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Falling into Paradise

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Pad u raj: Schwarze Komödie über den König des Belgrader Schwarzmarkts, der einen amerikanischen Funker kidnappt.

Poster

Falling into Paradise

Handlung und Hintergrund

Serbien 1999: Der Balkankrieg ist verloren, das Land politisch isoliert. Amerikanische AWACS-Piloten überwachen aus der Luft den brüchigen Waffenstillstand. Da greift der naive Schwarzmarkthändler Lubi (Lazar Ristovski) in Bierlaune zum ertrödelten Raketenwerfer und holt absolut zufällig, doch sehr zur Freude seiner von Fernweh geplagten, heiratswilligen Schwester einen Ami vom Himmel. Während die grimmige Miliz nach dem „Kriegsverbrecher“ forscht und Lubi die Chance auf den Riesenreibach wittert, entwickelt sich zwischen Geisel und Schwester tatsächlich eine abenteuerliche Romanze.

„Welcome to Marlboro Country“ sollte die schwarze Romantikkomödie von Regisseur Milos Radovic eigentlich heißen, doch Zigarettenhersteller Philip Morris verweigerte die nötige Zustimmung.

Lubi ist der König des Belgrader Schwarzmarkts, der mit der Gefangennahme eines amerikanischen Navigators endlich den großen Coup gelandet zu haben scheint. Seine Schwester Dascha wittert ebenfalls Morgenluft, alldieweil sie schon lange auf einen AWACS-Piloten als Ehemann hofft. Und irgendwie finden alle tatsächlich zum völkerverständigen Happy End.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Milos Radovic
Produzent
  • Brana Srdic,
  • Michael Eckett,
  • Antoine de Clermont-Tonnerre
Darsteller
  • Lazar Ristovski,
  • Branka Katic,
  • Simon Lyndon,
  • Jovana Milanovic,
  • Olivera Markovic,
  • Nikola Pejakovic,
  • Ljubomir Bandovic,
  • Goran Danicic,
  • Bogdan Diklic,
  • Predrag Ejdus,
  • Nebojsa Ljubisic,
  • Tim Marshall,
  • Zoran Miljkovic,
  • Slobodan Ninkovic,
  • Lidija Pletl,
  • Biljana Srbljanovic,
  • Jelena Stupljanin,
  • Dusan Tadic,
  • Vlasta Velisavljevic
Drehbuch
  • Milos Radovic
Musik
  • Zoran Simjanovic
Kamera
  • Piotr Kukla,
  • Milorad Glusica
Schnitt
  • Petar Putnikovic,
  • Agnes Schwab

Bilder

Kritiken und Bewertungen

3,0
1 Bewertung
5Sterne
 
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4Sterne
 
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3Sterne
 
(1)
2Sterne
 
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Kritikerrezensionen

    1. „Falling into Paradise” – der Titel strotzt vor Ironie. Zwar fällt da tatsächlich einer vom Himmel, an einem Air Force-Fallschirm, aber da, wo er landet, ist nicht das Paradies. Sein Aufklärungsflugzeug wird über dem kriegsgebeutelten Belgrad abgeschossen, wo sonst hauptsächlich NATO-Bomben vom Himmel fallen, nicht die Piloten der Bomber. Der Kriegsschauplatz, den die Flugzeugbesatzungen nur aus einigen Kilometern Entfernung kennen, übersichtlich und in Zielkoordinaten unterteilt, entpuppt sich aus der Nähe betrachtet als chaotisches, labyrinthisches Szenario. Hier kämpft jeder gegen jeden und um den eigenen Vorteil. Für die einen ist die NATO der Feind, für die anderen der serbische Diktator, und manchmal richtet sich der Kampf ums Überleben ganz direkt gegen den Nachbarn oder den eigenen Bruder.

      Regisseur und Drehbuchautor Milos Radovic stellt in „Falling into Paradise“ sehr deutlich und auf äußerst amüsante Art die Absurdität des Krieges dar, der in einer Zeit der „intelligenten Waffen“ und des „embedded journalism“ immer wieder als erklärbar, planbar und vor allem begründbar dargestellt wird, der legitimiert wird, indem die Kriegsparteien ein definitives Feindbild aufbauen, gegen das die eigene Bevölkerung eingeschworen wird. In dieser Konzeption von Krieg hat eine Familie keinen Platz, in der der Bruder die NATO und vor allem die Amerikaner als das absolute Böse ansieht, während die Schwester sehnsüchtig vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten träumt. Denn das große, schwarz-weiß gezeichnete Bild zerfällt, wenn selbst im Mikrokosmos der Familie und der Nachbarschaft Ansichten zum Krieg in diversen Graustufen deutlich werden.

      Mit Dusha, Lubi und Jonathan treffen drei tiefverwurzelte, klischeehafte Vorstellungen aufeinander: Dusha idealisiert den American Way of Life und schmückt ihr Zimmer mit den Ikonen Amerikas, ihr Bruder dagegen kennt die Amerikaner nur als Aggressoren. Für den NATO-Soldaten sind Serbien und die Serben die Verkörperung des unzivilisierten Bösen. Während die vermeintlichen Kriegsgegner sich näher kennen lernen, relativiert sich auch das stereotype Bild, das sie voneinander haben. Jonathan erkennt in dem „Feind“ und hinter dem „Widerstand“ die Menschen als Individuen und als Opfers seines Auftrags. Und Lubi findet hinter der Fratze vom imperialistischen Aggressor einen Freund.

      Nicht mehr als Gegner, sondern als Verbündete wagen Lubi, Dusha, ihre zehnjährige Tochter Daca und Jonathan die Flucht aus der zerbombten Stadt, wobei ihr waghalsiger Plan sie von einer absurden Situation in die nächste stolpern lässt. Belgrad ist ein Tollhaus, wahnsinnig vom Krieg. Die Straßen werden von bis an die Zähne bewaffneten Paramilitärs in Bomberjacken kontrolliert, eine Taxifahrt kostet 80 Dollar, und weil die amerikanische Botschaft verlassen ist, bleibt Jonathan zunächst nur die Wahl zwischen dem russischen und dem irakischen Repräsentanten in der Stadt.

      Wie war das gleich noch mal mit den Freunden und den Feinden?

      Darauf will „Falling into Paradise“ keine eindeutige Antwort geben, und schon gar keine einsilbige. Milos Radovic spielt meisterhaft mit den Stereotypen, die in vielen Filmen als einfache Erklärungsmodelle angeboten werden. Bei Radovic flüchtet ein Amerikaner eben in die russische Botschaft, weil alle amerikanischen Institutionen aus Belgrad verschwunden sind, während seine serbische Verehrerin ihn in der feuerroten Corvette ihres Bruders sucht. Während sie in jedem Amerikaner einen heroischen Robert Redford sieht, hält jener Bruder, der gerne Fernseher kaputt schießt, wenn ihm die Nachrichten nicht gefallen, die USA schlichtweg für den Feind – und die Mutter der beiden ist davon überzeugt, dass es sich bei den Angreifern nur um die Deutschen handeln kann.

      So entwickeln sich aus den skurrilen Figuren und dem bizarren Schauplatz immer wieder wunderbar absurde Situationen. „Falling into Paradise“ changiert zwischen einer schwarzen Komödie, Slapstick - immer dann, wenn die hektische Musik aus Bläsersatz und Balkanrhythmen einsetzt -, einer Liebesromanze und einem durchaus ernsthaften Kommentar zum Krieg nicht nur im ehemaligen Jugoslawien.

      Fazit: „Falling into Paradise“ ist eine turbulente, schwarze Komödie und darüber hinaus ein wahrer Anti-Kriegsfilm, der in zahlreichen skurrilen Details die Absurdität des Krieges vor Augen führt.
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    2. Falling into Paradise: Schwarze Komödie über den König des Belgrader Schwarzmarkts, der einen amerikanischen Funker kidnappt.

      Der Balkankrieg ist Geschichte. Aber in Milos Radovics Realsatire aus dem Belgrad des Jahres 1999 ist er noch ganz schön lebendig. Das Panoptikum skurriler Gestalten erinnert an Emir Kusturica in seinen besten Zeiten.

      Serbien steht am Pranger der Völkergemeinde, das System liegt in Agonie, die Bewohner proben unter dem täglichen Bombardement der Alliierten das Überleben, Kriegsverbrecher Slobodan Milosevic wird mit einer Kopfgeldprämie gesucht. Nicht jeder ist gut auf die „Befreier“ zu sprechen. So will der wütende Lubi mit einer auf dem Schwarzmarkt erstandenen Rakete „einen von denen runter holen“, seine Schwester Dusha dagegen schwärmt von den AWACS-Piloten und dem „american way of life“, malt ein riesiges Herz auf die Dachterrasse. Könnte ja sein, dass einer der feschen US-Boys das Zeichen sieht, kurz durchstartet und sie mit ins gelobte Land nimmt. Die muntere Oma schimpft auf die „verdammten Deutschen“, die am Himmel herumkurven und will trotzdem englisch lernen - rein prophylaktisch. Als Lubi eines Nachts die Rakete abfeuert und GI Bobby im Fallschirm in den Garten schwebt, hofft der Serbe auf persönliche Rache, das Schwesterchen auf den Traummann und der böse Nachbar auf ein Lösegeld für den Feind. Auftakt zu einem Feuerwerk an Witz und Tollerei. Im Mittelpunkt steht die Love-Story zwischen der einheimischen Schönheit und dem taffen US-Soldaten, der erst einmal wenig mit Liebesgesäusel im Sinn hat und schnellstens zur Botschaft will. Nur Verrückte toben in diesem entfesselten Absurdistan herum - Dusha, die nachts Liebesbotschften gen Himmel morst, der durchgeknallte Bruder mit seiner Aversion gegen den „imperialistischen Aggressor“, Bobby, der in amerikanischer Überheblichkeit Serben für unzivilisierte Dummköpfe hält. Das völlig schräge Ende bildet das I-Tüpfelchen auf einer schwarzen Komödie, die nicht unbedingt feinsinnig für Kitsch, Kabale und Liebe trommelt. Ein lautstarkes Plädoyer für die Überwindung von Hass und Krieg, weniger derb als bei Kusturica. Am klügsten ist wohl Dushas zehnjährige Tochter, die ganz klar die Situation erkennt: „Wir brauchen keinen, der Bomben auf uns wirft. Das schaffen wir ganz allein“. Slapstick, Wahnwitz, Galgenhumor - ein bombiges Vergnügen. mk.
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