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Das Licht in den Birkenwäldern


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Természetes fény: Starkes Regiedebüt von Dénes Nagy um einen Trupp ungarischer Soldaten bei ihren Sicherungsarbeiten in einsamen Gebieten der Sowjetunion. Der erste Blick fällt auf eine karge Winterlandschaft, ein eisiger Fluss, schneebedeckter Boden, schmuckloser Wald. Die Gesichter der Menschen spiegeln die Landschaft: kantig, ausgemergelt, fahl, verdreckt. Wie Bleistiftskizzen sehen sie aus. Es ist die letzte Phase des Zweiten...

Das Licht in den Birkenwäldern

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Dénes Nagy
Darsteller
  • Ferenc Szabó,
  • László Bajkó,
  • Tamás Garbacz

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

  • Starkes Regiedebüt von Dénes Nagy um einen Trupp ungarischer Soldaten bei ihren Sicherungsarbeiten in einsamen Gebieten der Sowjetunion.

    Der erste Blick fällt auf eine karge Winterlandschaft, ein eisiger Fluss, schneebedeckter Boden, schmuckloser Wald. Die Gesichter der Menschen spiegeln die Landschaft: kantig, ausgemergelt, fahl, verdreckt. Wie Bleistiftskizzen sehen sie aus. Es ist die letzte Phase des Zweiten Weltkriegs, die Nationalität ist eigentlich egal. Auf welcher Seite man auch stehen mag, die Menschen sind am Ende ihrer Kräfte, gezeichnet vom Entbehrungsreichtum des langen Kriegs. Hier geht es um ungarische Truppen, die als Besatzungstruppen in deutschem Auftrag unterwegs sind, große Gebiete der Sowjetunion zu säubern und zu sichern. In dieser entseelten Welt, Gott schweigt längst, siedelt Dénes Nagy sein Regiedebüt an, das mit so ruhiger Hand und präzisem Blick entstanden ist, dass man nie auf die Idee käme, es könnte sich um ein Erstlingswerk handeln. Keine Einstellung zu viel, kein Schnitt unnötig. Alles ist wesentlich.

    Natürlich muss man an „Son of Saul“ von Lazslo Nemes denken, ein anderes Regiedebüt eines jungen ungarischen Regisseurs - ein völlig anderer Film, aber angesiedelt in derselben Zeit und inszeniert mit einer ebenso nüchternen und überlegten Haltung: Vom Überleben und ob es möglich ist, Mensch zu bleiben, wenn der Welt alles Menschliche ausgetrieben wurde, erzählen beide. Nagys Film ist weniger infernalisch, vielleicht. Aber er ist ebenso eindringlich, wenn man einem Trupp Soldaten folgt, wie sie von Dorf zu Dorf marschieren, immer in der Ungewissheit, die Menschen, denen sie begegnen, könnten Partisanen und ihnen feindselig gesinnt sein, hinter jeder Ecke warten mögliche Hinterhalte. Durch die Hölle gehen, ganz wörtlich genommen. Als bei einem nächtlichen Angriff in einem Waldstück der Kommandeur getötet wird, übernimmt der Offizier Semetka - der sich zuvor als die Figur herauskristallisiert hat, für die sich der Film am meisten interessiert, und durch dessen müde Augen man die Ereignisse betrachtet - die Aufgabe, die Überlebenden durch ein Sumpfgebiet zu führen.

    Das könnte natürlich auch die Ausgangssituation für einen amerikanischen Kriegsfilm der Fünfziger sein, mit Eddie Albert und Jack Palance in den Hauptrollen, in dem sich dann herauskristallisieren muss, wer Mann ist und wer Maus. Courage under fire. Nichts könnte Dénes Nagy weniger interessieren. In Semetkas Abwesenheit geschieht in dem Dorf, in dem die Soldaten ihr Lager aufgeschlagen haben, Schreckliches, das er nur noch als Ergebnis betrachten kann. Der Film verfolgt die Dehumanisierung der Figuren, ihm geht es um Fragen der Schuld. Jedes Bild ein Gemälde, wie in Dreck geschrieben, jeder Mensch eine Statue, wie aus Schlamm gehauen: Braun, Grau und Schwarz sind die letzten Farben, die geblieben sind und einen Eindruck vermitteln sollen von der nackten Verzweiflung. Viele Worte werden nicht gemacht, der Dialog ist funktional. Die Bilder sagen alles, in natürlichem Licht gedreht. Und das müde Gesicht von Ferenc Szabó in der Hauptrolle, der dem, was man in einem Film als Identifikationsfigur betrachtet, noch am nächsten kommt, nur dass man als Zuschauer mit ihm hadert, dem Zeugen, der Opfer ist von Umständen, die er nicht kontrollieren kann, und Täter von Handlungen, die aus den Umständen geboren sind. Starker Film.

    Thomas Schultze.
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