Ein Bürokrat steht vor Gericht. Beim Prozeß sitzt er in einem Glaskasten, blättert Dokumente durch, die feinsäuberlich neben ihm gestapelt sind, notiert sich Anmerkungen. Er behauptet, er habe nur Befehle ausgeführt. Es ist der Spezialist für Emigration, für die jüdische Frage, Adolf Eichmann, dem 1961 in Jerusalem der Prozeß gemacht wird. Von 1941 bis 45 war er verantwortlich für den Transport von Millionen von Juden in KZs.
Darsteller und Crew
Regisseur
Eyal Sivan
Drehbuch
Eyal Sivan,
Rony Brauman
Musik
Yves Robert,
Krishna Levy,
Béatrice Thiriet,
Jean-Michel Levy
Kamera
Leo Hurwitz
Schnitt
Audrey Maurion
Bilder
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Kritikerrezensionen
Ein Spezialist Kritik
Ein Spezialist: Dokumentation über den Eichmann-Prozeß, aus digital bearbeiteten Originalmaterial zusammengeschnitten.
Vom ersten bis zum letzten Tag wurde der spektakuläre Eichmann-Prozess im Jahre 1961 mit der damals noch jungen Videotechnik aufgenommen. Aus 350 Stunden unveröffentlichten Aufzeichnungsmaterial entstand diese Dokumentation über einen ganz „normalen“ Befehlsempfänger.
Hanna Arendt fand Adolf Eichmanns „Normalität erschreckender als alle Greuel zusammen“ und nach Sichtung dieses Dokumentarfilms, kann man ihr nur zustimmen. Zu Beginn seiner „Karriere“ organisierte der „erfahrene Praktiker“, wie er sich bezeichnet, in Wien die Zwangsauswanderung von Juden, anschließend war er bis 1945 als SS-Offizier im Referat „Jüdische Angelegenheiten und Evakuierung“ des Reichssicherheitshauptamts verantwortlich für die Vernichtung von Millionen. In den 114 Verhandlungstagen sitzt Eichmann in einem Glaskasten, hört sich die Anklagepunkte an und versucht sie, zu entkräften. Der Mann mit schütterem Haar und dunkler Brille erinnert nicht an den Prototypen eines SS-Mannes, sondern an einen Buchhalter. Vor allem die Sprache entlarvt ihn als eiskalten Bürokraten, er redet von „Angelegenheiten“ und „forcierter Auswanderung“, wenn es um Mord und Deportation geht, zieht sich auf seine Position als Befehlsempfänger und auf seinen Fahneneid zurück, der Gehorsam verlangte. Und wenn er in seinem Schlußwort sagt, er fühle sich menschlich schuldig, aber Reue habe keinen Zweck, sei etwas für kleine Kinder, läuft es einem kalt den Rücken herunter.
Ein großer Teil der Aufzeichnungen war nicht mehr verwertbar, eineinhalb Tonnen Videomaterial landeten in New York, 15 Jahre zeigte niemand Interesse an dem Material. Erst 1977 kehrten die Videobänder nach Jerusalem zurück und wurden im heutigen Steven Spielberg Jewish Film Archiv gelagert. Für die Autoren Rony Braumann und Eyal Sivan begann eine akribische Arbeit. Es mußten neue Digital-Master-Bänder hergestellt werden, die Sichtung, Indizierung und Katalogisierung der Videobänder dauerte sechs Monate. Der Aufwand hat sich gelohnt.
Der Film ist aufgeteilt in dreizehn Szenen mit jeweils spezieller Atmosphäre und Rhythmus, gibt eine beängstigende Vorstellung von der durchkalkulierten Todesmaschinerie des Dritten Reiches und derjenigen, die allzu willig ihre Pflicht erfüllten. mk.