Das Verhör in der Nacht: Aufregendes und tiefgründiges Katz-und-Maus-Spiel nach einem Stück von Bestsellerautor Daniel Kehlmann.
Nur weil der neue Film von Matti Geschonneck auf einem Zwei-Personen-Stück basiert, hat er doch nichts von einem ruhigen Kammerspiel, sondern entwickelt in einem Wettlauf gegen die Zeit einen immer stärkeren, spannenden Sog. Zwei grandiose Schauspieler und eine Riege von Profis aus allen Gewerken lassen einen bei diesem Duell zweier Weltsichten eher an einen Thriller wie „Das Verhör“ von Claude Miller denken, als ans Theater, für das Bestsellerautor Daniel Kehlmann sein Stück „Heilig Abend“ ursprünglich geschrieben hat. Sophie von Kessel spielt die Philosophiedozentin und RAF-Apologetin, die am Heiligabend auf dem Weg zu ihren Eltern aufgehalten und in ihrem Hotelzimmer festgesetzt wird, weil der Verdacht besteht, dass sie mit ihrem Ex-Mann einen Terroranschlag für den Weihnachtsabend vorbereitet hat. Charly Hübner ist der Polizeibeamte vom Staatsschutz, der herausfinden soll, wo sich die Bombe befindet. Während sie alles bestreitet, tischt er immer neue Überwachungsergebnisse auf. Das Verhör wird intensiver und schonungsloser, je härter die Argumente für und gegen informationelle Selbstbe-stimmung und staatliche Sicherheitsinteressen ausgefochten werden. Mit seinem Drehbuch hat Kehlmann sein Stück zu einem ambitionierten Fernsehthriller umgearbeitet, bei dem nun die klugen Dialoge so begeistern wie das überraschungsreiche Spiel der Hauptdarsteller. Nicht genug loben kann man die Arbeit der einzelnen Gewerke. Kamerafrau Judith Kaufmann („Der Junge muss an die frische Luft“) zieht wirklich alle Register, um das Duell optisch aufzulösen. Exzellent sind auch das Szenenbild von Silke Buhr („Berlin Alexanderplatz„) und der Schnitt von Dirk Grau („In Zeiten des abnehmenden Lichts“). Alle sind sie vielfach preisgekrönt wie ihr Regisseur, der nach dem epischen „Unterleuten“ nun ein aufregendes und sehr politisches Katz-und-Maus-Spiel liefert. uh.