Die Entbehrlichen: Sozialdramödie mit rotzigem, politisch unkorrektem Humor um einen Jungen, der quasi auf sich allein gestellt ist, weil Mutter und Vater trinken.
Sozialdramödie nach einer wahren Begebenheit um das Kind eines Unterschichtpärchens, dessen schwere Alkoholsucht für den Jungen ein tragisches Weihnachtsfest bedeutet.
Jakobs Vater Jürgen (André Hennicke) war schon wiederholt eine stinkende Alkoholleiche. Aber diesmal liegt er tatsächlich tot in der Wohnung und das an Weihnachten. Während er verwest, versucht der Junge (Oskar Bökelmann) aus Furcht, ins Heim gesteckt zu werden, den Anschein des Normalen zu wahren. So erzählt er weder der Oma (Ingeborg Westphal) noch der besten Schulfreundin Hannah (Kathi Hahn) davon. Denn die Mutter (Steffi Kühnert) liegt verletzt im Krankenhaus und ist auf Entzug. Also ist Jakob auf sich allein gestellt. Denn die anderen schauen lieber weg, besonders die naive Oma. Nur Hannah sorgt sich um ihren Freund, der in der Schule als Schmuddelkind verrufenen ist.
Aus Oskars Sicht schildert „
Küstenwache„-Darsteller Andreas Arnstedt die Ereignisse in seinem Regiedebüt, in dem er Vergangenheit und Gegenwart nahtlos verzahnt. Daraus ergeben sich assoziative, handwerklich sehr reife und atmosphärische Impressionen aus dem Prekariat. Dokumentarisch, sozialrealistisch, aber auch mit rotzigem, politisch unkorrektem Humor und eigenem Charme zeichnet Arnstedt die Schrecknisse einer Horrorfamilie beim unaufhaltsamen Sozialabstieg auf. Anklänge bei Dresen und Loach tauchen auf, aber es ist ein ganz eigener Stil, die seine Dramödie einer chancenlosen Familie prägt.
Auf Dauer wäre dieses Jammertal ein quälendes Erlebnis: Die Wohnung eine Müllhalde, der Vater ein arbeitsloser asozialer Grobian mit unberechenbaren Gewaltausbrüchen, die Mutter verzweifelt defätistisch. Deshalb machen die altkluge, schlagfertige Art des Jungen und ein sensibler, heiterer Score die Misere erträglich. Dazu kommt ein Holocaust-Überlebender, der in der verschneiten Gartenlaube sitzt und im Landser-Graurock Nazi-Gartenzwerge tüncht. Dadurch - und durch einige überzeichnete Nebenfiguren - gewinnt Arnstedts Film einen absurd-komischen Drall, der Negatives abfedert. Derweil leistet die gesamte Darsteller-Regie Beeindruckendes, was auf zahlreichen Festivals bleibenden Eindruck hinterließ.
tk.