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Die Nacht


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La notte: Michelangelo Antonioni zeichnet in seinem Schwarzweißfilm ein unerbittlich präzises und zugleich amüsantes Portrait wohlhabender Mailänder Intellektueller und Industrieller, die in der Lage sind, sich über jedes Thema geistreich zu unterhalten. Während sich Giovanni diesem Kreis anpaßt, gelingt dies Lidia nicht, wodurch die Kluft zwischen dem im Mittelpunkt des Filmes stehenden Paar verdeutlicht wird. Marcello...

Die Nacht

Handlung und Hintergrund

Nach einem Besuch bei ihrem todkranken Freund Tommaso begeben sich der erfolgreiche Schriftsteller Giovanni und seine Frau Lidia auf einen Empfang anläßlich der Veröffentlichung von Giovannis neuem Buch. Lidia verläßt die Veranstaltung bald, um ihr früheres Viertel am Stadtrand aufzusuchen. Am Abend folgen sie der Einladung eines Industriellen zu einer Party auf dem Land, wo Giovanni vom Gastgeber eine lukrativen Stellung angeboten bekommt und mit seiner Tochter flirtet, während Lidia durch einen Anruf im Krankenhaus vom Tod Tommasos erfährt und mit einem anderen Gast eine Spazierfahrt unternimmt. Am Morgen teilt sie Givoanni mit, daß Tommaso gestorben ist und daß sie ihn nicht mehr liebt.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Michelangelo Antonioni
Produzent
  • Emanuele Cassuto
Darsteller
  • Monica Vitti,
  • Bernhard Wicki,
  • Jeanne Moreau,
  • Marcello Mastroianni,
  • Rosy Mazzacurati
Drehbuch
  • Michelangelo Antonioni,
  • Ennio Flaiano,
  • Tonino Guerra
Musik
  • Giorgio Gaslini
Kamera
  • Gianni Di Venanzo
Schnitt
  • Eraldo Da Roma

Kritiken und Bewertungen

5,0
1 Bewertung
5Sterne
 
(1)
4Sterne
 
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3Sterne
 
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2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. Ästhetisches Neuland war es, das Michelangelo Antonioni 1960 mit „Die Nacht“ erkundete. Ganz ohne Zweifel genial nannte die FBW-Jury damals das ungewöhnliche, auch heute noch kraftvolle Werk.

      Jurybegründung:

      Der Ausschuß ist sich dabei bewußt, daß ihm hier ein Film zur Beurteilung übergeben worden ist, auf den der herkömmliche Kanon der Filmästhetik nicht mehr anwendbar ist. „La Notte“ eröffnet bereits im Formalen Perspektiven, deren genaue Untersuchung von einem Ausschuß, dem nur begrenzte Zeit zur Verfügung steht, nicht geleistet werden kann. Der Bewertungsausschuß möchte die Vorläufigkeit seiner Feststellungen ausdrücklich betonen, die nichts anderes sein sollen als die gleichsam erste Reaktion auf ein filmisches Gebilde, für das ganz ohne Zweifel der Begriff „genial“ verfügbar ist. Die Äußerungen des Bewertungsausschusses zu dem Film „La Notte“ können nichts anderes sein als unvollkommene, fragmentarische Bemerkungen, die sich von irgendwelchen Interpretationskünsten fernhalten.

      Auffallend ist zunächst etwas Prinzipielles: der Bildstil Antonionis. Nicht etwa deshalb, weil er mit höchster Kunst „Form“ produziert, deren bildästhetischer Reiz zwingend aus einer dekorationsarmen Szenerie aufsteigt, die in faszinierender Ökonomie insoweit dem Blick der Kamera zugewandt ist, als diese sie braucht, um die Existenz des Menschen kenntlich zu machen. Um die Existenz des Menschen aber geht es Antonioni, ohne daß er sich eine Möglichkeit des Ausweichens ließe. Die virtuos geführte Kamera, die innere wie äußere Schärfe des Bildes, das sie vermittelt, dient ausschließlich der Erhellung menschlichen Daseins in unserer Gegenwart. Hier wird der Mensch nicht mit raffinierten Mitteln des Films beschrieben, die Regie gibt ihm keine psychologische Erklärung mit: er ist vielmehr auf unheimliche Weise präsent: gleichsam ein vom Film kunstvoll montiertes Wesen, das mit dem Zeitpunkt seiner Fertigstellung „Natur“ erhalten hat. Da werden die Konventionen des psychologischen Films hinfällig und mit ihr gleichzeitig die Konvention einer Handlung, die den Menschen bloß als stimulierende Figur im Gewebe der „Aktionen“ verwendet.

      Hier liegt die in höchstem Grade originale Bedeutung eines Films, der keine Handlung im üblichen Sinne kennt, der nicht wechselnde Situationen mit Bildern einfallsreich umspielt, sondern jenseits aller - für sich gewiß interessanter und wichtiger - soziologischer Erklärung den Menschen in jener verzweifelten Lage darstellt, in die ihn die Unfähigkeit, aus dem Teufelskreis seiner Kontaktunfähigkeit herauszukommen, gebracht hat. Der erschütternde Versuch des Schriftstellers, durch eine hektische Umarmung der Frau das unwiderrufbare Ende der Liebe zu ignorieren, pointiert gleichsam die Qual der Einsamkeit, die der ganze Film in erschreckend „schönen“ Bildern darbietet. „Es passiert nie etwas“, heißt es einmal im Dialog. Diese Äußerung ist symptomatisch. Das „Nie“ ist die Leere, in die der Mensch gestoßen wird, der an seiner Haltlosigkeit bereits verdorben ist. Er existiert kaum noch, er reagiert fast ohne Bewußtsein. Wenn auf dem Korridor des Krankenhauses, in dem der sterbende Freund liegt, eine Nymphomanin den Schriftsteller anspricht, ihn wie eine nervöse Irre in ihr Zimmer zieht, dann erscheint dieser wie innerlich gelähmt vor dem zügellosen erotischen Affekt. Nirgendwo und an keinem Punkt ist Beziehung möglich. Der Film faßt solche Mitteilung hin und wieder auf den symbolischen Akzent hin zusammen, doch nur so, daß dieser Akzent sich nicht als Eigenreiz auffällig macht, sondern wie ein selbstverständliches Ingredienz in die Gesamtsituation eingepaßt ist, die sich als Totale filmisch makellos verwirklicht.

      Der Bewertungsausschuß kann es sich ersparen, weiter auf einzelne Motive und Situationen einzugehen. Das mag einer genaueren Analyse dieses bedeutenden Films vorbehalten bleiben. Er kann solche Abstinenz von der detaillierten Formulierung einer weitergehenden szenischen Analyse mit der Unbezweifelbarkeit einer künstlerischen Leistung rechtfertigen, die - und gerade dieser Gesichtspunkt erscheint dem Bewertungsausschuß sehr wesentlich - die ästhetische Form nie als Selbstzweck usurpiert, sondern diese ausschließlich verwendet, um einen Gesamtzusammenhang von Inhalt und Form zu stiften, der Entscheidendes über den Menschen und sein Dasein in dieser Welt aussagt. Daß dies aus der Distanz eines überlegenen Geistes geschehen ist, bewirkt eine Erhöhung des Ansehens des oft geschmähten Filmmetiers überhaupt.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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    2. Michelangelo Antonioni zeichnet in seinem Schwarzweißfilm ein unerbittlich präzises und zugleich amüsantes Portrait wohlhabender Mailänder Intellektueller und Industrieller, die in der Lage sind, sich über jedes Thema geistreich zu unterhalten. Während sich Giovanni diesem Kreis anpaßt, gelingt dies Lidia nicht, wodurch die Kluft zwischen dem im Mittelpunkt des Filmes stehenden Paar verdeutlicht wird. Marcello Mastroianni und vor allem Jeanne Moreau präsentieren auf zurückhaltende Weise zahlreiche Stufen menschlicher Entfremdung, die von Einsamkeit und Schmerz über Verzweiflung und Resignation bis zum Zynismus reichen.
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