Ein Hausboot zum Verlieben: Unterhaltsame TV-Komödie, die sich am vergnüglichen Hollywood-Klassiker von 1958 mit Cary Grant und Sophia Loren orientiert.
Ein Hausboot zum Verlieben: Unterhaltsame TV-Komödie, die sich am vergnüglichen Hollywood-Klassiker von 1958 mit Cary Grant und Sophia Loren orientiert.
Es gibt nicht viele deutsche Autoren, die so großartige Dialoge schreiben wie Martin Rauhaus. Zuletzt hat er unter anderem Bruno Ganz und Monica Bleibtreu geradezu liebevoll formulierte Gemeinheiten in den Mund gelegt („Ein starker Abgang“); auch die Sat.1-Serie „Dr. Molly und Karl“ lebte vor allem von den Bosheiten der Titelfigur. Angesichts solcher Hochkaräter erscheint ein Lustspiel mit dem Fünfzigerjahre-Titel „Ein Hausboot zum Verlieben“ zunächst wie ein Ausreißer, zumal sich die Handlung unübersehbar an der US-Komödie „Hausboot“ (1958) orientiert.
Nicht nur deshalb wirkt die Geschichte vom Witwer mit drei Kindern, der keine Ahnung hat, wer seine neue Haushälterin in Wirklichkeit ist, ein bisschen altmodisch (Regie: Jorgo Papavassiliou). Spaß macht die Komödie trotzdem, weil sie mit spürbarer Sympathie erzählt wird: Die Kinder des Berliner Stadtentwicklers Glehdorn (Heikko Deutschmann) erben nach dem Tod der Mutter ein Hausboot an der Müritz. Weil der Vater keine Zeit hat und seine geliebte Großstadt ohnehin nicht missen will, machen sie sich allein auf den Weg nach Mecklenburg. Dort treffen sie Isabell (Julia Koschitz), die soeben unmittelbar vor dem Ja-Wort vom Altar ausgebüxt und in die Provinz geflohen ist. Sie hat schon immer von einem Hausboot geträumt, die Kinder mögen sie auf Anhieb, und so engagiert der hinterhergereiste Glehdorn die junge Frau als Haushälterin, nicht ahnend, dass sie die Tochter von Bauunternehmer Kolditz (Dieter Mann) ist, dem er gerade den Zuschlag zu einem großen Bauprojekt gegeben hat - ein gefundenes Fressen für die Boulevardzeitungen.
Die Geschichte mag nicht gerade unvorhersehbar sein, aber welcher Freitagsfilm wäre das schon; und außerdem liegt die Kunst gerade darin, mit den Erwartungen des Publikums zu spielen. Ein weiterer Unterschied zu vergleichbaren Romanzen ist neben den Dialogen vor allem die Führung der Darsteller. Julia Koschitz, zuletzt schon in der Messie-Komödie „Woran dein Herz hängt“ sehr überzeugend, gelingt es wie in „Doctor’s Diary“, Bosheiten ungemein charmant zu verpacken. Auch der sonst manchmal unterfordert wirkende Heikko Deutschmann macht in den Dialogduellen eine richtig gute Figur. Dafür muss er ein bisschen zu oft wahlweise ins Wasser oder in den Matsch fallen; aber lustig ist es dennoch. tpg.