Das Phantom von Bonn: Politische Satire ist in Deutschland der Kleinkunst vorbehalten, weshalb sich halbherzige cineastische Versuche wie „Peanuts - Die Bank zahlt immer“ bis zur Unkenntlichkeit als Komödie tarnen - oder aber als Dokumentarfilm kleiden. Selbst ein Filmemacher wie Claus Strobel zwängt seine ironische Recherche nach dem ominösen Edmund F. Dräcker ins spröde Gewand nüchterner Fakten, hinter denen sich freilich die prallen...
Darsteller und Crew
Regisseur
Produzent
Darsteller
- Wanja Mues,
- Gustav Peter Wöhler,
- Michael Brandner,
- Hermann Lause,
- Charles Brauer,
- Jürgen Schmidt,
- Loni von Friedl
Drehbuch
Musik
Kamera
Schnitt
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Das Phantom von Bonn Kritik
Politische Satire ist in Deutschland der Kleinkunst vorbehalten, weshalb sich halbherzige cineastische Versuche wie „Peanuts - Die Bank zahlt immer“ bis zur Unkenntlichkeit als Komödie tarnen - oder aber als Dokumentarfilm kleiden. Selbst ein Filmemacher wie Claus Strobel zwängt seine ironische Recherche nach dem ominösen Edmund F. Dräcker ins spröde Gewand nüchterner Fakten, hinter denen sich freilich die prallen Formen einer handfesten Köpenikiade abzeichnen. In einer lockeren, gut geschnittenen Mischung aus Interviews mit Zeitzeugen, Spielszenen und historischen Originalaufnahmen gewinnt der Hamburger Filmemacher dem „Phantom von Bonn“, das jahrzehntelang durch die Medien geisterte, mehr als nur ein amüsiert-irritiertes Staunen ab.
Nicht immer hat der Deutschen trübste Lust, die Gründlichkeit, nur ein Mäuschen wie den teutonischen 00-Bund geboren, dessen (fiktive?) Existenz 1937 der Langeweile eines Diplomaten entsprang. Der Jux des Junkers fand schnell Anhänger, so daß noch während der Nazizeit im Auswärtigen Amt eine Personalakte angelegt wurde. Eine Handvoll „Dräckeristen“, Politiker, hohe Beamten und Journalisten, streuten fortan immer neue Nachrichten und Dokumente, aus denen eine hybride, aber aktenkundige Biographie erwuchs: Ein früherer „Genschman“, unermüdlich im Dienst des Weltgeists um den Globus jagend, dabei auch stets den Frauen zugetan und ein Freund alles Schönen. Erst als der „Spiegel“ 1967 den „Ministerialdirigenten i.R.“ als reine Chimäre zu enttarnen suchte, verschwand Dräcker von der Bildfläche und zog nach Indien. Dort soll er sich, mit langem Bart und Wollmütze auf dem Kopf, nahe Poona ganz dem Studium des Tantrismus gewidmet haben. 1989, so wird vermutet, verschied Dräcker infolge des Berliner Mauerfalls.
Trotz des skurrilen Panoptikums an Gestalten und Ereignissen ist man sich bei diesem seltsamen Männerspiel nie ganz im Klaren, welche Ziele Strobel damit verfolgt. Sein milder Spott, mit dem er die Szenerie beleuchtet und die Erinnerung der ergrauten Herren in Bilder verwandelt, nährt den Verdacht, nicht nur eine erfundene Person, sondern einem Lehrstück in Sachen „Fake“ aufgesessen zu sein. So anregend und unterhaltsam diese schön durchgehaltene Ambivalenz auch sein mag: Mehr als ein Spartenpublikum wrd sich dem spannenden Experiment kaum aussetzen. led.
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