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Bittere Kirschen

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Bittere Kirschen: Drama, in dem eine Frau sich in Polen auf die Spuren des ehemaligen Geliebten ihrer Mutter macht.

Poster

Bittere Kirschen

  • Kinostart: 13.09.2012
  • Dauer: 111 Min
  • Genre: Drama
  • FSK: ab 12
  • Produktionsland: Deutschland
  • Filmverleih: Filmlichter (Barnsteiner)

Handlung und Hintergrund

Gerade hat die Schauspielerin Lena erfahren, dass sie in ihrem Alter am Theater nicht mehr erwünscht ist. Dann ereilt sie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter, der sie jahrelang den Rücken zukehrte. Nach der einsamen Beerdigung, bei der Julius, dem heimlichen Verehrer der Verstorbenen, als einziger Gast erscheint, beschließt sie nach Schlesien zu fahren - als Flucht vor und Suche nach sich selbst. Julius reist ihr nach und bricht, zusammen mit dem amtsmüden Priester Richard, von Auschwitz auf in die Vergangenheit, die frühere Heimat, die ferne Jugend.

Darsteller und Crew

  • Anna Stieblich
    Anna Stieblich
  • Wolfram Koch
    Wolfram Koch
  • Rolf Hoppe
    Rolf Hoppe
  • Sylvester Groth
    Sylvester Groth
  • Jytte-Merle Böhrnsen
    Jytte-Merle Böhrnsen
  • Didi Danquart
    Didi Danquart
  • Boris Michalski
    Boris Michalski
  • Nico Hain
    Nico Hain
  • Johann Feindt
    Johann Feindt
  • Martin Lüttge
  • Ronald Kukulies
  • Arnel Taci
  • Jonathan Dümcke
  • Stephan Weiland
  • Sören von der Heyde
  • Cornelius Schwehr

Bilder

Kritiken und Bewertungen

5,0
1 Bewertung
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3Sterne
 
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Kritikerrezensionen

    1. Die literarische Verfilmung "Bittere Kirschen" steht mit ihrer vom Unausgesprochenen lebenden Stimmung und dem Wechsel zwischen inneren und äußeren Welten irgendwo zwischen dem Theater und dem handlungsorientierten Kino. Das nachdenkliche Roadmovie von Regisseur Didi Danquart („Offset“) verweigert sich eindeutigen Erklärungen und lässt viele der Fragen, die es aufwirft, offen. Aber wie seine Romanvorlage „Lenas Liebe“ von Judith Kuckart verströmt der Film eine eigentümliche Atmosphäre. Interessant könnte er für Kinobesucher sein, die etwas anderes als Popcorn-Unterhaltung suchen, sowie für die Leser des Romans, die sich auch mit den Möglichkeiten der filmischen Umsetzung beschäftigen wollen.

      Wirklich sympathisch sind die Figuren dieser Geschichte zumindest zu Anfang nicht, wenn das Ensemblespiel der Darsteller sich noch nicht vollends entfaltet hat. Sowohl die Erzählweise, als auch das Benehmen zum Beispiel von Lena (Anna Stieblich) oder von Julius Dahlmann (Martin Lüttge) sind auf Distanz bedacht. Die blasse Lena, eine nicht mehr junge Frau, erfährt im Büro ihres Theaterchefs vom Tod der Mutter. Ohne ein Wort für den Mann, der ihr gerade erklärt hat, dass sie kein Gewinn für seine Bühne ist, verlässt sie erhobenen Hauptes den Raum. Was sie so selbstbewusst wirken lässt, bleibt ungesagt, ebenso, warum sie kurz darauf in ihrer Heimat Ludwigs (Roland Kukulies) Antrag mit einem schnöden Themawechsel pariert. Lena lebt zum Teil immer auch außerhalb des Geschehens, als würde sie es von oben herab betrachten. Diese leichte Ironie und das Kühle strahlt auf seine Weise auch der alte Julius aus.

      Die Fahrt nach Auschwitz wird für Julius zur Begegnung mit Kindheitserinnerungen. In kleinen Fetzen kehren sie wieder, wenn er durch den Ort geht und das Haus sieht, in dem er mit seinen Eltern lebte. Der Vater war Aufseher im Konzentrationslager und bestrafte den kleinen Jungen brutal, als er ihn mit einem neunarmigen Kerzenleuchter in der Hand tanzen sah. Julius bewunderte seine kleine Freundin Marlis – Lenas Mutter - für ihren Mut und nahm ihr Kindheitsversprechen, dass er ihr Mann sei, beim Wort. Erst nach Marlis´ Tod findet Julius allmählich Zugang zu seiner lebenslangen unterschwelligen Trauer, weil Marlis einen anderen heiratete. Lena ist auf dieser Fahrt an der Seite von Julius eine Beobachterin, die sich über Umwege klar darüber zu werden versucht, was ihr Ludwig bedeutet. Sie macht sich auch Gedanken über den Sinn der KZ-Gedenkstätte und den angemessenen Umgang mit der Vergangenheit des Ortes.

      Als dritte Person auf der Heimfahrt im Auto aus Auschwitz stellt sich der katholische Priester Richard Franzen (Wolfram Koch) einer schmerzlichen Selbsterkenntnis. Seine Gefühle für Lena haben ihm gezeigt, dass er für das Zölibat nicht länger geschaffen ist. So schwer wie die Themen sich auch ausnehmen, die das Trio auf der Reise wälzt, so spöttisch oder achselzuckend heiter können die Dialoge im einzelnen sein. Julius interessiert am Konflikt des Priesters scheinbar vor allem, was aus seiner Sozialversicherung wird.

      Die kargen, dörflichen Landschaften in Polen, die verregnete Asphaltstraße an endlosen einsamen Wiesen vorbei, die alten Alleebäume oder die renovierungsbedürftigen Häuser zwischen neuen, gesichtslosen Bauten, sie bilden eine melancholische Kulisse für die Reise der Figuren in ihre Erinnerungen und Fantasien. Die Vergangenheit prägt ihre Vorstellungen wie ein Trugbild, dem sie nachjagen, als wäre es an der nächsten Ecke wirklich noch zu finden. In kurze, ihre Bedeutung nie ganz preisgebende Szenen aufgeteilt, verlangt die Geschichte vom Zuschauer Geduld und Toleranz für manches, was unnötig rätselhaft bleibt. Die musikalische Begleitung und die kreativ eingeflochtenen Rückblenden und Tagträume verleihen dem Film Leichtigkeit und emotionale Tiefe zugleich.

      Fazit: Die literarische Verfilmung „Bittere Kirschen“ ist ein kontemplatives Roadmovie über drei in der Vergangenheit gefangene Charaktere.
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    2. Bittere Kirschen: Drama, in dem eine Frau sich in Polen auf die Spuren des ehemaligen Geliebten ihrer Mutter macht.

      Melancholisch-komisches Roadmovie um drei kantige Charaktere, gefangen im Gespinst ihrer Erinnerungen.

      Nach regelmäßiger Arbeit für TV-Krimiserien hat Didi Danquart („Viehjud Levi“, „Offset“) wieder einen seiner raren Ausflüge ins Kino gewagt und - sehr frei - einen Roman der Schriftstellerin Judith Kuckart adaptiert, zu einer Reise eines alternden Trios in die deutsche Vergangenheit nach Auschwitz. Daraus entsteht kein Geschichtsmahnmal, sondern eine persönliche Fahrt zu den Geheimnissen der eigenen Kindheit und Jugend, ein sympathischer Film, der so recht in keine Schablone passen mag und mit seinem magischen Realismus anrührt.

      Angelpunkt der etwas schwer in die Gänge kommenden Geschichte ist die Schauspielerin Lena (Anna Stieblich), die nie den Durchbruch geschafft hat und als zu alt vom Theater abgeschoben wird. In diesem Moment erreicht sie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter, der sie vor langer Zeit den Rücken gekehrt hat. Nach der einsamen Beerdigung, an der nur der laut-vulgäre Julius (Martin Lüttge) teilnimmt, der heimliche Verehrer der Verstorbenen, reist sie allein in ihre alte Heimat Schlesien - eine Suche und Flucht zugleich, der sich ungefragt Julius und dessen widerstrebender Jugendfreund Richard, ein amtsmüder Priester (ähnelt Mad Mikkelsen: Wolfram Koch), anschließt.

      Ergriffen von Erinnerungen, die als Sehnsuchtsbilder, Trugbilder und Alpbilder erscheinen - schmerzhafte wie schöne - und zerstieben, wenn man danach greift, folgt die leicht inkompatible, sich gerne kabbelnde Fahrgemeinschaft ihrer Vergangenheit und wird zugleich von ihr verfolgt. Da redet Lena mit ihrer toten Mutter und Julius denkt an seinen verschollenen Vater, einen KZ-Wärter, und mitunter blenden diese Eindrücke ins Expressionistische einer Theaterinszenierung über, oft zum Surrealen, wenn innere Bilder schmutzig-märchenhaft aufleuchten.

      Die symbolstarke Mär von einer, die sich weigerte, Wurzeln zu schlagen und doch am Ende einen Bund eingeht, handelt sensibel und auf bezaubernd-unaufdringliche Art von den Dingen, die man, in vielfacher Hinsicht, nicht begreifen kann. Die Frage, ob Erinnerungen eine andere Wirklichkeit sind, drängt sich auf, so geisterhaft fallen ihre Manifestationen aus - doch trotz des schieren Ausmaßes an Bedauern und aller Melancholie nie schwerwiegend. Denn fröhliche Musik und lakonische Komik lockern die Suche dieser so nüchtern-ernsten Figuren nach dem Sinn des Lebens entschieden auf und die trefflich-spröden Dialoge sind zum Schmunzeln wie zum Nachdenken. tk.
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