Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit die letzte Folge „Doctor's Diary“ über die deutschen Bildschirme lief. Wie stehen die Chancen auf eine späte vierte Staffel?
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Kritikerrezensionen
Doctor's Diary - Männer sind die beste Medizin: Skandal! Hochzeitsnacht zu dritt Kritik
Doctor's Diary - Männer sind die beste Medizin: Skandal! Hochzeitsnacht zu dritt: Auftakt zur dritten Staffel in Spielfilmlänge.
Im schnelllebigen kommerziellen Fernsehgeschäft ist der Erfolg von gestern im besten Fall eine Trophäe, die man sich daheim ins Regal stellen kann. Schlimmstenfalls gab es allerdings gar keinen Preis, sondern bloß gute Marktanteile. Die sind zwar keineswegs bloß Schall und Rauch, weil man damit bei der Bewerbung um ein Folgeprojekt ganz gute Karten hat, aber trotzdem muss man immer wieder bei Null anfangen. Vermutlich gilt das sogar für Bora Dagtekin. Der Autor hat RTL mit der komischen Serie „Doctor’s Diary“ Topquoten beschert, praktisch alle nur verfügbaren Preise abgeräumt; und nun ein Problem.
Der Auftakt zur dritten Staffel zeigt das Dilemma: Einerseits dürfte Dagtekin keine Lust haben, ständig die Geschichte der drallen Jungärztin zu wiederholen, die eigentlich schon seit Schulzeiten den schnöseligen Marc Meier liebt, sich aber regelmäßig mit anderen Männern tröstet; andererseits hat exakt diese personelle Konstellation „Doctor’s Diary“ so erfolgreich gemacht. Schon Dagtekins vom Publikum zwar verschmähte, in Sachen Auszeichnungen aber ähnlich erfolgreiche Schöpfung „Türkisch für Anfänger“ litt in der dritten Staffel unter vergleichbaren Verschleißerscheinungen; auch wenn man fairerweise anmerken muss, dass Dagtekins Drehbücher selbst dann noch herausragen, wenn es gewisse Déjà-vu-Effekte gibt. Hier wie dort und vor allem im spielfilmlangen Auftakt zur neuen „Doctor’s Diary“-Staffel aber steckt das Personal in einer für solche Serien typischen Zwickmühle: Ähnlich wie bei Sitcom-Figuren ist ihr Entwicklungsspielraum begrenzt. Deshalb wird Heldin Gretchen Haase für immer anders handeln, als sie denkt; und daher muss Marc Meier selbst dann noch stänkern, wenn er eigentlich ein netter Kerl sein möchte.
Um das zu kaschieren, hat sich Dagtekin eine abenteuerliche Handlung einfallen lassen. Der Start in die dritte „Doctor’s Diary“-Staffel ist ein verkappter Virenthriller: Ausgerechnet bei Gretchens Hochzeit bricht ein lebensbedrohlicher Virus aus. Die Festgäste kommen zur Quarantäne ins Elisabeth-Krankenhaus, wo es prompt zum fröhlichen Kompetenzgerangel zwischen Oberarzt Meier (Florian David Fitz) und dem Gynäkologen Dr. Kaan (Kai Schumann) kommt. Allein Gretchen (Diana Amft) behält den Überblick: Weil beim ersten Opfer ein Affenhaar gefunden wurde, macht sie sich auf die Suche nach dem Wirt des Virus, um ein Antiserum herstellen zu können.
Doch das ist natürlich nur der ernsthaft erzählte Rahmen der Geschichte, in deren Verlauf sämtliche Beteiligte viel Gelegenheit bekommen, eine Bosheit an die andere zu reihen. Auch bei den Dialogen und szenischen Einfällen aber sah sich Dagtekin offenbar genötigt, dicker aufzutragen, um einen Steigerungseffekt zu erzielen. Vieles ist nach wie vor enorm komisch; nicht mal diesem Ausnahmeautor gelingt jedoch ein niveauvoller Viagra-Sketch. Die Leistungen der Schauspieler schmälert das allerdings nicht (Regie: Sophie Allet-Coche). Frische Kräfte kitzeln zudem noch ein bisschen mehr Potenzial aus dem Ensemble heraus. Der neue Pathologe Günni zum Beispiel wird fortan vermutlich nicht bloß nie versiegender Quell makabren Humors sein, sondern wohl auch eine feste Größe in der Gefühlswelt von Schwester Sabine (Annette Strasser) werden. Eins aber wird der dritten Staffel fehlen: Nora Tschirners wunderbare Auftritte als Mitzi Knechtelsdorfer beschränken sich leider auf den Auftaktfilm. tpg.