Die „Harry Potter“-Reihe hat Millionen sowohl mit den Büchern als auch mit den Filmen begeistert und hat sich einen sicheren Platz in der Popkultur erarbeitet, wie auch der Hype um das Videospiel „Hogwarts Legacy“ bewies. Die Geschichte um Harry Potter ist natürlich zeitlos, richtet sich aber dennoch eher an ein jüngeres Publikum. Deswegen verwundert es wohl kaum, dass einem als Erwachsener einige Dinge im „Harry Potter“-Universum in einem neuen Licht auffallen, an die unsere früheren, jüngeren Ichs kaum zwei Gedanken verschwendet hätten.
Die Karte des Rumtreibers
Dass wir den Namen wörtlich nehmen sollten, legt uns die Abspannszene in „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ nahe. In einer Ecke sehen wir schließlich zwei Figuren erstaunlich nahe beieinander stehen. Unser kindliches Ich würde vermutlich denken, dass sich hier zwei Leute schlicht umarmen. Manch erwachsener Verstand geht hier jedoch ein, vielleicht gar zwei Schritte weiter…
Die starrende Myrte
Die maulende Myrte treibt seit gut 50 Jahren ihr Unwesen in einer verlassenen Mädchentoilette. Da ihr ihr Ruf vorauseilt, kann es dort tatsächlich etwas einsam werden, dennoch entschuldigt das ihr teilweise unangebrachtes Verhalten in keiner Weise. In „Harry Potter und der Feuerkelch“ erfahren wir sowohl bei Cedric als auch bei Harry, dass Myrte ihnen einige unangebrachte Blicke zuwirft und sie heimlich beobachtet, während die beiden teilweise leicht bekleidet sind. Bei Harry wird sie sogar unangenehm aufdringlich. Nicht cool, Myrte. Nicht cool.
Ergibt Weihnachten bei „Harry Potter“ Sinn?
Die Weihnachtszeit ist auch in der Welt von „Harry Potter“ eine besondere Zeit und das nicht nur wegen der selbstgestrickten Pullis von Mrs. Weasley. Mit etwas Abstand wagen wir uns jetzt aber doch zu fragen: Ergibt es wirklich Sinn, dass Magier*innen Weihnachten feiern? Schließlich ist dies ein christliches Fest, das der Geburt von Jesus Christus gedenkt. Glauben Zauberer*innen trotz all ihrer Kräfte an einen monotheistischen Gott?
Wurde das Christentum in der Welt von „Harry Potter“ vielleicht sogar von Magier*innen gegründet? Oder feiern sie das Fest, obwohl sie an seine religiöse Bedeutung nicht glauben? Gibt es in der Zauberwelt gar eine eigene Religion? Oder gleich mehrere? Das Konzept Weihnachten in „Harry Potter“ wirft mehr Fragen auf, als man auf den ersten Blick meinen möchte…
Warum gibt es Slytherin noch?
Klar, nicht alle Mitglieder aus dem Hause Slytherin sind böse. Trotzdem rekrutiert Voldemort die mit Abstand meisten seiner Anhänger*innen aus diesem Haus und dafür gibt es gute Gründe. List und Ehrgeiz sind erklärte Werte, die im Hause Slytherin groß geschrieben werden. Kein Wunder, dass diese Kombination meistens zu streitlustigen, fiesen und egoistischen Menschen führt, wofür es genug Beispiele in „Harry Potter“ gibt.
Zumal viele von ihnen zusätzlich stolz auf die eigene magische Abstammung sind, was sie im Grunde zu Magie-Rassist*innen macht. Auch wenn es gute Slytherin-Schüler*innen gibt, sollten die Leitung von Hogwarts nicht langsam mal ein Muster erkannt haben und die Konsequenzen ziehen?
Handys sind ein echtes Problem
Die eigentliche Handlung der „Harry Potter“-Reihe ereignet sich zwischen 1991 und 1998. Entsprechend spielen Handys in dieser Zeit keine Rolle und als Joanne K. Rowling 2001 den ersten Roman veröffentlichte, wird sie die jetzige gesellschaftliche Bedeutung von Smartphones vermutlich kaum vorausgesehen haben. Denn daraus ergeben sich durchaus einige Probleme, was die Geheimhaltung der magischen Parallelwelt anbelangt.
Wenn in den 90er-Jahren ein Muggel Magie sah, konnte man die Person leicht auch noch einige Zeit später von den Erinnerungen befreien. Mit Smartphones könnten heute allerdings praktisch alle direkt ein Video von einem Drachen live streamen und so ein großes Publikum über die Existenz der Magier*innen und ihrer Welt aufklären. Wie genau das Zaubereiministerium diese Bedrohung einschränken will, bleibt unklar und erscheint zudem unmöglich zu sein.
Die seltsamen Strafen in Hogwarts
Als Kinder erschien uns Hogwarts die beste Welt auf Erden zu sein. Als Erwachsene sind wir über seine Regeln allerdings extrem verblüfft. Wenn Schüler*innen nachts durch die Flure wandern, werden sie bestraft. Als Strafe können sie dann allerdings schon als Erstklässler alleine in den Verbotenen Wald geschickt werden, um eine Bestie zu suchen, die Einhörner tötet? Wer denkt sich solche Regeln bitte aus?
Unfähige Erwachsene
„Harry Potter“ richtet sich vornehmlich an ein junges Publikum und erzählt die Geschichte von anfangs Elfjährigen, die mit den Jahren erwachsen werden. Entsprechend sind Harry, Ron und Hermine die Protagonist*innen, was jedoch dramaturgisch zu einigen Problem führt. Schließlich müssen Kinder die Abenteuer erleben und darin glänzen, wodurch die Erwachsenen oftmals zu Statist*innen degradiert werden. Entsprechend unfähig kommen sie daher, wobei wir nicht nur Totalausfälle wie Gilderoy Lockhart meinen.
Selbst Dumbledore brachte im ersten Teil nicht Professor Quirrell und seine Kopfverlängerung Voldemort zur Strecke. Das schafften unter Einsatz ihres Lebens die Erstklässler*innen Harry, Ron und Hermine. Und so ging es in den folgenden Jahren weiter, wo stehts die Kinder und späteren Jugendlichen den Tag retten, während die Erwachsenen meist nur am Rand stehen.
Schulverweise sind grausam
Wer in unserer Welt der Schule verwiesen wird, startet sein Leben mit einer enormen Hypothek. Das ist allerdings kein Vergleich zu einem Schulverweis in der magischen Welt von „Harry Potter“. Ohne den Einsatz von Magie ist man dort direkt ein Mensch zweiter Klasse, womit alle, die der Schule verwiesen werden, genau dieser Tragödie zum Opfer fällt. Als Kinder fiel uns das grausame Schicksal, das Hagrid erleiden musste, wohl allenfalls am Rande auf, aber gewiss nicht in dieser Dimension.
Das Problem mit den Zeitumkehrern
In „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ etablierte Joanne K. Rowling den Zeitumkehrer und bastelte mit seiner Hilfe eine spannende Geschichte, in der Zeitreisen eine entscheidende Rolle spielen. Daraus ergab sich für die folgenden Teile aber ein großes Problem: Ein Zeitumkehrer ist schlicht übermächtig. Wer ihn besitzt, kann die Geschehnisse leichtfertig zu seinen Gunsten manipulieren. Rowling etablierte entsprechend einige Regeln, laut denen die Zeitumkehrer gerade wegen ihrer Macht wieder vom Zaubereiministerium konfisziert und später fast ausnahmslos vernichtet wurden.
Sollen wir aber ernsthaft glauben, dass ihn Magier*innen zuvor nicht flächendeckend eingesetzt haben? Voldemort oder seine Untertanen haben nie versucht, einen Zeitumkehrer auf dem Schwarzmarkt zu holen, um damit die Welt endgültig ins Chaos zu stürzen? Oder andersherum hat niemand einen solchen Zeitumkehrer genutzt, um Voldemort vor seiner Machtergreifung zu stoppen?
Stattdessen gab man solch eine potentiell mächtige Waffe einer Schülerin, damit sie mehrere Unterrichtsstunden gleichzeitig besuchen kann? So gut „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ auch gerade wegen der Zeitreise ist, dieses Element erscheint im größeren Zusammenhang doch reichlich unsauber verwendet worden zu sein.