Freundschaften und andere Neurosen: TV-Komödie um eine Männerfreundschaft, die arg aus dem Gleichgewicht gerät.
Selten klang die Idee für eine Geschichte so vielversprechend komisch und war dann als fertiger Film eine derart traurige Angelegenheit. Dabei hat „Freundschaften und andere Neurosen“ mit Christoph M. Ohrt, Harald Krassnitzer und Ann-Kathrin Kramer eine erstklassige Besetzung zu bieten. Das Drehbuch stammt von Justus Pfaue, Autor einer Vielzahl populärer TV-Stoffe („Timm Thaler“, „Die Kirschenkönigin“), Regie führte der mehrfach ausgezeichnete Mark Schlichter („Ex“, „Der Ausbruch“). Wenn Pfaue höchst humorvoll schildert, welche realen Vorbilder seine weibliche Hauptfigur hat, schürt das erst recht die Hoffnung auf eine höchst vergnügliche Unterhaltung. Und dann entpuppt sich das Werk allen ZDF-Versprechungen zum Trotz als Komödie ohne Timing und ohne Biss, deren Gags fast ausnahmslos verpuffen.
Anscheinend schwebte Pfaue eine lustige Variation von „Jules und Jim“ vor, gewürzt durch eine Figur, wie sie kürzlich ungleich komischer von Anja Kling in der Chaoskomödie (ZDF) „Verrückt nach Emma“ verkörpert wurde: Renate (Kramer) scheint vom Pech verfolgt. Allerdings entfaltet sich ihr Hang zu Katastrophen offenbar nur auf Mallorca, im heimischen Berlin bleibt sie verschont. Auf die spanische Ferieninsel hat eine Therapeutin Roland (Ohrt) geschickt. Der versucht seit Jahren, seine Ehe mit „Horror-Uschi“ zu verarbeiten; nach einem desaströsen Mallorca-Urlaub haben sie sich getrennt. Renate, liiert mit Rolands bestem Freund Ferdinand (Krassnitzer, auch im wirklichen Leben Kramers Lebensgefährte), soll ihm aus seiner Dauertrübsal helfen, sorgt aber durch eine Kette von Unglücksfällen dafür, dass beide im Krankenhaus landen. Ferdinand, der sie heimholen soll, ereilt das gleiche Schicksal. Zurück in Berlin verkrachen sich die beiden Busenfreunde, bis Renate ihnen offenbart, dass das Trio viel mehr verbindet, als die Männer ahnen.
Eine Handlung im klassischen Sinn hat der Film nicht zu bieten, Pfaue und Schlichter reihen einfach Episoden aneinander. Das ist natürlich ein taugliches Erzählmuster, führt hier jedoch nur dazu, dass die Handlung völlig zerfranst wirkt. Trauriger aber sind die Leistungen der Darsteller. Obschon ausgewiesene Komödianten, gelingt es ihnen nicht, die Gags überzeugend umzusetzen. Große Komödien leben zudem davon, dass die Figuren verzweifelt darum bemüht sind, ihre Würde zu wahren. Hier aber wollen auch die Darsteller komisch sein. Gerade Ohrt investiert jedoch mimisch viel zu viel, so dass seine Bemühungen hoffnungslos übertrieben wirken, zumal Buch und Regie offenkundig keinen puren Slapstick im Sinn hatten. Deplatziert sind auch die gelegentlichen Italo-Western-Elemente. Das mag parodistisch gemeint sein - weil Renate auf Mallorca eine Marienfigur zertrümmert, was die Einheimischen sehr erzürnt - sieht jedoch bloß aufgesetzt aus. tpg.