Spielfilme, in denen ein Krebskranker Abschied vom Leben und von seinen Lieben nehmen muss, riskieren seit einiger Zeit gerne ein paar Schritte in Richtung Komödie oder Leichtigkeit. Insofern liegt auch der deutsche Heiter bis wolkig von Regisseur Marco Petry im Trend, denn die letzten Lebenswochen der krebskranken Edda (Jessica Schwarz) sind ihr vor allem Anlass, noch ein wenig über die Stränge zu schlagen. Ungewohnt an der Geschichte aus der Feder von Axel Staeck ist, dass sich darin der männliche Hauptcharakter Tim (Max Riemelt) nicht in Edda, sondern in ihre Schwester Marie (Anna Fischer) verliebt.
Die dunkelhaarige Marie fällt im Kölner Nachtleben weniger wegen ihres Sex-Appeals, als mit ihrer unschuldigen, nachdenklichen Art auf. Insofern hatte der Kantinenkoch Can (Elyas M´Barek) Recht, als er seinen Kollegen und Freund Tim davor warnte, ausgerechnet sie für eine heiße Nacht anzubaggern. Aber Tim ist auch ein wenig anders, sonst hätte er sich nicht zu diesem Frauentyp hingezogen gefühlt. Dass ihn das Schicksal dann für seine Lüge, er habe Krebs und wolle noch einmal mit einer Frau schlafen, bestraft, indem es ihn mit einer wirklich krebskranken Person bekannt macht, geschieht ihm nur recht. Tims Läuterung und Prüfung wird lang und schwer, denn nur wenn er gut zu Edda ist, hat er ihre Schwester Marie auch wirklich verdient.
Marie zuliebe, der er irgendwann erzählen will, er habe eine Spontanheilung erfahren, setzt er sich an Eddas Bett, um der einsamen jungen Frau Gesellschaft zu leisten. Sie ist ein richtiger Kotzbrocken, hoch aggressiv, verhärmt und argwöhnisch. Wenn Tim seine Marie zum Essen einlädt, muss sie mitkommen, wenn Marie zur Fortbildung verreist, hängt sie sich an ihn wie eine Klette. Ein wenig will sie als große Schwester dabei tatsächlich prüfen, ob dieser Kerl zu mehr als nur oberflächlichem Spaß zu gebrauchen ist. Vor allem aber findet sie ebenfalls Gefallen an ihm: Seine Gesellschaft beflügelt sie zu einigen letzten, wilden Unternehmungen.
Die draufgängerische Edda verlangt ihrem betreten dreinblickenden Begleiter einiges ab, zieht ihn sogar in eine Schlägerei auf der Straße hinein. Aber Tim muss sich nicht nur bewähren, Edda macht ihm auch Mut, seinen beruflichen Traum zu verwirklichen. So bekommt die Freundschaft von Edda und Tim eine eigene Qualität. Edda vertraut ihm viel mehr an als Marie. Obwohl, oder gerade weil sie sieht, wie sehr Marie Tim liebt, reagiert sie ziemlich eifersüchtig auf deren Versuche der Zweisamkeit. Max Riemelt beherrscht beide Seiten seiner Rolle, vor allem die nachdenkliche, aber auch die unbeschwerte. Während Anna Fischer hauptsächlich das nette Mädchen spielt, stattet Jessica Schwarz ihre Edda mit so destruktiver, wie erfrischender Sprengkraft aus. Als Krebskranke nimmt sie sich die Narrenfreiheit, zu sagen und zu tun, was sonst das gute Benehmen verbietet.
Nur die Sterbenskranke kann Jessica Schwarz nicht glaubhaft mimen, dafür ist sie zu sehr auf vitale Energie gepolt. Und auch der Film legt nicht allzu viel Wert auf die Tiefe seiner Charaktere, lotet ihre Individualität und ihre Grenzen weniger aus, als dass er sie wie Typen behandelt, die einen vorgegebenen Parcours absolvieren müssen. Ein wenig Trauer von und um Edda gehört auch dazu, aber dann sind wieder spaßige Bemerkungen gefragt. Selbst der Tod hält sich an das Timing und klopft genau dann an, als Edda ihren Beerdigungskranz fertiggestellt hat. Insofern lotet der Film das Potenzial nicht aus, das ihm sein Thema bietet.
Fazit: Tim verliebt sich in Marie und muss ihrer krebskranken Schwester die letzten Tage verschönern: Die Komödie Heiter bis wolkig will wie ihr Titel vor allem unbeschwert wirken.