Sechs Briefe schreiben die Filmemacher dem Zuschauer aus Eggesin, aus der Provinz, aus einer Zeit, in die du nicht zurückschreiben kannst. Eggesin geht unter, wird zurückgebaut: Die Stadt wandelt sich wieder zum Dorf, Plattenbauten stehen leer, die Bevölkerung zieht weg. Vier Prozent Schwund im Schnitt der letzten Jahre, die 15 000 NVA-Soldaten wurden zusammengestrichen zu 3000 Bundeswehrsoldaten, von 1000 Industriearbeitern sind 200 übriggeblieben.
In den Jahren 2002-2004 beobachten die Regisseure den Untergang dieser Stadt. Sie konzentrieren sich auf das, was noch intakt ist, der Kinderzirkus bei der AWO, der Spielmannszug, für den die Jugend übt, der Seniorenclub und der Pfahlsitz-Wettbewerb. Aber dahinter steht immer die Frage, ob und wann es zerbröckelt, diese Struktur, der man das Gerüst genommen hat. Sie finden feine Bilder einer kranken Stadt, schauen dahin, wo es Leben gibt, reflektieren immer auch ihre eigene Begegnung mit einer wegschrumpfenden Siedlung. Die essayistische Ausdrucksform ist dabei manchmal zu poetisch die Briefe an die heutige Welt zum Beispiel, die Bild- und Toncollagen, die die Stimmung des Ortes ausdrücken sollen , und mitunter wird der Film doch zu behäbig.
Eggesin hat vom Militär gelebt; die Standortschließung, die Minister Scharping 2002 verkündete, war nur die konsequente Fortsetzung einer Krise, die aus der Monostruktur wuchs. Militärstandort: Das ist immer auch staatliche Gebietssubvention; wenn sie gestrichen wird, hat das tiefgreifende Veränderungen zur Folge, denen man sich stellen muss. Die Stadt nimmt am Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost teil, entwirft ein Konzept, wie sich Eggesin verändern könnte doch die Prognosen sind düster, von 70 Prozent Arbeitslosigkeit ist die Rede, von Standortnachteilen wie der schlechten Verkehrsanbindung, der Nähe zu Polen bei gleichzeitigem Fehlen eines Grenzübergangs.
Eine Unausweichlichkeit beschreiben Olaf Winkler und Dirk Heth, die Chronik eines angekündigten Untergangs. Die Veränderung des Ortes nicht mit offenem Ende, sondern mit klarem Weg nach unten hat etwas Apokalyptisches dass der Film nicht ganz abgründig und düster wird, verdankt er dem persönlichen Ansatz der Regisseure, die von ihren eigenen Erlebnissen mit Eggesin und seinen Bewohnern reden, die ihnen ans Herz gewachsen sind. Sie verweisen nicht auf die negativen Seiten von Arbeits- und Perspektivlosigkeit, die mit Rechtsradikalismus und Kriminalität ständig in den Medien präsent sind. Sondern sie beschreiben das Strampeln eines Schwimmenden: Eggesin ist ins Wasser geworfen worden, jetzt ist die Frage: Wohin treibt die Stadt; oder ertrinkt sie gar?
Fazit: Das langsame Wegschrumpfen einer Stadt in einem langsamen, essayistischen Dokumentarfilm.