Die Schuld der Erben: 120-minütiges Familienepos um eine Schiffsbauer-Dynastie.
Ein klassisches Sujet gegen den Strich gebürstet und modernisiert. Mit dieser hochkarätig besetzten Familiensaga steht ein TV-Highlight des Jahresbeginns fest.
Eine echte Asmussen gibt nicht auf: Jahrzehntelang hat sich Clara (Lisa Martinek) von ihrer traditionsbehafteten urhanseatischen Familie ferngehalten und lebt mit Mann und Kind in Norwegen. Als die familieneigene Werft nach einem Schiffsunglück in Schieflage gerät, übernimmt sie jedoch die Verantwortung und versucht, die Firma zu retten. Dabei kommt sie ihrem Bruder Henning (Johann von Bülow) in die Quere, der die Geschäftsführung an sich reißen will. Bald stehen sich die Geschwister als erbitterte Konkurrenten gegenüber. Unterstützung erfährt sie von dem Reeder Kurt Hanson (Jürgen Prochnow), einem alten Freund der Familie. Und dann ist da noch Bruno Fuhrmann (Matthias Koeberlin), der angeblich einen Beweis dafür beschaffen kann, dass hinter der Havarie ein Sabotageakt steckt. Bald weiß Clara nicht mehr, wem sie vertrauen kann.
Es ist ein altbekanntes Sujet, das Studio Hamburg mit „Die Schuld der Erben“ aufgreift. Neben der Handlungsebene um die Rettung der Firma sorgt auch hier ein Subplot um ein Familiengeheimnis zusätzlich für Spannung. Regisseur Uwe Janson bürstet das Thema allerdings auf allen Ebenen gegen den Strich. So ist die Besetzung hochklassig, aber kantig, das beste Beispiel sind Otto Sander und Gaby Dohm, die großartig die Firmenpatriarchen verkörpern. Lisa Martinek ist eine überzeugende Firmenerbin und Mutter, auch Johann von Bülow, Matthias Koeberlin und Katharina Wackernagel liefern sehenswerte Leistungen ab. Visuell ist der 120-Minüter sehr variantenreich erzählt. Uwe Janson und sein Kameramann Marcus Stotz beweisen den Blick für das Detail, verlieren aber nicht das große Ganze aus den Augen. Während Norwegen als bedrohter Sehnsuchtsort gezeigt wird, bestechen die Hamburg-Aufnahmen durch pittoreske Ansichten des Hafens und spektakuläre Motive wie das Docklands-Gebäude (als Firmensitz) sowie das große Trockendock der Werft Blohm & Voss. sw.