Anzeige
Anzeige
Für Links auf dieser Seite erhält kino.de ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder blauer Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.
  1. Kino.de
  2. Filme
  3. Der Überläufer

Der Überläufer

Anzeige

Der Überläufer: Großes Fernsehen: Florian Gallenbergers Siegfried-Lenz-Verfilmung mit Jannis Niewöhner erzählt von einer Liebe in Zeiten des Krieges.

Poster

Der Überläufer

Handlung und Hintergrund

Bilder

Kritiken und Bewertungen

1,0
1 Bewertung
5Sterne
 
(0)
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
(0)
1Stern
 
(1)

Kritikerrezensionen

  • Der Überläufer: Großes Fernsehen: Florian Gallenbergers Siegfried-Lenz-Verfilmung mit Jannis Niewöhner erzählt von einer Liebe in Zeiten des Krieges.

    Großes Fernsehen: Florian Gallenbergers Siegfried-Lenz-Verfilmung mit Jannis Niewöhner erzählt von einer Liebe in Zeiten des Krieges.

    Der Krieg, heißt es als Vorbemerkung zu diesem ARD-Zweiteiler, ist ein grausam-lächerliches Abenteuer, auf das sich Männer einlassen, wenn sie der Hafer des Wahnsinns sticht. Zumindest bei Walter Proska, dem aufrechten Titelhelden des Siegfried-Lenz-Romans „Der Überläufer“, kann von Wahnsinn jedoch keine Rede sein. Er kehrt im Sommer 1945 vom Heimaturlaub auf dem heimischen Bauernhof an die Ostfront zurück, weil er seine Kameraden nicht im Stich lassen will. Deshalb verliert er auch nicht sein Leben, sondern nur sein Herz: An Bord des Wehrmachtszuges lernt Walter (Jannis Niewöhner) die blinde Passagierin Wanda (Malgorzata Mikolajczak) kennen; erst später wird ihm klar, dass die Polin, die so erfrischend mit ihm geflirtet hat und von einer Karriere als Sängerin träumt, eine Partisanin ist, die den Zug in die Luft sprengen wollte. Walter landet bei einem Trupp, der sich mitten im Feindesland halbwegs gemütlich eingerichtet hat, und nun kommt der Film zu seinem eigentlichen Thema: Der Krieg bringt in den einen das Beste und in den anderen das Schlechteste hervor.

    In der ersten Hälfte des Zweiteilers erzählen Regisseur Florian Gallenberger und sein Koautor Bernd Lange Walters Geschichte episodisch. Die Soldaten schlagen Mücken und die Zeit tot und müssen sich vom Unteroffizier (Rainer Bock) schikanieren lassen; dass Schauspieler wie Bjarne Mädel und Florian Lukas bereit waren, als Nebenfiguren mitzuwirken, belegt die Bedeutung des Projekts. Einzig Walter sind gelegentliche Lichtblicke vergönnt: Inmitten dieses tristen Kriegsalltags findet er sein Glück; am Horizont verläuft die Front, aber Wanda und er lieben sich im Kornfeld. Später, als der Krieg Richtung Westen weitergezogen ist und die Männer im Wald vergessen hat, setzt sich seine Glückssträhne fort: Sein Freund Wolfgang (Sebastian Urzendowsky) hat sich der Roten Armee angeschlossen und bürgt für ihn. Auch Wanda hat dank ihrer bezaubernden Gesangsstimme überlebt, und so trotzen sie dem Krieg erneut ihre Romanze ab.

    Natürlich ist „Der Überläufer“ ein Kriegsfilm, schließlich tragen sich weite Teile der Handlung in den Jahren 1944 und 1945 zu. Trotzdem ist Gallenberger das Kunststück gelungen, den Krieg immer wieder in den Hintergrund zu drängen; der Film erzählt vom Überleben und von der Liebe. Der Roman ist bereits 1951 entstanden, jedoch erst 2016 erschienen. Lenz war seiner Zeit weit voraus; in der Bundesrepublik galt ein Mann wie Walter damals noch als „Vaterlandsverräter„. Während Wanda im Buch irgendwann verloren geht, haben die Autoren die Geschichte keck um einen Epilog ergänzt und ansonsten kühn gekürzt. Wie der Roman ist der Zweiteiler die Charakterstudie eines jungen Mannes, der immer wieder vor existenziellen Entscheidungen steht, aber über einen klaren moralischen Kompass verfügt; und trotzdem große Schuld auf sich lädt. Er ist zwar überzeugt, das Richtige zu tun, als er gemeinsam mit Wolfgang dabei helfen will, ein neues Deutschland aufzubauen, aber im Unterschied zum Freund erkennt er bald, dass sich nichts geändert hat: Die Methoden der Machthaber sind die gleichen geblieben.

    Gallenberger („John Rabe“, „Colonia Dignidad“) hat mit „Der Überläufer“ einen großen Fernsehfilm gedreht, der nur einen Nachteil hat: Er ist zu kurz. Der Stoff hätte gut und gern für einen Dreiteiler gereicht. Der herausragenden Qualität des Films tut das keinen Abbruch, zumal Jannis Niewöhner („Beat“) die perfekte Besetzung für den jugendlichen Helden und die Polin Malgorzata Mikolajczak eine echte Entdeckung für den deutschen (Fernseh-)Film ist. tpg.
    Mehr anzeigen
Anzeige