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Bring mich nach Hause


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Bring mich nach Hause: In dem stellenweise überzeichneten, aber dennoch sehenswerten Drama mit Silke Bodenbender und Anneke Kim Sarnau müssen zwei Schwestern entscheiden, ob sie ihre Mutter künstlich am Leben erhalten wollen.

Bring mich nach Hause

Handlung und Hintergrund

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Christiane Balthasar
Produzent
  • Sam Davis,
  • Kim Fatheuer
Darsteller
  • Anneke Kim Sarnau,
  • Silke Bodenbender,
  • Hedi Kriegeskotte,
  • Nicholas Reinke,
  • Anna Grisebach,
  • Christian Erdmann,
  • Cynthia Micas,
  • Berit Künnecke
Drehbuch
  • Britta Stöckle
Musik
  • Johannes Kobilke
Kamera
  • Hannes Hubach
Schnitt
  • Andreas Althoff
Casting
  • Anja Dihrberg

Kritiken und Bewertungen

5,0
1 Bewertung
5Sterne
 
(1)
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
(0)
2Sterne
 
(0)
1Stern
 
(0)

Kritikerrezensionen

  • Bring mich nach Hause: In dem stellenweise überzeichneten, aber dennoch sehenswerten Drama mit Silke Bodenbender und Anneke Kim Sarnau müssen zwei Schwestern entscheiden, ob sie ihre Mutter künstlich am Leben erhalten wollen.

    In dem stellenweise überzeichneten, aber dennoch sehenswerten Drama mit Silke Bodenbender und Anneke Kim Sarnau müssen zwei Schwestern entscheiden, ob sie ihre Mutter künstlich am Leben erhalten wollen.

    Der Tod kommt aus dem Nichts: Mitten im Gespräch mit ihrer Tochter Ulrike bricht Martina Hartwig zusammen. Der Notarzt kann die alte Dame zwar reanimieren, aber im Krankenhaus erfahren Ulrike und ihre Schwester Sandra die erschütternde Diagnose: Im Kopf ihrer Mutter ist eine Arterie geplatzt, das Gehirn hat schwere Schäden davongetragen. Die Ärzte gehen davon aus, dass sie nicht mehr zu Bewusstsein kommt. Ohne die Unterstützung von Maschinen würde sie sterben. Sandra ist Wissenschaftlerin, sie betrachtet die Dinge nüchtern und ist überzeugt, dass die Mutter einen derartigen Dauerzustand zwischen Leben und Tod abgelehnt hätte. Martina hat jedoch keine Patientenverfügung ausgefüllt. Ulrike ist zutiefst gläubig, deshalb kommt es für sie nicht in frage, die Geräte abzustellen; es gibt eine Vorsorgevollmacht auf ihren Namen.

    Das Drehbuch von Britta Stöckle hat eine klare Botschaft. Der Film ist ein Appell, sich beizeiten mit diesem Thema auseinanderzusetzen, um den Angehörigen jenen Konflikt zu ersparen, den die beiden Schwestern durchmachen: Sandra (Anneke Kim Sarnau) möchte der Mutter (Hedi Kriegeskotte) das Dahinsiechen ersparen und ihr zu einem würdevollen Tod verhelfen. Für Ulrike (Silke Bodenbender) ist dieser Gedanke aufgrund ihres Glaubens undenkbar. Sie hätte das Gefühl, Gott ins Handwerk zu pfuschen, während Sandra argumentiert, gemäß Gottes Wille wäre die Mutter längst tot.

    Die Haltung des Films steht außer Frage, was schade ist, denn auf diese Weise kommt es gar nicht erst zu einer fundierten Auseinandersetzung. Sandras Verbündeter ist Martinas Hausarzt (Thilo Prothmann), der bestätigt, dass die Mutter nicht gewollt hätte, womöglich jahrelang künstlich am Leben erhalten zu werden. Ungeschönt lässt Stöckle den Mann beschreiben, welches Schicksal die Patientin erwartet, und weil sich die Handlung über einen längeren Zeitraum erstreckt, kommt es so, wie er prognostiziert hat. Das Maskenbild, das Martinas körperlichen Verfall dokumentiert, ist preiswürdig.

    Bedauerlich ist auch die unnötige Überzeichnung Ulrikes. Aus unerfindlichen Gründen tun sich Fernsehfilme oft schwer, Religiosität objektiv darzustellen, weshalb auch Ulrike in ihrem Gottvertrauen etwas wunderlich und weltfremd wirkt. Die christliche Einrichtung wiederum, in der Martina zur Pflege untergebracht wird, ist offenbar allein am Mammon interessiert; Komapatienten, vermittelt das Drehbuch, werden nur deshalb am Leben erhalten, weil die Heime auf diese Weise kräftig Kasse machen. Die Leiterin (Anna Grisebach) ist entsprechend unsympathisch. Dass eine Schwester den von Ulrikes Sohn gebastelten Traumfänger als „dummen heidnischen Brauch“ bezeichnet und in den Müll wirft, ist ein weiterer unnötiger Mosaikstein.

    Trotzdem ist „Bring mich nach Hause“ unbedingt sehenswert, weil sich der gerade von den beiden Hauptdarstellerinnen vorzüglich gespielte Film sehr seriös und umfassend mit seinem Thema auseinandersetzt. Die enorme finanzielle, physische und psychische Belastung einer Pflege daheim wird ebenso angesprochen wie die diffizile juristische Seite. Außerdem reduziert das Drama die beiden Frauen nicht allein auf den Konflikt. Sandra, die unter einer kürzlich vorgenommenen Abtreibung leidet, opfert der Sorge um die Mutter den größten Erfolg ihrer Karriere als Astrophysikerin. Ulrike wiederum, die schließlich einsieht, dass Martinas Zustand immer würdeloser wird, wird von ihrem Mann (Christian Erdmann) als Mörderin beschimpft. Stöckle hat unter anderem mehrere ausgezeichnete Drehbücher zu ähnlich schwierigen Themen für den Regisseur Johannes Fabrick geschrieben, allen voran „Pass gut auf ihn auf!“ (2013) und „Nie mehr wie es war“ (2017). Die große Stärke ihrer jüngsten und von „Kommissarin Heller“-Regisseurin Christiane Balthasar angemessen zurückhaltend umgesetzten Arbeit ist die Empathie, mit der sie den jederzeit nachvollziehbaren Konflikt der Schwestern schildert.

    Tilmann P. Gangloff.
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