La vie sexuelle des Belges: Sind Anarchisten kinotauglich? Ein lautes „Ja“ im Falle von Ex-Monty-Python-Terry Gilliam. Ein leises „noch nicht“ im Falle von Jan Bucquoy, der belgischen Allzweckwaffe gegen muffige, bürgerliche Moralvorstellungen. In seiner Heimat gilt der 48jährige Satiriker, der seine Landsleute gern mit absurd-witzigen Aktionen (Gründung eines Museums für Unterhosen, öffentliche „Exekution“ von König Baudouin) schockt, als...
Das wahre Sexualleben der Belgier
Handlung und Hintergrund
Jan Bucquoy wächst in den 50er Jahren unter dem Regiment zweier überstrenger Eltern auf. Die einzigen Fluchtmöglichkeiten sind das Kino oder das andere Geschlecht. In den freien 60er Jahren hat Bucquoy zahllose kurze Abenteuer, eine resultierende Ehe scheitert kläglich. In weiteren One-Night-Stands sucht Bucquoy das Vergessen.
In Belgien ist Jan Bucquoy ein ebenso berühmter wie berüchtigt bissiger Schriftsteller, der in seinem ersten Spielfilm die eigene Sexualität und damit knapp vierzig Jahre (Sex-)Geschichte Belgiens aufarbeitet. Seine schamlose Komödie steckt voller amüsanter Episoden.
Darsteller und Crew
Regisseur
Produzent
Darsteller
- Jean-Henri Compere,
- Noe Francq,
- Isabelle Legros,
- Sophie Schneider,
- Pascale Binneri,
- Michele Shor,
- Dorothee Capelluto
Drehbuch
Kamera
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Das wahre Sexualleben der Belgier Kritik
Sind Anarchisten kinotauglich? Ein lautes „Ja“ im Falle von Ex-Monty-Python-Terry Gilliam. Ein leises „noch nicht“ im Falle von Jan Bucquoy, der belgischen Allzweckwaffe gegen muffige, bürgerliche Moralvorstellungen. In seiner Heimat gilt der 48jährige Satiriker, der seine Landsleute gern mit absurd-witzigen Aktionen (Gründung eines Museums für Unterhosen, öffentliche „Exekution“ von König Baudouin) schockt, als Enfant terrible. Sein Kinodebüt kann Bucquoys Ruf als schriller Querkopf nur vereinzelt bestätigen.
Der Titel des Erstlings ist pure Provokation und verspricht mehr, als dieser schließlich einhalten kann. Der Regisseur selbst schrieb auch das Drehbuch - autobiographische Erinnerungen an seine Kindheit, seine Jahre als Student und marxistisch beeinflußter Kneipenrevolutionär. Das verbindende Element dieser losen Episoden ist Jans Liebe zu Frauen - eine Disposition, die ihm unter den männlichen Kinogängern Sympathien einbringen wird. Am Busen seiner gefühlskalten Mutter (Isabelle Legros) wird diese Liebe geboren, die ihn durch die ersten 28 Jahre seines Lebens begleiten wird. Nach der erstickenden, freudlosen Kindheit, dem ersten Sexualkontakt, der großen Enttäuschung durch seine erste Liebe springt der Film ans Ende der 60er Jahre, in der Jans (Jean-Henri Compere) Zeit als Student und Verweigerer bürgerlichen Lebens beginnt. Bucquoys Erinnerungen enden 1978 - nach einer gescheiterten Ehe und einem Defilee von Frauen jeglicher Couleur. Erotische Einlagen dürfen dabei trotz Textilfreiheit nicht erwartet werden. Dieser Komödie geht es vor allem darum, das Dilemma eines polygamen Mannes auf der Suche nach der großen, romantischen Liebe zu erzählen. Leider fehlen ihr der Charme und die Anmut des offensichtlichen Vorbildes, Francois Truffauts „Der Mann, der die Frauen liebte“. Was bleibt, ist eine eher brave, tempoarme Moralsatire, der genau die Dosis Exzentrik und Anarchie fehlt, die den Regisseur im wirklichen Leben auszuzeichnen scheint. Unwahrscheinlich, daß sich der belgische Kassenerfolg dieses Films ohne den Heimvorteil in den deutschen Kinos wiederholen läßt. kob.
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