Snack-Automaten. Das Publikum weiß mittlerweile, dass Erika Pielach (Ruth Brauer-Kvam) die Psychiaterin des Krankenhauses ist; Caroline hat davon keine Ahnung, sie hält die Frau für eine Patientin und ist entsprechend verblüfft, als sich das Missverständnis aufklärt. Das Gesprächsangebot der Ärztin lehnt sie trotzdem ab. Es ist allein dem Zufall zu verdanken, dass die beiden schließlich doch noch ins Gespräch kommen. Das Finale ist zwar einigermaßen unglaubwürdig, erfüllt aber seinen schockierenden Zweck.

    Optisch ist „Herzjagen“ immer dann am interessantesten, wenn deutlich wird, wie sehr die Hauptfigur neben der Spur ist. Gerade der erste Akt ist im Grunde eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen, manche real, andere halluziniert oder geträumt. Die Effekte sind zum Teil verblüffend, wenn beispielsweise auf einer Ultraschallaufnahme ein Herz verpufft. Dieses Bild steht für Carolines anfängliche Angst vor der Operation: Sie fürchtet, nicht mehr aufzuwachen, und sagt den Eingriff kurzerhand ab, ohne ihren Mann zu informieren. Im Traum sieht sie sich mehrfach als Astronautin. Eine entsprechende Einstellung während der Narkose, als sie durchs All schwebt, wirkt wie eine Reminiszenz an Stanley Kubricks Klassiker „2001 - Odyssee im Weltraum„. Nach der Operation benimmt sich die Patientin jedoch wie ein bockiges Kind. Kurze Szenen sollen ihre nonkonformistische Haltung unterstreichen, demonstrieren aber allzu offenkundig, wie sehr sich Caroline den Erwartungen und Konventionen verweigert. Diese Haltung gilt in gewissem Sinn auch für Elisabeth Scharangs Stil. „Herzjagen“ ist sehr behutsam inszeniert, widersetzt sich aber den typischen Seherwartungen. tpg.
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