Das Papst-Attentat: Spannendes RTL-Movie, in dem ein Team von Polizisten ein durch eine Prophezeiung angekündigtes Attentat auf den Papst in Köln verhindern muss.
Die Parallelen sind unübersehbar: eine hochgestellte Persönlichkeit, ein Scharfschütze, ein Präzisionsgewehr. Romanautor Frederick Forsyth nannte seinen Killer, der im Jahr 1963 engagiert wird, um de Gaulle zu ermorden, den „Schakal“. Bei Holger Karsten Schmidt heißt der Heckenschütze wegen seiner medizinisch akribischen Arbeitsweise „Der Chirurg“. Der Profikiller hat sich eigentlich zur Ruhe gesetzt und betreut ein Aids-Projekt in Afrika, doch angesichts einer „Stiftung“ in Höhe von 25 Millionen Euro wird er ein letztes Mal rückfällig. Das Opfer ist kein Geringerer als das Oberhaupt der katholischen Kirche.
Eine unerhörte Geschichte, ein außergewöhnlicher Film: „Das Papst-Attentat“ ist Rainer Matsutanis bislang beste Regie-Arbeit. Mit einem Budget von 3,7 Mio. Euro war dieses RTL-Movie ohnehin nicht gerade billig, doch Matsutani, Kameramann Clemens Messow und Ausstatter Josef Sanktjohanser lassen es deutlich teurer wirken. Dass sich der Thriller aber ohne Weiteres an Fred Zinnemanns Klassiker „Der Schakal“ (1973) messen lassen darf (von Michael Caton-Jones‘ ohnehin deutlich schwächerem Remake aus dem Jahr 1997 ganz zu schweigen), verdankt er vor allem einer raffiniert konstruierten Handlung. Die Grundzüge mögen überschaubar sein, doch RTL und die produzierende Phoebus Film (Produzent: Markus Brunnemann) hatten offenkundig mehr im Sinn als ein TV-Movie von der Stange. Schmidt („Die Sturmflut“) versieht seine Hauptfigur mit einer Vorgeschichte, die erst nach und nach preisgegeben wird: Seit christliche Milizen vor Jahrzehnten im Libanon seine Frau ermordet haben, hegt Rami Hamdan einen tiefen Groll gegen die katholische Kirche. Die Besetzung dieses Auftragsmörders mit Heiner Lauterbach ist vielleicht der größte Coup des Films: Dank seines Charismas ist der Scharfschütze kein verabscheuungswürdiger Killer, der gleichgültig und wahllos Menschen ermordet, sondern ein durchaus sympathischer Zeitgenosse. Das hindert ihn allerdings nicht daran, kaltblütig jeden zu töten, der sich ihm in den Weg stellt; entsprechend oft kommt es zu Schusswechseln. Dass diese Action-Elemente fast wie Fremdkörper wirken, unterstreicht den Anspruch des Films.
Natürlich lebt die Geschichte vom Wettlauf zwischen Gut und Böse. Hamdans Gegenspieler ist der Sicherheitsbeauftragte des Vatikans, Andrea Conti (Jean-Yves Berteloot, hierzulande bekannt geworden als französischer Soldat in dem ARD-Zweiteiler „Die Flucht“). Er ist der einzige, der an eine Prophezeiung aus dem Jahr 1928 glaubt. Damals ist die Jungfrau Maria einem Jungen erschienen und hat die Ermordung des Papstes vorhergesagt; zuvor würde in der Stadt der Engel Feuer vom Himmel fallen. Als ein brennender Meteor über Los Angeles fliegt, ist Conti überzeugt, dass der Heilige Vater in Lebensgefahr schwebt. Gemeinsam mit zwei Personenschützern des BKA (Gesine Cukrowski, Max von Thun) versucht er, die Pläne des Attentäters zu erahnen und zu vereiteln, doch Hamdan ist seinen Verfolgern stets einen Schritt voraus.
Die katholische Kirche war von der Geschichte gar nicht angetan, zumal der Drahtzieher des Attentats auf den reformfreudigen Clemens Paul I. im Herzen des Vatikans sitzt; Dreharbeiten im Kölner Dom zum Beispiel kamen daher nicht in Frage. Glücklicherweise fand sich im französischen Tours ein Gebäude von zumindest vergleichbarer Imposanz. Dass man sogleich ahnt, wer hinter dem Attentat steckt, weil nur dieser Schauspieler als Schurke in Frage kommt, schmälert den Genuss des Films übrigens kein bisschen. tpg.